Valentin Vogt, CEO Burckhardt Compression

von Patrick Gunti


Herr Vogt, Burckhardt Compression ist auch im Geschäftsjahr 2007/08 kräftig gewachsen. Der Reingewinn legte um über zwei Drittel auf 68 Mio. Fr. zu, der EBIT stieg von 61,6 auf 89,8 Mio. Fr, der Umsatz um 38 % auf 368 Mio. Franken. Was sind die Gründe für das Rekordergebnis?


Die Basis der starken Zunahme des EBITs und des Reingewinns ist der Um-satzsprung von knapp über CHF 100 Mio.. Zusätzlich kam das positive Ergebnis zustande durch einen günstigen Produktemix, einen Skaleneffekt bei den Verwaltung- und Vertriebskosten sowie durch einen Einmaleffekt aus der Auflösung von nicht mehr benötigten Abgrenzungen für Auftragskosten.


Trotz Kapazitätserweiterungen ist das Unternehmen an die Kapazitäts-grenzen gestossen und musste im 2. Halbjahr entsprechend eine Wachstums-Verlangsamung hinnehmen. Auf welches Wachstum sind die heutigen Kapazitäten ausgerichtet?


Wir gehen für das Geschäftsjahr 2008 von einem Umsatzerlös aus, der 10 – 15% über demjenigen des Vorjahres liegt. Für das Folgejahr sollten wir in der Lage sein, gegen CHF 450 Mio. auszustossen. Mit den Ausbauplänen in unserem Werk in Winterthur, die zur Zeit in der Planungsphase sind, werden wir in der Lage sein, ab dem Geschäftsjahr 2010 einen Umsatz von gegen CHF 500 Mio. zu realisieren.


Wie sollen künftig Engpässe vermieden werden?


Die Märkte, in den wir uns bewegen sind nicht homogen, das heisst, dass die Bestellungen nicht kontinuierlich erfolgen, sondern schubweise. Aus diesem Grund, werden sich auch in Zukunft Engpässe nicht vermeiden lassen. Zudem ist uns wichtig, dass wir neben der Bewältigung des Wachstums auch vorbereitet sind, falls sich die Märkte in Zukunft einmal abschwächen sollten.


«…Ein zu schneller Anstieg des Erdölpreises kann sich aber auch negativ auf unser Geschäft auswirken.» (Valentin Vogt, CEO Burckhardt Compression)


Die Kompressoren von Burckhardt Compression sind ein gefragtes Gut im Erdölgeschäft. Wie wirkt sich der hohe Erdölpreis auf Ihr Geschäft aus?


Grundsätzlich wirkt sich ein hoher Erdölpreis positiv auf unser Geschäft aus. Unsere Kunden verdienen mehr Geld und sind in der Lage mehr zu investieren. Zudem investieren die Verarbeiter des Erdöls in ihren Maschinenpark, damit die Effizienz gesteigert werden kann und die Rohmaterialkosten gesenkt werden können. Ein zu schneller Anstieg des Erdölpreises kann sich aber auch negativ auf unser Geschäft auswirken. In kurzer Zeit stark steigende Energiepreise können aus meiner Sicht  einen negativen Einfluss auf die Weltkonjunktur haben und somit als Bremse wirken. 


Wie schätzen Sie die längerfristige Entwicklung des Erdölpreises und des damit verbundenen Booms der Erdölindustrie ein?


Längerfristig kennt der Erdölpreis aus meiner Sicht nur eine Richtung, nach oben. Beim Erdöl handelt es sich um ein Gut, dessen Nachfrage stetig – wenn auch langsam – zunimmt und das Angebot beschränkt ist. Das heisst automatisch, dass sich der Preis grundsätzlich verteuern wird. Diese langfristige Tendenz schliesst kurzfristige und zum Teil auch grössere Schwankungen des Erdölpreises nicht aus.


Wie spürt Burckhardt Compression die ebenfalls steigende Nachfrage nach Erdgas?


Die Bedeutung von Erdgas als Energieträger nimmt laufend zu. Erdgas wird innerhalb der nächsten 15 Jahre Kohle als zweitwichtigste Energiequelle hinter Erdöl ablösen. Innerhalb des Erdgasmarktes gewinnt der Flüssiggasteil (LNG) stark an Bedeutung. Mit dem Marktsegment Gastransport und -lagerung von Burckhardt Compression decken wird die Bedürfnisse des Flüssiggasmarktes sehr gut ab.


