USA prüfen Schutz für Hypothekenfinanzierer – Kursdebakel
Nach neuen Spekulationen über eine Pleite reagierten die Anleger entsetzt, die Aktien der Gesellschaften befanden sich am Freitag zum Börsenstart im freien Fall.
Krisengespräche auf höchster Ebene intensiviert
Die US-Regierung hat nach neuen Pleite-Spekulationen um die zwei grössten Hypothekenfinanzierer des Landes ihre Krisengespräche auf höchster Ebene intensiviert. Im Mittelpunkt stehe eine Unterstützung der beiden Institute Fannie Mae und Freddie Mac in ihrer «gegenwärtigen Form», teilte US- Finanzminister Henry Paulson am Freitag in Washington mit. In den Medien war zuvor über eine nötige umfassende staatliche Rettungsaktion für die beiden schwer unter Druck geratenen Immobilien-Finanzierer spekuliert worden.
Schwierigkeiten belasten die Finanzmärkte schwer
US-Branchenführer Fannie Mae und Nummer zwei Freddie Mac stehen hinter mehr als der Hälfte aller Hypotheken in den USA. Schon jetzt belasten ihre Schwierigkeiten die Finanzmärkte schwer. Ein Ausfall wäre laut Experten kaum verkraftbar, der Staat würde dies daher nicht zulassen, betonten hochrangige Politiker. US-Notenbank-Chef Ben Bernanke sprach von einer «entscheidenden Rolle» der beiden Institute für die US-Wirtschaft.
Verstaatlichung verworfen
Sollte die öffentliche Hand einspringen, würden die Aktien praktisch wertlos und der US-Steuerzahler müsste für weitere Ausfälle bei Hypothekenkrediten geradestehen, berichtete am Freitag die «New York Times». Eine völlige Verstaatlichung sei letztlich verworfen worden, da sich durch die enormen Aussenstände beider Banken die Staatsschulden zu stark erhöhen würden. Schon jetzt besitzen die vom Staat gegründeten Institute allerdings gewisse Garantien, die sie bei Kapitalengpässen unter staatliche Kontrolle stellen würden.
Verluste von rund 11 Milliarden Dollar
In den vergangenen neun Monaten schrieben die Finanzierer zusammen Verluste von rund 11 Milliarden Dollar. Fannie Mae besorgte sich zudem eine milliardenschwere Kapitalspritze, Freddie Mac war damit bislang erfolglos. Seit Beginn der US-Immobilienkrise brach der Aktienkurs von Fannie Mae um mehr als 80 Prozent ein, bei Freddie Mac sogar um 90 Prozent. Zum Wochenschluss fielen die bereits am Vortag massiv abgestürzten Papiere praktisch ins Bodenlose: Fannie verlor zum Handelsauftakt 45 Prozent auf 7,25 Dollar, Freddie sogar fast 48 Prozent auf nur noch 4,20 Dollar.
Praktisch zahlungsunfähig
Der ehemalige Präsident der regionalen Notenbank von St. Louis, William Poole, hatte am Donnerstag in einem Interview die beiden Finanzierer als praktisch zahlungsunfähig bezeichnet. Regierung und Aufsichtsbehörde bemühten sich anschliessend die Märkte zu beruhigen und versicherten, Fannie und Freddie könnten ihr Geschäft trotz der Probleme weiter betreiben. (awp/mc/gh/29)