Infineon im Kerngeschäft besser als gedacht
Entsprechend bestätigte das Unternehmen die Prognose für das Gesamtjahr 2008. Für 2009 ist Infineon-Chef Wolfgang Ziebart dagegen nicht mehr so zuversichtlich gestimmt. Wenn sich das Verhältnis von Euro zu Dollar auf dem Niveau von 1,60 einpendeln sollte, «wird es nicht möglich sein, eine EBIT-Marge von 10 Prozent zu erreichen», sagte Ziebart laut Mitteilung am Mittwoch in München. Die Börse ignorierte jedoch seine Warnung. Der Kurs ging im frühen Handel um 2,72 Prozent auf 5,28 Euro hoch, auch angetrieben von wieder aufgeflammten Übernahmephantasien für Qimonda.
Rekordverlust im Q2
Infineon schrieb im zweiten Quartal einen Rekordverlust von 1,371 Milliarden Euro nach einem Minus von 396 Millionen Euro im Vorquartal. Gut eine Milliarde Euro entfiel aber alleine auf die Wertberichtigung des 77,5-Prozent-Pakets an Qimonda. Infineon hatte am Montagabend mitgeteilt, die Tochter ab sofort als nicht-fortgeführtes Geschäft auszuweisen. Aufgrund der angestrebten Dekonsolidierung muss Infineon seine Beteiligung nun mit dem Zeitwert in die Bilanz einstellen. Aus der Differenz zum Buchwert ergibt sich der milliardenschwere Abschreibungsbedarf. Die Mutter hatte die Tochter noch zu Jahresbeginn mit 12 Dollar je Aktie in den Büchern stehen; aktuell ist Qimonda aber nicht einmal ein Drittel davon wert. Im fortgeführten Geschäft verringerte sich der Gewinn von 45 auf 19 Millionen Euro.
Kerngeschäft trotz Abwärtstrend besser als gedacht
Der Umsatz sank von 1,090 auf 1,049 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 65 auf 36 Millionen Euro. Die elf von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragten Analysten waren aber in beiden Fällen von einem noch schlechteren Abschneiden ausgegangen. Das Kerngeschäft entwickelte sich jedoch besser als gedacht. Im Geschäft mit Steuerungschips für Auto und Industrie (AIM) blieb der Umsatz fast konstant bei 741 Millionen Euro, das EBIT nahm entgegen den Erwartungen nur von 93 auf 69 Millionen Euro ab (Prognose 62 Mio Euro). Im Geschäft mit Chips für die Telekommunikationstechnik (COM) verschlechterte sich der Umsatz erwartungsgemäss von 356 auf 302 Millionen Euro; der EBIT-Verlust vergrösserte sich von 11 auf 29 Millionen Euro (Prognose minus 30 Mio Euro).
Weiterer Umsatzrückgang bei AIM erwartet
Im dritten Quartal erwartet Infineon bei AIM einen weiteren Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Die EBIT-Marge soll zwischen 8,5 und 9,5 Prozent liegen. Bei COM hingegen soll der Umsatz um einen Prozentsatz im mittleren bis hohen einstelligen Bereich steigen. Das EBIT wird bei minus 25 Millionen Euro erwartet. Für den Konzern rechnet Infineon mit einem Rückgang bei Umsatz und EBIT; die Marge soll jedoch niedrig einstellig positiv ausfallen. Gestützt wird das Ergebnis voraussichtlich durch einen Gewinn in Höhe von etwa 40 Millionen Euro aus dem Verkauf der Festplatten-Aktivitäten an LSI verbuchen.
Ausblick 2008 bestätigt – Gefahr 2009
Für das Geschäftsjahr 2008 bestätigte Infineon den vor drei Monaten gegebenen Ausblick. Der Konzern erwartet weiterhin einen Umsatzanstieg im hohen einstelligen Prozentbereich sowie ein positives EBIT. Die Marge soll im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich liegen. Für 2009 hingegen ist das Unternehmen weniger zuversichtlich gestimmt. Sollte der Euro-Dollar-Wechselkurs bei 1,60 bleiben, rechnet Ziebart mit einem Rückgang des EBIT von 120 Millionen Euro. Trotzdem sieht der Konzernchef «Potenzial, die EBIT-Marge im Segment AIM auf einem hohen Niveau zu halten und im Segment COM im nächsten Geschäftsjahr ohne die Berücksichtigung von Sondereffekten ein positives Segment-EBIT zu erzielen».
«Unwägbarkeiten der globalen Wirtschaft»
Analysten hatten bereits eine Aufgabe des Margenziels 2009 befürchtet. Noch vor drei Monaten hatte Ziebart das Ziel bestätigt, aber bereits von «Unwägbarkeiten der globalen Wirtschaft» und einer «ungünstigen Entwicklung des Wechselkurses» gesprochen. Halbleiter werden in der Regel in Dollar abgerechnet; Infineon produziert aber zu grossen Teilen im Euro-Raum. Das Hauptwerk liegt in Dresden. (awp/mc/ps)