EZB-Rat wird auch in nächster Zeit alle Entwicklungen «sehr genau» verfolgen
Dies heisst es in dem am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Bericht für August. Der EZB-Rat werde auch in nächster Zeit alle Entwicklungen «sehr genau» verfolgen. Der Rat unterstreiche, dass die Gewährleistung von Preisstabilität auf mittlere Sicht sein vorrangiges Ziel ist. Der Rat sei fest entschlossen, die mittel- und langfristigen Inflationserwartungen fest auf einem Niveau verankert zu halten, das mit Preisstabilität in Einklang stehe, so der Bericht weiter.
Trichet-Aussagen bekräftigt
Die seit der letzten Sitzung des EZB-Rats verfügbar gewordenen Informationen hätten die Überlegungen, die dem Zinserhöhungsbeschluss vom Juli zugrunde lagen, weiter untermauert, hiess es. Damit bekräftigte die EZB jüngste Aussagen ihres Präsidenten Jean-Claude Trichet. Vor einer Woche hatte die EZB den Leitzins im Euroraum wie erwartet unverändert bei 4,25 Prozent belassen, nachdem die Währungshüter den Leitzins im Juli erstmals seit über einem Jahr um 0,25 Prozentpunkte erhöht hatten.
Teuerungsrate weiterhin über Zielwert
Die Teuerungsrate im Währungsraum werde vermutlich über einen längeren Zeitraum deutlich über dem Zielwert der EZB von knapp zwei Prozent verharren. Darüber hinaus bestünden auf mittlere Sicht weiterhin Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität, heisst es im Monatsbericht. Diese Einschätzung werde durch ein anhaltend kräftiges Geldmengenwachstum gestützt. Im Juli betrug die Inflationsrate im Euroraum vorläufigen Angaben zufolge 4,1 Prozent. Die Gewährleistung von Preisstabilität auf mittlere Sicht sei das vorrangige Ziel der EZB. Der Rat sei fest entschlossen, die mittel- und langfristigen Inflationserwartungen fest auf einem Niveau verankert zu halten, das mit Preisstabilität vereinbar ist.
Wachstumsabschwächung per Mitte 2008
Die jüngsten Wirtschaftsdaten deuteten auf eine Abschwächung des realen Wirtschaftswachstums um die Jahresmitte 2008 hin, die nach dem aussergewöhnlich starken Zuwachs im ersten Quartal teilweise erwartet worden sei, heisst es im Monatsbericht. Nach Auffassung des EZB-Rats seien die Aussichten für die Konjunkturentwicklung unter anderem aufgrund der ausgesprochen hohen und volatilen Rohstoffpreise sowie der anhaltenden Spannungen an den Finanzmärkten weiterhin mit grosser Unsicherheit behaftet. Insgesamt überwiegen aus Sicht der EZB die Abwärtsrisiken.
EZB-Umfrage: Geringere Wachstums- und höhere Inflationserwartungen
Eine Befragung der Europäischen Zentralbank EZB bei Experten für das dritte Quartal hat bei einer etwas geringeren Wachstums- eine deutlich höhere Inflationserwartung ergeben. Die Experten erwarteten für das laufende Jahr mit 3,6% eine deutlich höhere Inflationsrate als bisher, wie weiter aus dem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht der EZB hervorgeht. Für 2009 ergab sich ebenfalls ein höherer Wert von 2,6 (2,2) %. Für das Wirtschaftswachstum zeigten sich die befragten Experten eine Spur pessimistischer. Für das laufende Jahr wurde zwar weiter ein Wachstum von 1,6% prognostiziert. Die Erwartung für 2009 wurde aber um 0,3 Punkte auf 1,3 Prozent gekappt. Längerfristig ergibt sich der Umfrage zufolge bei einem Wachstum von 2,1 (2,1) % eine Inflationsrate von 2,0 (1,9) %. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflation von knapp unter 2% an. (awp/mc/ps/16)