Schweiz – USA: Starke Ergebnisse, aber offene Fragen für die Zukunft
Auch die US Exporte in die Schweiz erzielten einen Rekord: Sie wuchsen um 13 Prozent auf CHF 9.4 Milliarden. Mit CHF 9 Mrd. erzielte die Schweiz einen beachtlichen Handelsbilanzüberschuss, der allerdings gegenüber dem Vorjahr um 11% geringer ausfiel – der erste Rückgang seit 2003. Und das erste Halbjahr 2008 zeigt Schwächen: Sowohl Exporte nach wie auch Importe aus den USA verzeichnen einen spürbaren Rückgang. Eine Trendwende?
Direktinvestitionen der USA wuchsen um 11 Prozent auf 100 Mrd. CHF
Die Direktinvestitionen amerikanischer Firmen in der Schweiz wuchsen 2007 um 11% auf CHF 100 Mrd. und trugen massgeblich zum Wachstum der Schweizer Wirtschaft bei. Damit bestätigten die US-amerikanischen Unternehmen auch ihre Rolle als grösste ausländische Investoren in unserem Land. Nach einigen Jahren der Stagnation haben 2007 die Investitionen von Schweizer Firmen in den USA einen starken Aufschwung erlebt: mit einem Wachstum um 16% belaufen sie sich auf CHF 163 Milliarden. Wirtschaftspolitisch warfen die letzten 12 Monate allerdings zahlreiche Fragen hinsichtlich der weiteren Entwicklung der bilateralen Beziehungen auf: Strukturelle Veränderungen wie beispielsweise der tiefe Dollarkurs oder die schwächelnde US Wirtschaft, multilaterale Angelegenheiten (Zukunft des Freihandels und der Doha Runde, Sicherheitsmassnahmen und Unsicherheit darüber, was sich nach den Präsidentschaftswahlen verändern könnte) sowie bilaterale Themen wie beispielsweise die Handhabung des Bankgeheimnisses und die Zukunft der bilateralen Institutionen. Als eines der Länder mit dem höchsten Globalisierungsgrad ist die Schweiz ausgesprochen stark allfälligen Änderungen in der US Politik ausgesetzt. Deshalb ist es von eminenter Bedeutung, dass sie auch in Zukunft zu den USA eine intensive Beziehung pflegt und ihre Rolle als privilegierter Partner sichern kann.
Geschäftsbeziehungen entwickeln sich hervorragend
Die Geschäfte zwischen der Schweiz und den USA liefen im Jahr 2007 sehr gut. Die Schweiz importierte gegenüber dem Vorjahr 13% mehr Güter aus den USA und erreichte mit CHF 9.4 Mrd einen neuen Rekord. Gemäss Erhebungen aus den USA waren die US Exporte in die Schweiz deutlich höher als jene nach Spanien oder Italien, sie überstiegen sogar die Exporte nach Österreich, Dänemark, Finnland, Norwegen und Portugal – kombiniert! Folgende Branchen machten den Löwenanteil an den US-Exporten in die Schweiz aus: Chemie/Pharma (CHF 3.9 Mrd., +20%), Elektrotechnik (CHF 2.2 Mrd., +6.5%) und Maschinenbau (CHF 1.6 Mrd., +21%). Auch die Schweizer Exporte in die USA erreichten mit CHF 18.4 Mrd. (+ 1%) einen neuen Rekordstand. Im Zentrum standen hier die Schweizer Pharma- und Chemieindustrie (CHF 6.5 Mrd., -3.7%), die Elektrotechnikbranche (CHF 3.2 Mrd., +2.8%), der Maschinenbau (CHF 2.7 Mrd., -1%) sowie die Uhren-industrie (CHF 2.4 Mrd., +6.7%). Daraus resultiert ein Handelsbilanzüberschuss zugunsten der Schweiz von CHF 9 Mrd. Dieser Überschuss hat gegenüber dem Vorjahr um 11% abgenommen, steht aber immer noch sehr positiv einem massiven Handelsbilanzdefizit mit der EU gegenüber. Die Vereinigten Staaten waren wiederum hinter Deutschland der zweitgrösste Exportmarkt für Schweizer Güter. Damit stehen die USA noch vor unseren Nachbarstaaten Österreich, Italien oder Frankreich. Die Schweiz exportiert drei Mal mehr Güter in die USA als nach Japan und gar vier Mal mehr als nach China.
