Kommentar: Leuenberger zeigt ein Herz für die Kleinen, aber leider keine Antenne für Qualität

Von Helmuth Fuchs


Gebühren und ein garantierter Platz auf dem Kabelnetz, respektive auf der Ultra-Kurzwelle (UKW) standen auf der Wunschliste aller Sender. Einige wie Tele Züri oder Radio Energy gingen leer aus. Der Radiopionier Roger Schawinski ist mit seinem Radio für Nicht-mehr-Pubertierende im Grossraum Zürich erfolgreich und bedauert eigentlich nur, dass er als Garant für Wettbewerb und Qualität nicht gleich alle anstehenden Konzessionen in allen Gebieten bekommen hat.


Der intellektuelle Filigrandenker in Entscheidungspos(s)e
Als Nichtbetroffener erstaunt mich viel mehr, wie Moritz Leuenberger als sensibler Intellektueller und Filigrandenker in der Begründung seines letztlich unergründlichen Entscheides von Qualität der Sender und ihrer Vielfalt reden kann. Mit Sicherheit hat er nie die Qual erduldet und sich durch die Ödnis dieser Sender und das immergleiche Klang-Gedudel gezappt. Wie hier völlig talentfreie Nachwuchsmoderatoren zwischen tiefer Betroffenheit und unzerstörbarem Frohsinn Nichtigkeiten über den Äther verströmen ist so nötig und wichtig wie Zahnweh.


Gammelradio und Grenzdebiles aus dem Reich der bewegten Bilder
Den ultimativen Beweis der Nutzlosigkeit all dieser Lokalsender ist durch die Tatsache erbracht, dass die Staatssender nach wie vor mit Abstand die meisten Zuhörer und Zuschauer haben und Moritz Leuenberger mit seinen heutigen Vergaben politisch die öffentlichen Sender unbehelligt gestärkt hat. Im Privatbereich herrscht Einheitsbrei, musikalisches Gammelradio ab Konserven, debile Gesangs- und Schönheitswettbewerbe. Man weigert sich zu glauben, dass Personen mit nur einigermassen intaktem Sozialleben und einem Restbestand an intellektueller Neugier hier länger als einige Minuten verweilen, ohne Schaden zu nehmen.


Konkurrenz statt Angst vor Gebührenverlust
Konsequent wäre es gewesen, all die Äther-Verschmutzer gleich aus dem Verkehr zu ziehen. Über Gebühren geben wir jetzt schon über Gebühr viel Geld aus. Die Medienhäuser könnten sich dann zur Abwechslung echten Innovationen in neuen Medienbereichen wie dem Internet widmen, statt mit schlechten Kopien der öffentlichen Sender nach Staatsgeldern zu gieren. Dann könnten sie sich auch wieder als echte Konkurrenz zu den Staatssendern etablieren, statt aus Angst vor dem Verlust von Gebührengeldern dem Staatsfernsehen oppositionslos auch das Internet zu überlassen.





Die Konzessionen beim Fernsehen:
– Canal 9 im Wallis
– Canal Alpha im Arc Jurassien,
– Tele M1 in Aargau-Solothurn und
– Tele Ostschweiz in der Ostschweiz
– Vaud Fribourg TV (Edipresse, Groupe St. Paul/Freiburg und Waadtländer Gemeinden) in Vaud-Fribourg
– Tele 1 (Neue Luzerner Zeitung bzw. NZZ-Gruppe) in der Innerschweiz (Tele Tell (AZ Medien) keine Konzession)
– Tele Top (Top-Medien von Günter Heuberger) in Zürich-Nordostschweiz (TeleZüri (Tamedia AG) keine Konzession)

Die Konzessionen beim Radio:
– Radio Cité in Genf
– Radio Grischa in der Südostschweiz
– Arc FM (im Besitz von Pierre Steulet) im Arc Jurassien
– Radio Argovia im Aargau
– Basel 1 in der Region Basel
– Radio Basilisk in der Region Basel
– Radio Lac im Arc Lémanique
– Radio Lausanne FM im Arc Lémanique
– Rouge FM im Arc Lémanique
– Buzz FM (Stéphane Barbier-Mueller, Maurice Felix) anstelle von One FM (Overshop Holding SA)
– RMC Züri (Music First Network AG von Giuseppe Scaglione) in der Region Region Zürich anstelle von Radio 1 (Roger Schawinski)
– Radio 1 in der Region Zürich-Glarus
– Radio 24 in der Region Zürich-Glarus
– Radio Zürichsee in der Region Zürich-Glarus (Radio Energy (zu 51 Prozent Ringier AG) keine Konzession)


Von den 54 zu vergebenden UKW-Radio- und TV-Konzessionen wurden in einer ersten Phase im Juli 2008 jene 33 Konzessionen erteilt, für die jeweils nur eine Bewerberin kandidierte. Mit Ausnahme eines neuen nicht kommerziellen Veranstalters in Winterthur (Radio Stadtfilter) wurden durchwegs bestehende Stationen bestätigt, 27 UKW-Radio und 6 Regionalfernsehveranstalter.

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