Lehman benötigt nach hohem Verlust milliardenschwere Kapitalerhöhung
Im zweiten Geschäftsquartal (zum 31. Mai) sei ein Verlust von 2,8 Milliarden Dollar oder 5,14 Dollar je Aktie angefallen, teilte das Unternehmen auf Basis vorläufiger Zahlen mit. Die von Thomson Financial befragten Experten hatten im Schnitt mit einem Minus von lediglich 0,22 Dollar gerechnet. Im Vorjahreszeitraum hatte Lehman noch einen Überschuss von 1,3 Milliarden Dollar oder 2,21 Dollar je Aktie verbucht.
Ausblick gesenkt
Wegen der Probleme an den Finanzmärkten und den daraus entstehenden Abschreibungen sowie Handelsverlusten hat die Bank in der Berichtsperiode keine Erträge erwirtschaftet und musste einen negativen Wert von 700 Millionen Dollar hinnehmen. Die Konsensprognose ging dagegen von einem Ertrag von 2,6 Milliarden Dollar aus. Im Vorjahresquartal hatte Lehman einen Ertrag von 5,5 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Endgültige Zahlen für das zweite Geschäftsquartal will Lehman am 16. Juni veröffentlichen. Die Ratingagentur Moody’s hat den Ausblick für Lehman von «stable» auf «rating watch negative» gesenkt. Im vorbörslichen US-Handel verlor die Lehman-Aktie 11 Prozent auf 28,70 Dollar.
«Sehr enttäuscht»
Er sei «sehr enttäuscht» von den Quartalsergebnissen, sagte Lehman-Chef Richard Fuld laut Pressemitteilung. Mit der verbesserten bilanziellen Lage sowie der Erholung an den Finanzmärkten seit März sei Lehman aber gut positioniert, glaubt Fuld. Die Liquiditätsreserven kletterten gegenüber dem am 29. Februar abgeschlossenen Vorquartal den Angaben zufolge von 34 auf 45 Milliarden Dollar. Das Eigenkapital per Ende Mai bezifferte die Bank auf 26 Milliarden Dollar.
Kapitalerhöhung über den Erwartungen
Die nun bekanntgegebene Kapitalerhöhung um 6 Milliarden Dollar ist umfangreicher, als zuletzt in den Medien spekuliert wurde. So hatte das «Wall Street Journal Europe» (Montagausgabe) unter Berufung auf Kreise von «mehr als fünf Milliarden Dollar» berichtet. Die Anhebung des Grundkapitals soll weiteren Angaben zufolge über die Ausgabe von Stammaktien und Wandelpapieren erfolgen. Zum Zeitpunkt der geplanten Transaktion wurden keine Angaben gemacht.
Lehman musste wegen der Finanzmarktkrise bereits im April Wandelanleihen im Wert von vier Milliarden Dollar ausgeben, um Kapitallücken zu füllen. Nach dem Zusammenbruch der fünftgrössten Investmentbank Bear Stearns im März gab es am Markt immer wieder Spekulationen über Liquiditätsprobleme bei Lehman Brothers. (awp/mc/pg)