Travail.Suisse: Managerlöhne 2007 – keine Spur von Mässigung

Die Löhne der Führungskräfte von 24 börsenkotierten Schweizer Firmen sowie Post, Ruag, Coop und Migros seien 2007 unter dem Strich stark gestiegen, stellt die Dachorganisation der Arbeitnehmenden in ihrer am Montag präsentierten Studie fest. Bei 14 von 24 Unternehmen erhöhte sich der Lohn der bestbezahlten Führungskraft. Massiv mehr verdienten beispielsweise der Chef des Baukonzerns Implenia, Christian Bupp (+60% auf 2,4 Mio CHF) oder Erich Walser, welcher den Versicherungskonzern Helvetia führt (+87% auf 2,63 Mio CHF).


Gesinnungswandel ausgeblieben
Bei den anderen Firmen sei kein Gesinnungswandel eingetreten; dort hätten vielmehr Faktoren wie beispielsweise sinkende Aktienkurse das Wachstum gebremst. Noch deutlicher ist der Trend laut Travail.Suisse, wenn die Löhne sämtlicher Geschäftsleitungsmitglieder betrachtet wird: In 18 der 28 Firmen nahm der Abstand zwischen ihren Durchschnittslöhnen und den jeweils tiefsten Löhnen im Unternehmen zu. Beim Spitzenreiter, der Helvetia, erhöhte sich der Abstand um knapp 70%.


Anerkanntes Problem
Die Lohnexzesse gingen ungebremst weiter, stellte der designierte Travail-Suisse-Präsident Martin Flügel vor den Medien in Bern fest. Seit 2002 hätten sich die Löhne des Topmanagements in den untersuchten Firmen um 80 Prozent erhöht – die der Arbeitnehmenden real aber nur um 2,8% und die Mindestlöhne um rund 5%. Die Problematik der hohen Managerlöhne sei inzwischen in der Gesellschaft anerkannt. «Das Verhalten der Manager hat sich aber nicht verändert.» Damit stellten diese das Erfolgsmodell der Schweizer Wirtschaft in Frage, sagte Flügel.


Leistungsbereitschaft gefährdet
Wenn Arbeitnehmende nicht mehr das Gefühl hätten, gerecht behandelt zu werden, sinke die Leistungsbereitschaft. Zudem führten diese Spitzenlöhne zu mehr staatlicher Regulierung. «Durch ihr Verhalten provozieren die Manager mehr Staat», sagte Flügel. Die Organisation unterstüzte deshalb «ideell» die «Abzocker-Initiative», welche die Vergütung der Manager beschränken will. Ein Thema für Travail.Suisse ist zudem die Einführung von Fixlöhnen für Topmanager sowie Arbeitnehmenden-Vertretungen in den Verwaltungsräten.


Absage an Steuerrabatte für Minderheitsbeteiligungen
Travail.Suisse ist zudem gegen Steuerrabatte für Minderheitsbeteiligungen, wie sie das Parlament einführen will. «Nach der Lohngerechtigkeit geht damit auch die Steuergerechtigkeit bachab», sagte der künftige Präsident. Travail.Suisse werde ein Referendum gegen diesen Entscheid aktiv unterstützen. Die Dachorganisation pocht schliesslich auf deutliche Lohnerhöhungen für gewöhnliche Angestellte und Arbeitnehmende. Prozentual müssten die Lohnerhöhungen gleich hoch ausfallen wie die der Chefs. Konkrete Lohnforderungen für die Verhandlungen im kommenden Herbst wird Travail.Suisse Anfang August präsentieren. (awp/mc/ps)

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