Kunsthaus Zürich veranstaltet Kunsthausnacht
Am Samstag, 31. Mai 2008 organisiert das Kunsthaus Zürich eine grosse Sprechstunde. Von 19 bis 24 Uhr geben Künstler, Sammler, Kuratorinnen und Vermittler im kleinen Kreis und im persönlichen Gespräch Auskunft über das Leben mit Kunst. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kunsthauses führen hinter die Kulissen und demonstrieren, was die Arbeit im Museum praktisch bedeutet.
Wie baue ich eine Sammlung auf?
Haben Sie sich schon einmal gefragt, welcher Sammler-Typ Sie sind? Adrienne und Peter Biberstein erklären an der Kunsthausnacht, wie sie ihre Sammlung aufbauen und warum sie als «Jungsammler» gut beraten sind, Entscheidungen gemeinsam zu fällen. Oft beginnt das Sammeln mit dem Erwerb von Zeichnungen, Fotos oder Editionen, weil sie preiswerter sind als Gemälde oder Unikate. Doch die Erhaltung von Kunstwerken auf Papier und von Fotografien ist nicht einfach. Was verursacht Schäden und wie beugt man ihnen vor? Jean Rosston, Restauratorin, erläutert anhand von Restaurierungsfällen, worauf Sie achten müssen. Wenn Sie bereits eine Sammlung haben, ein Atelier räumen wollen oder als Leihgeber auftreten möchten und einen Ortswechsel planen, kennen Sie das Problem: Kunst ist sperrig. Zum Reisen braucht sie einen Pass. Hans Ewald Schneider, Spediteur, gibt Tipps zur Ein- und Ausfuhr der wertvollen Fracht und zur Versicherung.
Welche Ausbildung braucht ein Künstler?
Überlegen Sie, selber die Künstlerlaufbahn einzuschlagen? Wovon werden Sie leben? Von Förderung? Wie finden Sie den geeigneten Galeristen oder Zugang zu Museen? Darauf antworten Nic Hess (ausgebildeter Künstler) und Markus Weggenmann (Autodidakt). Beide haben schon Werke speziell für die Sammlung des Kunsthauses geschaffen. Und Hedy Graber, Leiterin Direktion und Soziales beim Migros Genossenschaftsbund, erläutert im Gespräch wie ihr Arbeitgeber Kulturschaffende fördert. Wer von der Kunst leben will, wird gespannt zuhören, wenn der Direktor des Departements Kunst und Medien an der Zürcher Hochschule der Künste, Giaco Schiesser, und Kuratorin Bice Curiger, die als Gastprofessorin an der Humboldt-Universität in Berlin lehrte, die aktuellen Ausbildungsformen für Künstler miteinander vergleichen. Wieviel muss ein Künstler von der Kunstwissenschaft verstehen und was eine Ausstellungsmacherin von der Biografie eines Künstlers?
Taugt Kunst als Altersvorsorge?
Früher hatte die Kunst eine aufklärerische, erzieherische, repräsentierende oder dekorative Funktion. Inzwischen dominieren die Preise im Kunsthandel die Gazetten. Dabei hatte bis ins 20. Jahrhundert niemand daran gedacht, die Kunst zur Vermögensbildung einzusetzen. Ist das Sammeln von Kunst als Investment mehr als ein Trend? Christina Schroeter-Herrel, Leiterin Kunstberatung Deutsche Bank, klärt, wann Kunstwerke für Privatleute wirklich eine Altersvorsorge darstellen und welche Experten oder Analysen Sie zu Rate ziehen können, wenn Sie nicht nur aus ideellen oder mäzenatischen Gründen sammeln.
Leichter Studieren
Eine Informationsquelle sind gedruckte und elektronische Medien. Thomas Rosemann, Leiter der Bibliothek des Kunsthaus Zürich, stellt den Informationsvorsprung und Wissensschatz vor, den das Kunsthaus hat und mit der Öffentlichkeit zu den regulären Öffnungszeiten teilt: Studierende finden hier Abbildungen von Werken, über die sie eine Hausarbeit schreiben, Händler vergleichen Auktionsergebnisse, Dozenten sammeln Zitate und Kunstreisende entscheiden erst nach Durchsicht eines aktuellen Ausstellungskatalogs, ob sich der Besuch einer Ausstellung andernorts für sie lohnt.
Woher stammt mein geerbtes Gemälde?
Wer ein Werk besitzt aber nichts darüber in der Literatur findet, kann es zur Kunsthausnacht mitbringen und das Angebot der Privat-Konsultation mit Christian Klemm nutzen. Er ist Sammlungskonservator und unterstützt bei der Klärung von Fragen wie: Von welchem Künstler stammt mein geerbtes Gemälde? Gibt es ähnliche? Wie ist sein konservatorischer Zustand?
Wie finde ich meinen Traumjob im Museum?
Aber ein Kunstwerk kann auch erfreuen, ohne besessen zu werden. Täglich davon umgeben zu sein, macht den Reiz der Anstellung in einem Museum aus. Für alle, die wissen wollen, welche Voraussetzungen man für einen Job im Museum mitbringen sollte, stehen die Personalverantwortliche des Kunsthauses, Gerda Kram, sowie Mitarbeiter – von der Technik bis zur Verwaltung – zur Verfügung.
Produzieren auf Bestellung?
Führungen zu Auftragswerken belegen, dass es auch für Künstler einen Arbeitsmarkt gibt, der, wie in anderen Branchen, Schwankungen unterliegt. So hat der Einbruch der Auftragslage am Übergang vom Mittelalter zur Reformation die ersten arbeitslosen Künstler hervorgebracht. Doch bis heute gehören neben Privatleuten und Firmen auch Museen zu den Auftraggebern. Exemplarisch kann dies an einem Rundgang durch die im Aufbau befindliche Ausstellung «Shifting Identities – (Schweizer) Kunst heute» mit Kuratorin Mirjam Varadinis und anhand von Werken aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert in der Kunsthaus-Sammlung betrachtet werden.
Anregungen für eine lebendige Kunsterfahrung und eigene Wege zur Kunst können Besucher an einem Mal-Workshop mit der Museumspädagogin und Kunsttherapeutin Barbara Brandt gewinnen.
Individueller Zugang zu den Experten
Im Anschluss an jeden Programmpunkt haben Besucher Gelegenheit, ihre individuellen Anliegen im persönlichen Gespräch mit Gästen und Kunsthaus-Mitarbeitern zu erörtern. Die Sammlung von Gemälden und Skulpturen bleibt an der Kunsthausnacht bis 24 Uhr geöffnet. Sie kann individuell oder mithilfe des Audioguides (im Preis inbegriffen) genossen werden. Für Musik sorgt Sound-J Tom. Das Catering wird vom Kunsthaus-Restaurant organisiert.
Aufgrund räumlicher und sicherheitstechnischer Beschränkungen ist die Teilnehmerzahl an den Führungen begrenzt. Die vom Leiter Presse und Kommunikation, Björn Quellenberg moderierten Gespräche finden in lockerem Rahmen in der Sammlung statt und dauern 20 Minuten. Führungen dauern 45 und der Workshop 90 Minuten.
Tickets sind ab 18 Uhr an der Abendkasse erhältlich. Keine Reservation, kein Vorverkauf.