EU-Schluss: Verluste – Nervosität, Misstrauen und grosse Vorsicht
Der EuroSTOXX 50 schloss mit einem Abschlag von 2,46 Prozent auf 2.628,34 Zähler. Der STOXX 50 büsste 2,90 Prozent auf 2.291,85 Zähler. Für den französischen CAC-40-Index ging es um 1,55 Prozent auf 3.442,70 Punkte abwärts. Londoner FTSE 100 fiel um 1,21 Prozent auf 4.313,80 Punkte.
ArcelorMittal legten nach einem mehr als 17-prozentigen Verlust am Mittwoch nun um 9,11 Prozent auf 25,095 Euro zu. Der weltgrösste Stahlkonzern stellte trotz der Belastungen durch die Finanzkrise für den restlichen Jahresverlauf weiteres Wachstum in Aussicht. Der operative Gewinn (EBITDA) soll in der zweiten Jahreshälfte insgesamt den Rekordwert aus dem ersten Halbjahr übertreffen. Für das abgeschlossene dritte Quartal bestätigte ArcelorMittal das Ziel eines EBITDA von mehr als 8,5 Milliarden Dollar.
Banken- und Finanzwerte zeigten sich europaweit uneinheitlich. Die Titel der Unicredit waren mit plus 9,20 Prozent auf 2,67 Euro Spitzenwert im Auswahlindex der Eurozone. Ubi Banca stiegen im MIB30 um 2,72 Prozent auf 13,73 Euro. Die italienische Regierung beschloss als «Vorsichtsmassnahme» einen Anti-Krisen-Plan zur Sicherung der Banken und der Spareinlagen. Nach Presseberichten soll bedrängten Banken ein Fonds von 20 Milliarden Euro für Rettungsaktionen in Aussicht gestellt worden sein.
Mit Ausnahme der Dexia Banque, die 2,87 Prozent auf 5,828 Euro einbüssten, legten im CAC 40 alle Bankenwerte zu. Die Regierungen Belgiens, Frankreichs und Luxemburgs haben die Hypothekenbank Dexia zum zweiten Mal gerettet. Die Regierungen garantieren zunächst ein Jahr lang für neue Mittelaufnahmen von Dexia bei anderen Banken und institutionellen Anlegern, teilte der belgische Premierminister Yves Leterme nach nächtlichen Marathonverhandlungen mit.
Trotz weiterer Abschreibungen in Höhe von 275 Millionen Euro im dritten Quartal gewann die Aktie des niederländischen Finanzinstituts Aegon 3,17 Prozent auf 4,236 Euro. Aegon habe aber eine starke Kapitalbasis, hiess es seitens des Konzerns.
In London begaben sich Bankenwerte ebenfalls auf Erholungskurs. Allen voran schnellten HBOS an der «Footsie»-Spitze um etwas mehr als 30 Prozent nach oben. Einem Bericht des «Daily Telegraph» zufolge strebt die Lloyds TSB Group nach den massiven Kursverlusten der HBOS-Aktien Neuverhandlungen für die geplante Übernahme an. Lloyds lehnte einen Kommentar ab – die Lloyds-Titel selbst gewannen 0,83 Prozent auf 217,25 Pence. Barclays hingegen büssten am Ende des Footsie 13,11 Prozent auf 242,00 Pence ein. Kreisen zufolge will die Bank, bevor sie staatliche Hilfe annimmt, versuchen, ihre Kapitalbasis anderweitig aufzubessern. So wolle sie ihren Aktionären unter anderem die Möglichkeit bieten, beispielsweise Vorzugsaktien zu erwerben, hiess es aus mit der Situation vertrauten Quellen.
Aviva kletterten um 6,76 Prozent auf 434,25 Pence. Der britische Versicherer bekräftige nach Ankündigung des milliardenschweren staatlichen Rettungspakets, eine starke Kapitalbasis zu haben. Darüber hinaus habe sich Aviva stärker gegen weitere Kursverluste an den weltweiten Märkten abgesichert. (awp/mc/gh/36)