Schweiz ist siebt-grösster ausländischer Direktinvestor in den USA
Die ausländischen Direktinvestitionen haben sich wiederum in beide Richtungen stark positiv entwickelt. 2007 wuchsen die Schweizer Investitionen in den USA um 16% auf USD 163 Mrd., was unser Land weiterhin zum siebt-grössten ausländischen Direktinvestor in den USA macht. 550 Schweizer Unternehmen beschäftigen in den USA rund 270’000 Angestellte direkt, total beläuft sich diese Zahl auf beinahe eine halbe Million. Auch die US Investitionen in der Schweiz stiegen deutlich (um 11%) auf USD 100 Mrd. an – und machen die Vereinigten Staaten zum mit Abstand grössten ausländischen Investor in der Schweiz. Dieses Wachstum stammt von über 45 neuen Nieder-lassungen und Investments in der Schweiz von Firmen wie IBM, Kraft Foods, Google, Ecolab (Weltmarktführer für institutionelle Hygienelösungen), PPG (Fiberglas Technologie), Chiquita, Yahoo und andere. Heute beschäftigen 645 US Firmen in der Schweiz direkt an die 70’000 Personen, insgesamt sind es rund 110’000. Im April 2007 veröffentlichte die Swiss-American Chamber of Commerce in Kooperation mit der Boston Consulting Group die Studie «Multinational Companies on the Move – how Switzerland will win the Battle». Kern dieser Studie ist die hohe Bedeutung solcher Investitionen durch ausländische und schweizerische multinationale Unternehmen für das Wachstum der Schweizer Wirtschaft.
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Seite 2Wie geht es weiter?
Kurz- und mittelfristig stehen einige wichtige, ungelöste Fragen einer sicheren positiven Entwicklung im Weg. In struktureller Hinsicht beeinträchtigen eine schwächelnde US Wirtschaft und ein tiefer US Dollar die Schweizer Exporte. Die übersteigerten Sicherheitsvorkehrungen der USA wie das geplante Screening aller für die USA bestimmten Frachtcontainer oder die weiter erschwerten Einreisebestimmungen wirken sich hinderlich auf die Schweizer Exportwirtschaft aus. Viele Schweizer Multinationals sind daran, ihre Geschäftstätigkeiten zu überprüfen und evaluieren weitere Niederlassungen in der Dollarregion, um weiteren Währungsverlusten vorzubeugen. Das wäre für den Wirtschaftsstandort Schweiz ausgesprochen nachteilig.
US Präsidentschaftswahlen wirft Fragen auf
Die US Präsidentschaftswahlen vom November 2008 werfen für die Schweizer Exportwirtschaft und für die ausländischen Investitionen in den USA ernsthafte Fragen auf. Beide Präsidentschaftskandidaten machen sich im Wahlkampf für Regierungsprogramme stark, welche die Attraktivität des amerikanischen Marktes massgeblich schmälern könnten, namentlich für die Pharmaindustrie, die Banken oder für die Versicherungsbranche. Ausserdem steht in den Sternen, ob und mit welchem Effort eine neue Regierung sich mit dem Frei-handel und der Doha Runde auseinander setzen wird. Für kleine Staaten wie die Schweiz sind Freihandel und offene Märkte von zentraler Bedeutung. Und last but not least – im Verlaufe der kommenden sechs Monate werden alle Schlüsselfiguren in Washington ausgewechselt werden, ungeachtet dessen, wer schliesslich zum Präsidenten gewählt werden wird. All dies verursacht grosse Unsicherheit gerade im Zusammenhang mit noch bestehenden Verein-barungen.
Keine Verbesserung in den bilateralen Beziehungen
Im Hinblick auf die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und den USA hat sich die Situation in den vergangenen beiden Jahren nicht verbessert. Die fehlende Bereitschaft der Schweiz, mit den USA über ein Freihandelsabkommen zu verhandeln, die kontroverse Position der Schweiz an der WTO Doha Runde (namentlich die führende Rolle der Schweiz zu Gunsten des landwirtschaftlichen Protektionismus) sowie der umstrittene Besuch der Schweizer Aussenministerin in Teheran haben sich nicht unbedingt als förder-lich für die schweizerisch-amerikanische Beziehung erwiesen. Die im Jahre 2006 geschaffenen Diskussionsplattformen haben erst limitierte Erfolge vorzuweisen, und es ist unklar, ob sie unter einer neuen Regierung weiterhin Bestand haben werden. Und zu guter Letzt nagen die aktuellen Dis-kussionen um das Bankgeheimnis und die Probleme einer grossen Schweizer Bank an der schweizerisch-amerikanischen Beziehung und am Image der Schweiz in den USA. Die Swiss-American Chamber of Commerce ruft sowohl die Schweizer Regierung wie alle anderen Interessensvertreter mit Nachdruck dazu auf, sich die Wichtigkeit der Wirtschaftsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten ins Bewusstsein zu rufen und auch entsprechendend zu kommunizieren; die bi-laterale Beziehung zwischen diesen beiden Staaten gehört zuoberst auf die Prioritätenliste. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um zur neuen Administration in Washington möglichst frühzeitig Brücken zu bauen, um der Schweiz ihre Rolle als privilegierten Partner weiterhin zu sichern.
(Swiss-American Chamber of Commerce/mc/hfu)
Informationen zur Swiss-American Chamber of Commerce:
– 2500 Mitglieder
– Ein prominenter Verwaltungsrat, der sich aus den top Business Leaders schweizerischer Multinationals und europäischer Niederlassungen von US Firmen zusammensetzt.
– Über 150 Manager aus dem obersten Kader, welche sich ehrenamtlich in den verschiedenen Chapters und Committees für die Anliegen der Chamber einsetzen.
– Gesunde Finanzen, die Mitgliedsbeiträge sind seit 18 Jahren unverändert.