Eichhof: Weko bewilligt Übernahme durch Heineken
Es gebe keine genügenden Anhaltspunkte für eine dauernde Marktbeherrschung durch die Brauerei-Riesen Heineken/Eichhof und Carlsberg/Feldschlösschen, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Ende Mai tönte es noch anders: Die Weko kündigte eine vertiefte Untersuchung der Fusionspläne an. Sie äusserte die Befürchtung, dass in den Restaurants nur noch Bier der beiden grossen Konzerne ausgeschenkt werden könnte.
Die Grossen dominieren
Mit der Übernahme von Eichhof kann Heineken den Marktanteil in der Schweiz gemäss eigenen Angaben von bisher 13 auf rund 23% steigern. Der dänische Marktführer Carlsberg/Feldschlösschen deckt rund 40% des Schweizer Markts ab. Trotz dieser klaren Dominanz der beiden ausländischen Konzerne ist die Weko der Ansicht, dass der Biermarkt «offen genug» sei und Konkurrenten weiterhin «ohne hohe Schranken» in den Schweizer Markt eintreten könnten.
Regionale Konkurrenz
Die lokal und regional verankerten Brauereien würden durch die Fusion von Eichhof und Heineken in ihrer Konkurrenzfähigkeit nicht eingeschränkt, erklärt die Weko weiter. Doch auch die Kleinen werden von den Grossen geschluckt: Bereits früher hatte Heineken die Marken Calanda, Haldengut, Ittinger und Klosterbräu gekauft. Mit Cardinal, Gurten, Warteck und Hürlimann kontrolliert Carlsberg/Feldschlösschen ebenfalls kleinere Marken. Nach der Übernahme von Eichhof durch die Niederländer ist die St. Galler Brauerei Schützengarten die grösste unabhängige Bier- Produzentin in der Schweiz. Sie kommt allerdings gerade mal auf einen Marktanteil von rund 4%.
Detailhändler passen auf
Die Angebotsvielfalt ist das Eine, die Möglichkeit, hohe Preise durchzusetzen, das Andere. Doch auch hier gibt die Weko Entwarnung: Die grossen Detailhändler könnten «den Verhaltensspielraum der beiden grossen Brauereigruppen massgeblich beschränken». Im Klartext: In den Läden werden genügend andere Bier-Marken verkauft. Die Konsumenten sollten das neue «Bier-Duopol» also nicht zu spüren bekommen. Trotz lokaler und regionaler Konkurrenz, die einige erfolgreiche Nischenprodukte anbietet, bleiben Befürchtungen über einen Ausverkauf des Schweizer Biermarkts. So unterzeichneten 4’000 Personen eine Protestnote gegen den Eichhof-Heineken-Deal. Auch die Stadt und der Kanton Luzern sprachen von einem Verlust. Der Heineken-Konzern, der rund 290 Mio CHF für Eichhof zahlt, versprach aber, dass die Brauerei in der Zentralschweiz weitergeführt werde.
Nur die Farbmetrik bleibt
Der Entscheid der Weko mache den Weg frei für die Neuausrichtung der Eichhof Gruppe, heisst es in einem Communiqué des Unternehmens. Nach der Abspaltung der Getränke-Sparte konzentriert sich die «neue» Eichhof auf ihr Farbmetrik-Geschäft (Datacolor). Von der ebenfalls noch verbliebenen Immobilien-Sparte will sich die Gesellschaft bis Ende Jahr trennen. Der Verkaufsprozess verläuft laut Eichhof planmässig. Auch Heineken begrüsst den Weko-Entscheid. Nun könne damit begonnen werden, die rechtliche und operationelle Zusammenführung zu planen. Die Eichhof Getränke Holding werde voraussichtlich Ende 2008 juristisch integriert sein, hiess es. (awp/mc/ps/11)