US-Universitäten: Kaderschmieden für die Elite sind weltweit gefragt

Jedes vierte ging nach Indien, China und Südkorea. Auf der Liste der 100 besten Universitäten weltweit, vom britischen Bildungsnetzwerk QS (Quacquarelli Symonds) jährlich neu ermittelt, stand 2007 ein weiteres Mal Harvard. Amerikanische Hochschulen schafften es auf sechs der Top-Ten-Positionen.


Flexible Verwaltungsstrukturen
Der deutsche Atomphysiker Wolfgang Ketterle forscht am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge bei Boston. Für eine Entdeckung, die er dort mit zwei US-Kollegen machte, holte er den Nobelpreis 2001 nach Deutschland. Er findet, dass Amerika vom Glanz einiger weniger Eliteschulen profitiert. «Im Durchschnitt sind deutsche Universitäten aber besser», sagt er. Der deutschstämmige Biochemiker Günter Blobel, Nobelpreisträger von 1999, sieht den Vorteil der US-Kaderschmieden vor allem in deren flexibleren Verwaltungsstrukturen. 1967 promovierte Blobel in den USA und liess sich später in dem Land nieder. Der 72-jährige Blobel forscht heute immer noch an der Rockefeller Universität in New York. «Hier habe ich die Freiheit, so lange zu arbeiten, wie ich will und nicht wie eine Vorschrift es diktiert», sagt er.


Das Geschäft mit den Studenten
Für die USA, die Hochburg des Kapitalismus, bedeuten ausländische Studenten und Jungforscher nicht zuletzt Big Business. Sie trugen nach Angaben des Institute of International Education (Washington) im Studienjahr 2006/7 knapp 14,5 Milliarden Dollar (15,9 Mrd. Franken) netto zur US-Wirtschaft bei. «Internationale Ausbildung ist der fünftgrösste Service-Export, noch vor medizinischen Diensten», sagte der Präsident des Institutes, Allan E. Goodman, der «New York Times». Die Hälfte der Einnahmen fliesst in die Kassen der Universitäten, die bis zu 40 000 Dollar im Jahr an Studiengebühren schlucken, der Rest in den Lebensunterhalt.


Einsatz von Werbestrategen
Mit diesem Profit vor Augen beschäftigen US-Hochschulen heute Werbestrategen, die ihnen Markennamen verpassen und für Nachfrage sorgen, wie das Magazin «Business Week» kürzlich berichtete. Zugute kommen den USA die Weltsprache Englisch und das vielseitige Angebot an Studienfächern. «Was immer man sich vorstellen kann, wird irgendwo in Amerika unterrichtet», verheisst der «US Study Guide» 2007. Wer die Aufnahme in eine der besseren Universitäten schafft, wird reich belohnt. Die Absolventen beziehen Anfangslöhne, die unabhängig vom Fach ein Drittel über denen von Absolventen weniger namhafter Hochschulen liegen, wie das «Wall Street Journal» schrieb.


Kaderschmieden
Ausser in klingender Münze zahlt sich das Studium in den USA für manche mit politischer Macht oder mit diplomatischem Einfluss aus. Zwei frühere UNO-Generalsekretäre, Kofi Annan (Ghana) und der Ägypter Boutros Boutros-Ghali, liessen sich in Amerika schulen. Der Spanier Javier Solana, ehemaliger NATO-Generalsekretär und heutiger EU-Aussenbeauftragter, und auch ehemalige Staats- und Regierungschefs wie Vicente Fox (Mexiko), Süleyman Demirel (Türkei) und Ehud Barak, inzwischen Israels Verteidigungsminister, waren in Amerika auf die Universität gegangen. (awp/mc/ps/04)

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