Lufthansa: «Rekordjahr keine Eintagsfliege» – Mayrhuber geht 2010
Amtsinhaber Wolfgang Mayrhuber stellte bei der Hauptversammlung klar, dass er für eine Verlängerung seines Vertrages nicht zur Verfügung stehe. «Ende 2010 ist Schluss», sagte er in Köln. Der 61-jährige gebürtige Österreicher steht seit Juni 2003 an der Spitze des Lufthansa-Vorstands und hat das Unternehmen im vergangenen Jahr zu einem Rekordgewinn geführt. Insgesamt arbeitet er seit mehr als 35 Jahren für den DAX-Konzern.
Stabile Gewinnentwicklung
Für das laufende und die kommenden Jahre kündigte Mayrhuber trotz schwieriger Rahmenbedingungen eine zumindest stabile Gewinnentwicklung an. «Das Rekordjahr 2007 soll keine Eintagsfliege bleiben. Wir setzen auf Stetigkeit.» 2008 werde allerdings kein leichtes Jahr. Unter anderem forderten die Unsicherheiten an den Finanzmärkten, höhere Kerosin- und Rohstoffpreise sowie der Expansionskurs der Fluggesellschaften vom Persischen Golf die Lufthansa heraus. Allerdings zeigte er sich zuversichtlich, auch die Belastungen durch den schwachen US-Dollar ausgleichen zu können. Die Lufthansa-Aktie gab bis zum Nachmittag um 1,2 Prozent auf 17,93 Euro nach und lag damit im hinteren Drittel des DAX .
Aktionäre wollen höhere Dividende
Sofern das wirtschaftliche Umfeld intakt bleibe, solle das operative Ergebnis 2008 jedoch wie angekündigt mindestens auf dem Niveau von 2007 liegen, sagte Mayrhuber. Damals hatte die Lufthansa einen operativen Gewinn von 1,378 Milliarden Euro verbucht. Der Dividendenvorschlag von 1,25 Euro je Aktie solle zum Ausdruck bringen, dass der Vorstand «weiter an den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg des Kranichs» glaube, sagte Mayrhuber.
Aktionärsvertreter lobten die Ergebnisse, wünschten sich allerdings eine noch höhere Dividende. Kritik äusserten sie an dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden, ver.di-Chef Frank Bsirske. Sein Streikaufruf im öffentlichen Dienst habe im März zu massiven Flugausfällen bei der Lufthansa geführt. Damit habe er dem Unternehmen geschadet und seine Pflicht als Aufsichtsratsmitglied «grob verletzt». Mehrfach forderten sie seinen Rücktritt.
Strategische Schritte
Verändern soll sich auch die Aufstellung des Konzerns im In- und Ausland. So prüft die Lufthansa derzeit einen möglichen Zusammenschluss ihres Billigablegers Germanwings mit der TUI-Fluggesellschaft TUIfly. Zudem will sie eine Kaufoption nutzen und in «absehbarer Zeit» die britische Fluglinie bmi übernehmen. Bereits in Arbeit ist eine Kooperation mit der US-Fluggesellschaft JetBlue , an der die Lufthansa zu Jahresbeginn einen 19-Prozent-Anteil erworben hatte. Hier sollen die Buchungen verlinkt werden und Vielfliegerprogramme übergreifend nutzbar gemacht werden. Zu der angeblich geplanten Übernahme der belgischen Brussels Airlines äusserte sich Mayrhuber nicht explizit.
Zu der anvisierten stetigen Gewinnentwicklung sollen auch Massnahmen der Konzerninitiative «Upgrade to Industry Leadership» beitragen. «Allein die Neuausrichtung unseres konzernweiten Einkaufs verspricht mittelfristig Ergebnisbeiträge in dreistelliger Millionenhöhe», sagte Mayrhuber. Zudem arbeite das Unternehmen an höherer Effizienz und Pünktlichkeit sowie an der Senkung von Treibstoffverbrauch und CO2-Ausstoss.
Politik gefordert
Massnahmen für einen umweltfreundlicheren Flugverkehr forderte Mayrhuber Vorstellung auch von der Politik. Der Lufthansa-Chef erneuerte seine Forderung nach einem einheitlichen Luftraum in Europa, in dem weniger Umwege geflogen werden müssten. Die Effizienz je Flug würde ihm zufolge um sechs Prozent wachsen, der CO2-Ausstoss um zehn bis zwölf Prozent sinken. Den geplanten Emissionshandel für die Luftfahrt sieht Mayrhuber kritisch. Gehe Europa hier alleine voran, würden Arbeitsplätze exportiert, und der Umwelt werde nicht geholfen, sagte er. Zudem forderte er einen Ausbau der Infrastruktur, etwa beim Flughafen Berlin-Brandenburg (BBI). Auch müssten Engpässe an den Airports Frankfurt und München schnell beseitigt werden. (awp/mc/pg)