SNB: Roth fordert grössere Kapitalausstattung der Grossbanken

«Wir unterstützen mit Nachdruck die Initiativen der Eidg. Bankenkommission (EBK) für die Verstärkung der Kapitalisierung und der Limitierung der Verschuldung unserer beiden Grossbanken», sagte Roth am Freitag laut Redetext am Forum für internationale Politik in Genf.


Sirenen-Gesang der internationalen Banken
Und man müsse aufpassen, nicht dem Sirenen-Gesang der internationalen Banken nachzugeben. Diese würden, kaum sei die Krise vorbei, jede neue Reglementierung ablehnen mit dem Argument, ihre Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen zu müssen. «Sie vergessen, dass seit Ende der neunziger Jahre circa alle fünf Jahre eine Finanzkrise der anderen folgte, wobei deren Kosten jedes Mal anstiegen. Diese Dynamik muss jetzt gebremst werden», sagte Roth.


Ungenügende Eigenmitteln und Liquidität
Die jetzige Krise habe klar gezeigt, dass der Bankensektor grosse Schwierigkeiten hatte, die Folgen einer plötzlichen und unerwarteten Veränderung der Bewertung von gewissen Aktiven zu absorbieren, sagte Roth. Denn die Ausstattung der Banken mit Eigenmitteln und Liquidität sei ungenügend gewesen. Aber es gehe nicht darum, nur die traditionellen Kapitalanforderungen der grossen Institute zu erhöhen. Diese Anforderungen würden heute zum grossen Teil auf Grund der eingegangenen Risiken berechnet.


Instrumente für die Bemessung der Risiken fehlerhaft
In den letzten Jahren habe sich aber gezeigt, dass die üblichen Instrumente für die Bemessung der Risiken fehlerhaft seien. Ihre Wirksamkeit werde zweifelhaft, wenn die Finanzmärkte eine lange Periode von schwacher Volatilität erlebten. Dann würden die Finanzintermediäre den effektiven Zustand ihrer Risiken unterschätzen und die Kapitaldecke vernachlässigen, sagte Roth. Dies trage zur Ausweitung von Finanzblasen bei.


Eingriffe der Zentralbanken angemessen
Die Eingriffe der Zentralbanken zur Linderung der Krise in den letzten Monaten seien angemessen gewesen, sagte Roth: Die Gefahr sei aber, dass vor allem die grossen Finanzmarktteilnehmer denken würden, sie bekämen jedes Mal öffentliche Hilfe, wenn sie in Schwierigkeiten steckten. «Dies wird sie sicher nicht dazu bringen, sich vorsichtiger zu verhalten», sagte Roth: Warum sollten die grossen internationalen Banken auf mehr Rendite verzichten, die sie in der Hochkonjunktur durch hochriskante Anlagen erzielen können, wenn sie jedes Mal darauf hoffen dürfen, ihre Risiken an die Zentralbanken oder den Staat übertragen zu können, sobald sich die Lage verschlechtere?


Bereitschaft aus der Patsche zu helfen
Nichts desto trotz signalisierte Roth die Bereitschaft der SNB, im Falle einer systembedrohenden Krise Aktiva von privaten Banken in die eigenen Bücher zu übernehmen und diesen so aus der Patsche zu helfen – aber nur für eine begrenzte Zeit. Roth betonte dabei die vorrangige Bedeutung ihres ersten Auftrags: Der Preisstabilität. Die von der SNB getroffenen Massnahmen dürften die Teuerung nicht beschleunigen, betonte der SNB-Chef. (awp/mc/gh)

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