Swiss Re: Weiter sinkende Prämien – teilweise Boden erreicht
Dabei stellt die Inflation in zahlreichen Ländern nach Meinung von Swiss Re ein zusätzliches Risiko für die Kapitalbasis der Versicherer dar – dies könne das Problem der Unterversicherung verschärfen. In einigen Marktsegmenten zeigt sich jedoch eine Seitwärtstendenz bei den Prämien bzw. dürfte die Talsohle erreicht sein. Dabei seien für die Branche insbesondere die Auswirkungen der inflationären Tendenzen auf die Kosten für Medizindienstleistungen und auf die Löhne relevant. Etwas weniger spüre man die Auswirkungen in den Bereichen «commodities» und Nahrungsmittel, sagte CEO Jacques Aigrain am Investoren und Medienmeeting von heute Montag im Rahmen des jährlichen Branchentreffens «Les Rendez-vous de September 2008» in Monte Carlo.
Deckungen regelmässig überprüfen
Für die Versicherungsindustrie gelte es, die Inflation bei der Festlegung der Deckung und der Preisgestaltung zu berücksichtigen. Dazu können beispielsweise indexierte Prämien dienen, die in Europa gebräuchlich sind, in den USA jedoch noch nicht, so der CEO weiter. Zudem gelte es die Deckungen regelmässig zu überprüfen, restriktivere Limiten zu setzen, die Prämien anzupassen und Reserven in inflationsgeschützte Finanzanlagen zu investieren.
Aufwärtstrend bei Naturkatastrophenschäden
Bei den Naturkatastrophenschäden (NatKat) zeige sich nach zwei Jahren mit geringeren Schäden 2008 nun wieder ein Aufwärtstrend, so Aigrain weiter. So seien die versicherten NatKat-Schäden der Gesamtindustrie bis zum 1. September 2008 um 20% über dem Vorjahr. Damit würden die 2008er Zahlen den langfristigen Trend zu höheren Schäden bestätigen. Aus dem Hurrikan «Gustav» erwartet Swiss Re für die Branche versicherte Schäden von 4 bis 8 Mrd USD. Anders als in der Vergangenheit könne die zunehmende Schadenlast angesichts der aktuellen Situation an den Märkten nicht durch die Kapitalerträge kompensiert werden, so Aigrain weiter.
Prämien: Erste Zeichen einer Stabilisierung
Für die 2008/2009 anstehenden Vertragserneuerungen setze sich der Trend zu tieferen Prämien fort. Allerdings seien erste Zeichen einer Stabilisierung auszumachen, so die Einschätzung von Swiss Re. Deshalb fokussiere Swiss Re weiterhin konsequent auf diszipliniertes Underwriting und, schrieb der Rückversicherer im Vorfeld eines Medienbriefings.
Kostendeckende Margen im Fokus
Vor diesem Hintergrund stehe für die Swiss Re der Erhalt kostendeckender Margen im Vordergrund, auch wenn dies bedeute, dass die Volumen sinken, so Michel Liès, Leiter Client Markets. Bei den Vertragserneuerungen bis Juli 2008 habe man vom total zur Erneuerung anstehenden Sach- und Haftpflicht-Portfolio im Volumen von 14,2 Mrd CHF geschätzte 77% erneuert. 21% seien aufgekündigt oder ersetzt worden. Das attraktivere Neugeschäft mache zusätzliche 13% aus. Nach der Erneuerung werde sich das Volumen des bis Juli zur Erneuerung anstehenden Portfolios auf geschätzte 12,5 Mrd CHF belaufen.
Attraktive Anlagemöglichkeiten
Für die frei werdende Kapazität sieht CFO George Quinn unter anderem im Lebenbereich mit Admi-Re-Geschäften attraktive Anlagemöglichkeiten. Dabei sei im Sach- und Haftpflichtgeschäft der Sachversicherung zuviel Kapazität auf dem Markt, so Liès. Allerdings würde die Nachfrage nach NatKat-Deckungen steigen und der Markt dürfte vorderhand seitwärts tendieren. In Europa wird im nicht-proportionalen Geschäft mit weiter sinkenden Prämiensätzen gerechnet, während das proportionale Geschäft Boden gefunden haben soll, hiess es weiter.
Preise im Raumfahrtsgeschäft ziehen an
Im Haftpflichtsegment sei im Markt genügend Kapazität vorhanden, so Liès. Dabei verlaufe der Trend bei den Prämien im Motorfahrzeughaftpflichtbereich seitwärts. Bei den Transport- und Engineering-Deckungen zeige sich weiter ein Abwärtstrend. Hingegen dürfte das Luftfahrtsgeschäft Boden gefunden haben und würden die Preise im Raumfahrtsgeschäft anziehen. Die Anleger reagierten positiv auf die News von Swiss Re (sowie die Rettung von Fannie Mae und Freddie Mac) und lassen den Kurs der Rückversicherungs-Aktie bis um 16.00 Uhr um 6,9% auf 69,70 CHF steigen. Der SMI legt um 3,2% zu. (awp/mc/ps/05)