Finanzkrise: Folgen der europäischen Hilfsmassnahmen sind umstritten

Das Hilfsprogramm der europäischen Regierungen werde «vielleicht» die Abwärtsspirale stoppen und eine gewisse Stabilisierung der Finanzbranche mit sich bringen, sagt der Neuenburger Finanzdirektor und Vizepräsident des Rats der Schweizerischen Nationalbank, Jean Studer. «Es ist aber nicht sicher, ob die Wirkung dauerhaft sein wird», sagte Studer.


Beat Kappeler: Kein Nutzen für die Schweiz
Die Schweiz würde keine Nutzen aus dem europäischen Hilfsprogramm ziehen, da die Schweizer Banken ohnehin intakt seien, sagte der Wirtschaftsexperte Beat Kappeler. Die europäischen Regierungen müssten Schäden reparieren, die von den Banken in den eigenen Ländern verursacht worden waren.


Schweizer Banken profitieren
Die Schweizer Banken seien im Verleich zum Ausland solider, sagte auch der Lausanner Wirtschaftswissenschaftler Thomas von Ungern. Einige ausländische Banken hätten sich weit stärker verspekuliert als die UBS oder die Credit Suisse. Dennoch würden die Schweizer Banken profitieren, weil durch die Hilfsmassnahmen der Druck auf die Finanzmärkte nachlassen werde.


Konjunkturabschwächung wegen hoher Öl- und Rohstoffpreise
Die Krise werde die Realwirtschaft «möglicherweise gar nicht» treffen, so die Meinung von Beat Kappeler. Die Probleme im Interbankenhandel hätten kaum einen Monat angedauert. Die Konjunkturabschwächung führt Kappeler allein auf die hohen Preise beim Öl und anderen Rohstoffen zurück.


Langfristige Auswirkungen durch US-Privatkonkurse
Für Wirtschaftsprofessor von Ungern mag das Bankensystem zwar auf dem Weg der Genesung sein. Zahlreiche amerikanische Privathaushalte könnten aber Kredite, die ihnen vorschnell zugesprochen worden waren, nie mehr zurückzahlen. Dies werde das Finanzsystem noch weiter belasten. Wenn die Regierungen für diese Gelder aufkämen, werde dies enorme Spuren in den öffentlichen Haushalten hinterlassen, sagt von Ungern. Die Schweiz hänge wirtschaftlich und konjunkturell stark vom übrigen Europa ab. Die Hilfsmassnahen der europäischen Regierungen sei entscheidend für die Stabilität des Euro. (awp/mc/pg/33)

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