Hoher Ölpreis zwingt US-Airlines zu Sparmassnahmen
Diese Massnahme gehe mit der bereits zuvor angekündigten Reduktion der Flugkapazitäten aufgrund des massiven Anstieges des Ölpreises einher. Betroffen werden alle Bereiche des Unternehmens sein. Zudem wird Northwest wie schon andere Mitbewerber Gebühren für das erste aufgegebene Gepäckstück einheben und die Gebühren für den Ticketumtausch erhöhen. Die geplanten Schritte sollen dem Unternehmen 250 bis 300 Mio. Dollar pro Jahr einbringen.
Ruinöse Ölpreise
«Die jüngsten Massnahmen werden nicht die letzten Stellenkürzungen bzw. das letzte Zusammengehen von Airlines sein», sagt UniCredit-Analyst Paul Wessely gegenüber pressetext. «Rund 20 Prozent aller Kosten entfallen auf den Kerosinpreis», unterstreicht Wessely die Bedeutung des Ölpreises für Airlines. Dieser sei zwar volatil, die Prognose von Marktbeobachtern tendiere jedoch zu einem weiteren Anstieg, wodurch sich auch der Druck auf die Fluggesellschaften erhöhen wird. In den derzeit veröffentlichten Zahlen der Airlines wirke sich erst der Ölpreis von vor einem oder zwei Quartalen aus, weshalb sich auch in den kommenden Quartalen Folgen zeigen und erst dann weitere Massnahmen gesetzt werden, erläutert der Analyst.
Kostenreduktion und Umsatzsteigerung
«Unsere Treibstoffpreise haben sich seit dem vergangenen Jahr mehr als verdoppelt», sagt Northwest-CEO Doug Steenland. Aus diesem Grund müssten Massnahmen gesetzt werden, die sowohl zu einer Reduktion der Kosten, als auch zu einer Steigerung der Umsätze führen. Bereits im Juni hatte Northwest angekündigt, seine nationalen und internationalen Flugkapazitäten im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres um 8,5 bis 9,5 Prozent zu reduzieren. Im April hatte sich Northwest auf einen Zusammenschluss mit Delta Airlines geeinigt, wodurch die grösste US-Fluglinie entstehen würde.
Über 30’000 Jobs werden abgebaut
Zahlreiche andere US-Airlines hatten zuvor schon umfangreiche Sparmassnahmen angekündigt. So will AirTran 480 Arbeitsplätze streichen, American Airlines plant laut Presseberichten knapp 7000 Stellen zu kürzen. Schon im Mai hatte American Airlines eine Reduktion der weltweiten Flüge um acht Prozent angekündigt. Auch bei United Airlines fallen Stellen weg, zu den bisher angekündigten 1600 Arbeitsplätzen kommen nochmals 950 Pilotenjobs. Continental Airlines will seine Belegschaft um rund 3000 Jobs reduzieren. In diesem Jahr haben Airlines damit schon den geplanten Abbau von mehr als 30.000 Arbeitsplätzen bekannt gegeben, schreibt die New York Times.
Bezahlung pro Gepäckstück bald auch in Europa?
Wie schon bei American oder United Airlines müssen Passagiere künftig auch bei Northwest bereits für das erste eingecheckte Gepäckstück zahlen. Jeweils 15 Dollar wird die Fluglinie auf Flügen innerhalb der USA bzw. zwischen den USA und Kanada einheben. Die Massnahme gilt für alle Tickets, die ab heute Donnerstag, verkauft werden. Für das zweite Gepäckstück fallen 25 Dollar, für das dritte 100 Dollar an. Gebühren für jedes Gepäckstück sind auch in Europa nicht auszuschliessen. «Während grosse nationale Carrier in Europa bisher noch den Gesamtpreis ausweisen, zu dem eventuell noch ein Kerosinaufschlag hinzukommt, könnte es sein, dass sie künftig auch auf dieselbe Marketinglinie wie Billigflieger setzen», sagt Wessely.
Wie auch bei Billigfluglinien könnten dann zusätzliche Services aus dem Grundpreis herausgenommen werden, um diesen nicht erhöhen zu müssen. «Wenn eine grosse europäische Fluglinie darauf umstellt, werden auch viele andere nachziehen», so Wessely. Schon im dritten Quartal 2008 könnten demnach auch bei grossen Anbietern in Europa Gebühren für das erste Gepäckstück anfallen.
Austrian Airlines streicht Strecken
Vorerst setzen europäische Airlines aber noch auf Erhöhungen des Treibstoffzuschlages und Streckenstreichungen. So wird bei Austrian Airlines der Winterflugplan im Vergleich mit dem Vorjahr um fünf Prozent dünner sein. 2009 werden drei Flugzeuge weniger eingesetzt, wie die Fluggesellschaft mitteilte. Unter anderem wird Chicago nicht mehr und Mumbai weniger oft angeflogen. Daraus entstehende personelle Überkapazitäten sollen durch Fluktuation und Aufnahmestopp aufgefangen werden. Der Treibstoffzuschlag für Kurz- und Mittelstreckenflüge steigt ab 15. Juli von derzeit 24 auf 27 Euro. Für Langstrecken wird der Zuschlag von 92 auf 98 Euro angehoben. (pte/mc/pg)