Willi Meier, CEO Greater Zurich Area

von Patrick Gunti


Herr Meier, gemäss dem IMD World Competitiveness Yearbook 2008 hat die Schweiz nach den USA, Singapur und Hongkong die wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft der Welt und damit die stärkste Europas. Wie gross ist daran der Anteil der Greater Zurich Area?


Die Greater Zurich Area ist der funktionale Wirtschaftsraum im Umkreis einer Autostunde Stunde um den Flughafen Zürich. Hier leben hier ca. 3,6 Millionen Menschen. Die rund 160’000 Unternehmen in der Greater Zurich Area erwirtschaften knapp die Hälfte des Schweizerischen Volkseinkommens.


Eine weitere Studie (Mercer) hat Zürich, das Zentrum der GZA, erneut als Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität ausgewiesen. Wie wichtig ist dieses Ranking für die Aktivitäten der Greater Zurich AG?


Die Rekrutierbarkeit von qualifizierten Mitarbeitern ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen. Gerade die internationalen Unternehmen rekrutieren ihre Mitarbeiter immer öfter auch im Ausland. Die hohe Lebensqualität ist ein entscheidender Standortvorteil und ein wichtiger Grund, dass  Spitzenkräfte aus dem In- und Ausland gerne in die Greater Zurich Area kommen und auch längerfristig hier bleiben.


Entsprechen die Resultate der Studie der Realität, wie sie sie beispielsweise Mitarbeitende ausländischer Unternehmen in der Stadt Zürich letztlich erleben?


Dazu folgende Anekdote: Ein amerikanischer CEO hat vor kurzem gemeint, dass er Mitarbeitern, die an einem Transfer ins Ausland interessiert seien, nicht selten zuerst erklären müsse, wo Zürich liegt.  Aber wenn diese einmal hier seien, seien sie kaum mehr bereit, sich in ein anderes Land versetzen zu lassen, weil es ihnen hier so gut gefällt.


Die Greater Zurich Area AG feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehen. Wie hat sich das Standortmarketing für die GZA in dieser Zeitspanne verändert?


Der Wettbewerb zwischen den Standorten ist viel härter geworden. Die international tätigen Unternehmen überprüfen ihre Standorte viel häufiger und unzählige Marketingorganisationen weltweit kämpfen um neue Unternehmen – zum Teil mit sehr harten Bandagen.


«Steuern sind für die Standortentscheide ein wichtiger Faktor, noch wichtiger aber sind Rahmenbedingungen, die eine optimale Geschäftstätigkeit ermöglichen.» (Willi Meier, CEO Greater Zurich Area)


Durch die Globalisierung hat sich der Wettbewerb der Standorte verschärft. Mit welchen Städten oder Regionen misst sich die GZA hauptsächlich?


Die Wettbewerber sind sehr stark von der Ausrichtung der Unternehmen abhängig. Für produzierende Unternehmen sind es oft Standorte in Osteuropa und Asien, für Firmenhauptquartiere sind es eher Standorte wie Irland oder Holland, aber zunehmend auch Singapur.


Wie verteilen sich Ihre akquisitorischen Aktivitäten geographisch?


Wir sind in Europa, USA und Asien in etwa zu gleichen Teilen tätig. In Europa konzentrieren wir uns hauptsächlich auf die Märkte nördlich der Schweiz.


Eine der Hauptaufgabe der Greater Zurich Area AG ist die Akquisition von ausländischen Unternehmen für den Wirtschaftsraum. Welche Ansprüche stellen die Unternehmen hauptsächlich und mit welchen Argumenten lassen sich internationale Unternehmen überzeugen, sich in der GZA niederzulassen?


Die generellen, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Schweiz und der Greater Zurich Area wie die liberale Wirtschaftsordnung, Stabilität und Rechtssicherheit, im internationalen Vergleich günstige Steuern oder auch die gute Verkehrsanbindung sind wichtige Standortfaktoren um überhaupt als möglichen Unternehmensstandort evaluiert zu werden. Entscheidend bei der Endauswahl unter vergleichbaren Angeboten sind aber oft auch die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter, die Rahmenbedingungen für internationale Mitarbeiter wie z.B. das Angebot an internationalen Schulen, aber auch weiche Faktoren wie die Lebensqualität für Mitarbeiter und ihre Familien.


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Für welche Branchen ist die GZA besonders attraktiv?


Die Greater Zurich Area ist ein idealer Standort für Firmenhauptquartiere und Servicezentren für den Europäischen Raum und teilweise auch für den Mittleren Osten und Afrika. Zudem ist die Greater Zurich Area auch attraktiv für Unternehmen des Finanzsektors und für Technologie-Unternehmen aus Branchen wie Life Sciences (Medizinal- und Biotechnologie) oder Informationstechnologie, in denen die Greater Zurich Area auch über hervorragende Hochschulen und Forschungsinstitute verfügt.


Der Steuerfaktor ist ein wichtiges Element der Standortwahl ausländischer Unternehmen in der Schweiz. Wie flexibel zeigen sich die Kantone der GZA im Umgang mit Firmen, die die Bereitschaft signalisieren, sich hier niederzulassen?


