Kartause Ittingen: Auf dem Estrich abgelegt.
von Tanja Hess
Erst wenn man nichts mehr hat von dem, was einen ausgezeichnet hatte als «typisch», so besinnt man sich auf die wesentlichen Dinge, die uns einmal eine Einzigartigkeit verliehen. Es liegt an den Lifestyle-Trends, die sich in digitaler Geschwindigkeit über den Erdball verbreiten und es liegt an den Modetrends, an den Gewohnheiten und am Aussehen; es geht hin bis hin zu den Dingen, die wir tun und wie wir sie tun. Wir sind immer mehr alle einem Trend folgend und gleichen sich uns damit an. Erst wenn das Tatoo auf dem werten Hinterteil in Hongkong gleich aussieht wie das im Maderanertal, dann beginnen sich leise die Fragen anzukündigen, was uns denn eigentlich ausmacht.
Den neuen Wert entdecken
In diesem Bereich haben die Museen viel zu bieten und die verstaubten Dinge auf dem Estrich bekommen einen ganz neuen Wert. Es gibt da nämlich etwas zu entdecken, was weit mehr mit uns zu tun hat, als das chinesische Tatoo auf der eigenen Haut. Früher nannte man es einfach Kultur.
Es liegt eine wohlige Stille in der Kultur
Und der Begriff Kultur bekommt seit geraumer Zeit eine ganz neue Dimension. Die Primarschüler lechzen nach vergangenen Geschichten und die Eltern finden in diesen Wurzeln wieder einen neuen Sinn. Wobei neu ist er nur in den Augen derer, die den Fokus allzu sehr auf die Ferne gerichtet hatten. Richtet man aber den Blick auf die Distanz eines Steinwurfs, so künden sich ganz tolle und überraschende Entdeckungen an. Und darin liegt der Reiz der Sache. Die Distanz des Steinwurfs ist eine überschaubare und ruhige Angelegenheit, wo eins nach dem andern kommt. Genau richtig in einer Zeit, wo wir für nichts mehr Zeit haben. |
Wissenswerkstatt «Auf dem Estrich abgelegt»In der oberen Sakristei der Kartause Ittingen wird eine Auslegeordnung nicht benutzter Einrichtungsobjekte gezeigt, die bis anhin auf dem Estrich des Klosters lagerten. Stuckaturelemente, die bei der Restaurierung ersetzt werden mussten, oder geschnitzte Raumausstattungen geben Einblick in früheres Handwerk und heutige Restaurierungsanliegen. Mit der Vernissage am 26. April wird eine Veranstaltungsreihe eröffnet, mit der über das Jahr hinweg vertiefte Einblicke in Geschichte und Ausstattung der Kartause Ittingen gegeben wird. Estriche dienen oft als Lager ausrangierter ObjekteWas nicht mehr benötigt wird, aber doch nicht weggeworfen werden soll, landet nicht selten auf dem Estrich und dämmert da während Jahrzehnten vor sich hin. Auch in der Kartause Ittingen gibt es einen solchen Dachraum, in dem sich während der grossen Restaurierung des Klosters 1977 – 1983 Hunderte nicht benötigter Bauteile und Einrichtungsobjekte angesammelt haben. Putz-, Stuck- und Holzteilen sind da zu finden, aber auch alte Lampen, nicht mehr benötigte Werkzeuge oder auch nur Gerümpel. Bei den Ausstattungsgegen¬ständen handelt es sich um spannende Fragmente aus dem Klostergebäude, deren ehemalige Verwendung nur noch zum Teil bekannt ist und an denen sich mehr Fragen als Antworten kristallisieren. Im Zusammenhang mit einer Aufräumaktion wurde von der Restauratorin Doris Warger eine Auswahl dieser Objekte zusammengestellt und für eine Präsentation in der in der oberen Sakristei des Ittinger Museums aufbereitet. |
Die Wissenswerkstatt 2008 ist als öffentliche Vortragreihe angelegt und steht allen Interessierten offen. Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei. Freiwillige Beiträge werden dankend entgegengenommen.Öffnungszeiten Ittinger Museum und Kunstmuseum Thurgau:
Montag – Freitag 14 – 17 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage 11 – 17 Uhr