CH-Eröffnung: Talfahrt wieder aufgenommen – Banken abgehängt
Die Immobilien- und Finanzmarktkrise habe den Markt weiter fest im Griff und Aussicht auf Besserung sei nicht in Sicht, sagten Händler mit Verweis auf die Verluste im späten US-Handel und in Asien. Vor allem Finanzwerte tendieren schwach, nachdem an Wall Street der MSCI Financials um über 5% abgegeben hat. Hier belasteten die Sorgen um Lehman Brothers und IndyMac. Roche profitieren hingegen von guten Genentech-Zahlen, können dem Downtrend aber kaum Paroli bieten.
Für etwas Impulse könnten die im Tagesverlauf anstehenden zahlreichen Konjunkturdaten aus Europa und den USA sorgen. Sie dürften jedoch im Schatten der Krisensituation stehen und kaum für eine Trendwende sorgen.
Das Blue Chips Barometer SMI sackt bis um 09.45 Uhr um 98,48 Punkte oder 1,48% auf 6’576,78 Punkte ab. Mit 6’558,58 Punkten erreichte der Index ein neues 52-Wochen-Tief. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsst 1,63% auf 980,88 Zähler ein und der Swiss Performance Index (SPI) 1,40% auf 5’520,87 Einheiten.
Im SMI sind es einmal mehr die Grossbankenaktien UBS (-3,7% auf 18,80 CHF) und CS (-3,7% auf 40,08 CHF), denen die Finanzmarktkrise am schwersten zu schaffen macht. Deren neuestes Kapitel wurde jüngst in der Krise des US-Immobilienfinanzierers Indymac geschrieben. UBS erreichten heute mit 18,49 CHF ein neues Allzeittief.
Die Volatilität im gesamten Finanzsektor dürfte sich Händlern zufolge fortsetzen, harrten die Investoren doch nun der im Wochenverlauf anstehenden Quartalsausweise von Merrill Lynch, J.P. Morgan und der Citigroup. Aus dem Vericherungssektor bleiben zum Start der Hurrikansaison auch Swiss Re (-2,3% auf 62,30 CHF) angeschlagen und notieren auf Jahrestiefstkursen. Die Tiefstkurse aus dem Jahr 2003 lagen bei knapp 50 CHF. ZFS verlieren 1,6% auf 261 CHF.
Die einzigen Stütze findet der SMI in den Genussscheinen des Pharmakonzerns Roche (+0,1% auf 182,10 CHF). Diese profitieren nicht nur von ihrem defensiven Charakter, sondern in erster Linie von den am Vorabend publizierten Quartalszahlen der US-Tochter Genentech. Genentech verfehlte zwar die Erwartungen der Analysten knapp, hat jedoch die Gewinnerwartung für das laufende Jahr erhöht.
Novartis (-0,6% auf 57,10 CHF) halten sich ebenfalls etwas besser als der Gesamtmarkt, während Nestlé (-1,6% auf 42,90 CHF) weiter unter den steigenden Agrarpreisen leiden.
Konjunktursensitive Aktien wie ABB (-1,7% auf 27,18 CHF), Holcim (-1,6% auf 73,20 CHF), Clariant (-1,7% auf 9,48 CHF) und Adecco (-1,9% auf 46,10 CHF) sinken im Rahmen des Gesamtmarktes.
Wenig Gutes hat der Markt hingegen für die Aktien des Chemiekonzerns Ciba übrig, nachdem Merrill Lynch das Kursziel für den Titel gesenkt und seine Verkaufsempfehlung bekräftigt hat. Ciba sacken in der Folge um 9,7% auf 24,62 CHF ab.
Am breiten Markt verlieren Sulzer 4,5%. Der vom Industriekonzern am Morgen publizierte Bestellungseingang für das erste Semester 2008 lag eher am unteren Ende der Erwartungen. Insgesamt werden die Zahlen zusammen mit dem bestätigten Ausblick aber als solid angesehen.
Micronas büssen 6,7% ein. Zwar konnte der Halbleiterhersteller im zweiten Quartal 2008 seinen Verlust weit deutlicher senken als erwartet; das Unternehmen musste jedoch auf der anderen Seite die Guidance für die Verluste im Gesamtjahr etwas erhöhen. (awp/mc/pg/12)