Die Kantone, die zur Greater Zurich Area gehören, haben wie alle anderen auch ihre eigenen Steuergesetze, die bei der Ansiedlung von ausländischen Unternehmen zur Anwendung kommen. Steuern sind für die Standortentscheide ein wichtiger Faktor, noch wichtiger aber sind Rahmenbedingungen, die eine optimale Geschäftstätigkeit ermöglichen. Bei fehlendem Unternehmenserfolg nützen auch die tiefsten Steuersätze nur wenig.


Würden die vorhandenen interkontinentalen Direktverbindungen in Frage gestellt, wäre dies ein gravierender Nachteil für den Wirtschaftsstandort und hätte zweifelsohne einschneidende Konsequenzen. (Willi Meier, CEO Greater Zurich Area)


Wenn sich ausländische Unternehmen in der Schweiz niederlassen, bringen sie auch Mitarbeiter mit in die Schweiz. Welches sind die wichtigsten Faktoren im privaten Bereich, die den GZA attraktiv machen?


Für ausländische Unternehmen mit Kindern sind das Angebote an internationalen Schulen, die Sicherheit und auch die Lebensqualität für die Partner sehr wichtige Faktoren. Für Singles sind es durchaus auch die Trendstadt Zürich und die vielfältigen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.


Eines der Hauptargumente für ein ausländisches Unternehmen, sich in der GZA anzusiedeln, ist der Flughafen Zürich-Kloten. Wie sehr belastet der anhaltende Fluglärmstreit mit Süddeutschland das Standortmarketing?


Wichtig für internationale Unternehmen am Standort Zürich sind die vorhandenen interkontinentalen Direktverbindungen. Würden diese in Frage gestellt, wäre dies ein gravierender Nachteil für den Wirtschaftsstandort und hätte zweifelsohne einschneidende Konsequenzen.


Inwieweit kann die GZA in diesem Zusammenhang mit den Erfolgen des sehr stark vernetzten Wirtschaftsraums Zürich – Süddeutschland Einfluss nehmen?


Die Greater Zurich Area AG ist eine Marketingorganisation, die zum Ziel hat, die ausländischen Unternehmen auf die Attraktivität des Wirtschaftsraums aufmerksam zu machen und diese in ihrem Standortevaluationsprozess zu unterstützen und zu begleiten. Fragen der Weiterentwicklung des Standorts und der entsprechenden Rahmenbedingungen sind grundsätzlich Sache der politischen Instanzen. Hier besteht zwischen der Greater Zurich Area AG und ihren kantonalen Partnern eine klare Aufgabenteilung.


Herr Meier, besten Dank für das Interview.





Zur Organisation:
Die Stiftung Greater Zurich Area Standortmarketing ist eine Public Private Partnership und feiert 2008 ihr 10-jähriges Bestehen. Die Stiftung ist die Trägerschaft der Greater Zurich Area AG. Eigentümerin der Greater Zurich Area AG ist die Stiftung «Greater Zurich Area Standortmarketing». Sie stellt die jährlichen Finanzmittel bereit, die von der Greater Zurich Area AG zur Umsetzung ihrer Ziele benötigt werden. Die Stiftung wurde im November 1998 als Public-Private-Partnership gegründet. Der Kreis der Mitglieder wurde seitdem laufend erweitert. Stiftungsratspräsidentin ist die Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zürich, Regierungsrätin Rita Fuhrer.


Hauptaufgaben der Greater Zurich Area AG sind die Bekanntmachung des Wirtschaftsraums Greater Zurich Area im Ausland und die Akquisition von ausländischen Unternehmen für den Wirtschaftsraum. Die Greater Zurich Area AG unterstützt interessierte ausländische Unternehmen auch bei der Evaluation möglicher Firmenstandorte und der Ansiedlung in der Greater Zurich Area. Die Greater Zurich Area umfasst die Mitgliedskantone Zürich, Aargau, Glarus, Graubünden, Schaffhausen, Schwyz und Solothurn, die Städte Zürich und Winterthur und 13 private Unternehmen.


Zur Person:
Willi Meier erwarb seine beruflichen Grundlagen an der Universität Zürich, wo er 1973 sein Studium der Betriebswirtschaft abschloss. Anschliessend war er in ver¬schiedenen internationalen Funktionen in der Chemischen Industrie, im Lebensmittelsektor sowie in der Pharmazeutischen Industrie tätig. 5 Jahre seiner beruflichen Laufbahn verbrachte er in Asien. Seit Mitte 2001 leitet Willi Meier die Standortmarketing-Organisation des Wirtschaftsraums Zürich, die Greater Zurich Area AG. Diese basiert auf einer «public-private partnership» und verfolgt das Ziel, den Wirtschaftraum Zürich im Ausland besser bekannt zu machen und ausländische Unternehmen für den Aufbau ihrer Geschäftstätigkeit in der Greater Zurich Area zu gewinnen.

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