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Wie präsentieren sich die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr?


Für das laufende Geschäftsjahr 2008 rechnen wir mit einer weiterhin positiven Entwicklung unseres Geschäfts. Der hohe Auftragsbestand für Neumaschinen lässt einen Umsatzerlös und rund CHF 415 Mio. erwarten. Die EBIT-Marge wird sich gegen die 20% Marke hin verschieben, da im Auftragbestand viele Aufträge mit zugekauftem Zubehör mit einer tieferen Wertschöpfung als selbst hergestellte Produkte sind. Zudem fällt der bereits erwähnte Einmaleffekt aus der Auflösung von nicht mehr benötigten Abgrenzungen von Auftragskosten weg.


Erwarten Sie Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise auf das Geschäft von Burckhardt Compression?


Ob und wie sich die Turbulenzen auf den Finanzmärkten auf unsere Märkte und auf den Bestellungseingang auswirken werden, ist im Moment schwierig zu beurteilen. Rational gibt es aus meiner Sicht keine offensichtlichen Verknüpfungen zwischen den Verwerfungen auf den Finanzmärkten und unserem Geschäft. Auf der andern Seite kann ich mir einfach nicht so recht vorstellen, dass die Finanzindustrie tausende von Milliarden Franken vernichtet und dies unsere Märkte unberührt lässt.


Von welchem langfristigen Wachstum gehen Sie aus und wo liegen die grössten Wachstumsmärkte für Burckhardt Compression?


Wir gehen von einem unterliegenden nachhaltigen Wachstum in unseren Märkten von 5 – 8% aus. Gute Chancen für Burckhardt Compression sehen wir im Marktbereich Gastransport und -lagerung, im Raffineriebereich, im Service- sowie und im Komponentengeschäft. 


Die Eigenkapitalquote ist auf 45,8 Prozent gestiegen. Akquisitionen, Akti-enrückkaufprogramm – Wozu planen Sie, die Gelder einzusetzen?


Unser erstes Ziel ist, das Geld für weiteres Wachstum im Geschäft von Burckhardt Compression einzusetzen, sowohl für organisches wie auch für Wachstum mittels Akquisitionen. Überschüssige Mittel, für die wir keine sinnvolle Verwendung in unserem Kerngeschäft finden, werden wir an unsere Aktionäre zurückführen. In welcher Form dies passieren wird, wird unser Verwaltungsrat zu ge-gebener Zeit entscheiden.


Herr Vogt, wir bedanken uns für das Interview.





Zum Unternehmen:
Burckhardt Compression ist einer der Marktführer im Bereich Kolbenkompressor-Technologie und der einzige Hersteller, der eine komplette Reihe von Laby® (Labyrinthkol-ben-), Prozessgas- und Hyper-Kompressoren anbietet. Die Kompressoren kommen in einem breiten Spektrum von Anwendungen der Bereiche Chemie, Petrochemie, Raffinerie, Luftzer-legung sowie Gastransport und -lagerung zum Einsatz. Sie werden benötigt, um Gase – z.B. Kohlenwasserstoffgase oder Industriegase – zu verdichten, zu kühlen oder zu verflüssigen.


Zu den Kunden zählen unter anderen multinationale Konzerne der Öl-, Gas-, petrochemi-schen und chemischen Industrie. Neben dem starken Neuanlagengeschäft ist das eigene globale Service-Netzwerk, mit dem ein erheblicher Umsatzanteil erzielt wird, ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Es gewährleistet einen umfassenden Kundenservice von der Lieferung von Qualitätskomponenten über Ventilservice bis zu kompletten Anlageüberholungen, von Engi-neering bis zur Erfüllung umfangreicher modularer Wartungsverträge.


Zur Person:
Valentin Vogt – CEO


Lic. oec. HSG St. Gallen, Schweiz 


– Seit 2000 CEO der Burckhardt Compression AG, Schweiz
– 1992 – 2000 Geschäftsführer Sulzer Metco AG, Schweiz
– 1989 – 1992 CFO Sulzer Metco Division, Schweiz
– 1986 – 1989 CFO Alloy Metals, USA
– 1985 – 1986 Controller bei Sulzer AG, Schweiz

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