EU-Verlauf: Schwächer – Zurückhaltung vor Notenbank-Sitzungen
Derweil verlor der FTSE 100 0,32 Prozent auf 6.240,70 Zähler. Erneut legten zahlreiche Unternehmen ihre Quartalsbilanzen vor und banden damit die Aufmerksamkeit der Anleger. Unterdessen verwiesen Börsianer auf die negativen Vorgaben als Belastung. Vor den Sitzungen der Europäischen Zentralbank und der Bank of England hielten sich die Anleger aber, sagte ein Börsianer. Zwar würden keine Veränderungen der Leitzinsen erwartet, aber die Börsianer werden umso genauer auf die Aussagen zur wirtschaftlichen Situation – insbesondere der Inflation – in Europa achten.
Aktien von Unilever hielten sich an der EuroSTOXX-Spitze und gewannen 3,52 Prozent auf 21,93 Euro. Börsianer verwiesen insbesondere auf das gute Umsatz- und Gewinnwachstum. Analysten bezeichneten die Zahlen ebenfalls als stark. Cheuvreux bestätigte das Papier mit Outperform und dem KursZIEL 26,0 Euro. Die Titel von UniCredit verloren unterdessen nach Zahlen 1,93 Prozent auf 4,85 Euro. Börsianern zufolge enttäuschte die italienische Grossbank mit einer Kürzung ihrer Gewinnziele für das Gesamtjahr. Auch das Ergebnis für das erste Quartal habe – obwohl wie erwartet schwach – die Schätzungen verfehlt.
In London gewannen die Titel des Mode-Einzelhändlers Next positiv aufgenommenen Zahlen 5,86 Prozent auf 1.300 Pence. Die Quartalszahlen seien nicht so schlecht wie erwartet ausgefallen, sagten Börsianer. Die Prognosen seien vorsichtig, sähen aber eine Verbesserung der Umsätze im zweiten Quartal. Sage Group stiegen nach positiv aufgenommenen Zahlen 5,69 Prozent auf 223,00 Pence. Händler verwiesen insbesondere auf den Vorsteuergewinn, der über den Erwartungen gelegen habe. Old Mutual verloren nach einem von Händlern als enttäuschend bezeichneten Zwischenbericht 2,30 Prozent auf 123,30 Pence.
Aktien von Enterprise Inns gaben in London einen Teil ihres Kurssprungs am Vortag wieder ab und verloren 7,25 Prozent auf 473,00 Pence. Morgan Stanley hat die Titel aus Bewertungsgründen von «Overweight» auf «Equal-Weight» gesenkt. Nachdem die Umwandlung in einen Real Estate Investment Trust (REIT) eingepreist sei, raten die Analysten zu Gewinnmitnahmen. Am Tag zuvor hatten die Aktien rund 29 Prozent gewonnen, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, dass es nach Umstrukturierungen in einen REIT umgewandelt werden könne.
In Paris rutschten Vallourec nach Zahlen um 3,36 Prozent auf 172,26 Euro ab. Die Zahlen des französischen Stahlunternehmens hätten durchgehend unter den Schätzungen gelegen, sagten Börsianer. Merrill Lynch senkte die Titel von «Buy» auf «Neutral». Die österreichische Raiffeisen International rutschten ebenfalls um 6,57 Prozent auf 476,50 Euro ab. Die Bank hat zwar dank eines Zuwachs beim Nettozinseinkommen im ersten Quartal einen Gewinnsprung verbucht, aber die Schätzungen verfehlt.
In der Schweiz legten Julius Bär gegen den schwachen Markt 3,45 Prozent auf 84,00 Franken zu. Marktbeobachter verweisen auf Gerüchte über ein mögliches Übernahmeangebot von Standard Chartered für den Schweizer Vermögensverwalter. Am Markt kursierten derzeit Gerüchte, wonach die Briten 105 Franken je Aktie bieten wollen.
InBev verloren unterdessen in Brüssel nach einem überraschenden Gewinneinbruch 4,81 Prozent auf 50,45 Euro. ING-Analyst Gerard Rijk nannte das Ergebnis der belgischen Brauerei «eine schreckliche Mischung aus hohen Kosten und Problemen mit den Umsätzen in Brasilien und in Russland». Die Titel des dänischen Windenergie-Unternehmens Vestas Wind Systems stiegen dagegen nach zunächst negativ aufgenommenen Zahlen um 5,52 Prozent auf 535,00 dänische Kronen. Analysten der Citigroup relativierten: der Vorsteuergewinn sehe nicht so schlecht aus und signalisiere eine starke EBIT-Marge. Ausserdem sei die Prognose für das Gesamtjahr bestätigt worden. (awp/mc/ps)