Allianz verkauft Dresdner Bank für 9,8 Milliarden Euro an Commerzbank

Damit entstehe «die führende Privat- und Firmenkundenbank in Deutschland», hiess es in einer Pflichtmitteilung der Allianz. Die Fusion wird nach Angaben der Commerzbank 9.000 Vollzeitstellen kosten. Diese sollen «sozialverträglich abgebaut werden», heisst es in einer Pflichtmitteilung der Bank. 2.500 Stellen sollen im Ausland wegfallen, rund 70 Prozent davon entfällt auf Abwicklungs-, Steuerungs- und Produktionseinheiten sowie das Investmentbanking. Derzeit haben beide Banken laut Commerzbank zusammen knapp 67.000 Mitarbeiter. Das Filialnetz wird bis zum Jahr 2012 auf 1.200 gestutzt.


Gewerkschaften sind skeptisch
Ver.di-Vorstand und Commerzbank-Aufsichtsrat Uwe Foullong sagte in einer ersten Stellungnahme: «Wir haben immer vor Grossfusionen gewarnt. Das Mindeste, was wir jetzt vom Commerzbank-Vorstand erwarten, ist eine mehrjährige, umfangreiche sozialverträgliche Gestaltung des Prozesses.» Die Gewerkschaft werde gemeinsam mit den ver.di-Betriebsräten «alle Hebel in Bewegung setzen, um die gefährdeten Arbeitsplätze zu retten». Die Commerzbank kündigte an, bis Ende 2011 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.


Transaktion in zwei Schritten
Die Commerzbank übernimmt zunächst 60,2 Prozent der Konkurrentin Dresdner Bank und will den Rest in einem zweiten Schritt erwerben. Abgeschlossen sein soll die Transaktion spätestens Ende 2009. Die Allianz wird mit knapp 30 Prozent grösster Aktionär der neuen Commerzbank. Zudem erwirbt der Versicherungsriese die Commerzbank- Fondstochter Cominvest. Die Dresdner-Tochter Oldenburgische Landesbank bleibt in der Allianz-Gruppe.


Dresdner schreibt seit Sommer 2007 rote Zahlen
Vereinbart wurde ein langfristiger Schirm für Risikopapiere, zu dem die Allianz 975 Millionen Euro sowie die Commerzbank 275 Millionen Euro beisteuert. Die Dresdner Bank war infolge der seit Sommer 2007 tobenden Finanzmarktkrise tief in die Verlustzone gerutscht, nach letzten Zahlen türmten sich knapp drei Milliarden Euro Belastungen auf. Vor allem die Investmentbanking Sparte Dresdner Kleinwort geriet in Bedrängnis. Die Allianz hatte die Dresdner Bank 2001 für rund 23 Milliarden Euro übernommen und teuer saniert.


300 Filialen schliessen
«Aus der Integration der beiden Häuser ergibt sich ein Effizienzsteigerungs-und Synergiepotenzial, das für die Aktionäre des neuen Instituts die Chance auf erhebliche Wertsteigerungen eröffnet», erklärte die Allianz. Auch bei den Filialen soll der Rotstift angesetzt werden. In der Mitteilung vom Sonntag heisst es: «Mit insgesamt 1.200 Filialen wird die Bank künftig für Privat- und Geschäftskunden noch besser erreichbar sein.» Nach Angaben der Commerzbank kamen die beiden Institute zuletzt auf rund 1.500 Zweigstellen.


Mittelfristige Eigenkapitalrendite von über 15 Prozent im Visier
 Der Transaktionswert von 9,8 Milliarden Euro setzt sich wie folgt zusammen: In bar zahlt die Commerzbank 2,5 Milliarden Euro an die Allianz. Mit 3,4 Milliarden sowie weiteren 3,2 Milliarden Euro werden die Aktien bewertet, die die Allianz an den neuen Institut erhält. Schliesslich schlägt der Wert der Cominvest-Übertragung mit 0,7 Milliarden Euro zu Buche. Die Übernahme soll den Gewinn je Commerzbank-Aktie ab 2011 steigern. Mittelfristig strebt die neue Gruppe eine Eigenkapitalrendite von mehr als 15 Prozent an. Weitere Details sollten am Montag bei einer Pressekonferenz um 10.30 Uhr bekanntgegeben werden.


12,3 Millionen gemeinsame Kunden
Das neue Institut aus Commerzbank und Dresdner Bank ist mit einer Bilanzsumme von knapp 1,1 Billionen Euro deutliche Nummer Zwei in der deutschen Bankenbranche hinter der Deutschen Bank mit einer Bilanzsumme von fast 2 Billionen Euro. Zusammen haben die beiden Institute in Deutschland nach letzten Angaben 12,3 Millionen Kunden. Damit entsteht in Deutschland jener zweite «nationale Champion», den Politiker wiederholt gefordert hatten. Eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sagte am Sonntag: «Das ist eine Unternehmensentscheidung. Dazu werden wir uns nicht äussern.»


Chinesen haben das Nachsehen
Ausser der Commerzbank war zuletzt auch die China Development Bank (CDB) als potenzieller Käufer der Dresdner Bank gehandelt worden. Im Allianz-Vorstand gab es nach Informationen aus Finanzkreisen durchaus Stimmen für eine solche Variante. Auch Arbeitnehmervertreter hatten sich für eine ausländische Lösung ausgesprochen, weil dabei nach ihrer Einschätzung weniger Jobs weggefallen wären. Allerdings gab es nach Informationen aus Finanzkreisen gegen die China-Variante Widerstand aus der Politik und unter den Kunden des Allianz/Dresdner- Bank-Konzerns. Eingefädelt wurde der Deal von Commerzbank-Chef Martin Blessing, der Deutschlands zweitgrösste Bank erst seit Mitte Mai führt, und Allianz-Chef Michael Diekmann, dem nachgesagt wird, von Anfang an kein grosser Freund der Dresdner-Übernahme 2001 gewesen zu sein. Zeitweise war auch über ein Dreierbündnis aus Commerzbank, Dresdner und Postbank spekuliert worden.


Allianz rechnet mit Verdopplung des Bancassurance-Geschäfts
Die Allianz verspricht sich vom Verkauf ihrer Tochter Dresdner Bank an die Commerzbank eine Verdopplung des Bancassurance-Geschäfts. Das Volumen der Versicherungsverträge, die am Bankschalter verkauft werden, dürfte sich durch den Zusammenschluss mehr als verdoppeln, heisst es in einer am Montag veröffentlichten Präsentation des Allianz-Vorstands. Die Commerzbank hatte bereits am Sonntagabend angekündigt, ihre im Jahr 2010 auslaufende Vertriebskooperation mit dem Allianz-Konkurrenten AMB Generali nicht zu verlängern. Künftig wolle sie nur noch Versicherungsprojekte der Allianz anbieten. 


Commerzbank will Kosten in neuer Bank um 1,9 Milliarden Euro drücken
Die Commerzbank will die jährlichen Kosten nach der Übernahme der Dresdner Bank um rund 1,9 Milliarden Euro drücken. 1,05 Milliarden Euro davon sollen im Investmentbanking eingespart werden. Dies geht aus einer am Montagmorgen veröffentlichten Analystenpräsentation zum geplanten Kauf der Dresdner Bank. Am Sonntagabend hatte die Allianz mitgeteilt, ihre angeschlagene Banktochter für insgesamt knapp zehn Milliarden Euro an die Commerzbank verkaufen zu wollen. (awp/mc/ps/07)

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