Eichhof: Heineken will Getränkesparte schlucken

Der niederländische Biergigant Heineken will die Getränkesparte der Luzerner für 290 Mio CHF schlucken. Heineken wolle den Standort Luzern mit seinen rund 450 Angestellten langfristig sichern, teilte Eichhof am Donnerstag mit. Die Farbmetriksparte Datacolor soll abgespalten und an die Schweizer Börse gebracht werden. Die Immobilien von Eichhof mit einem geschätzten Wert von rund 100 Mio CHF sollen verkauft werden. «Wir sind uns bewusst, dass die starke lokale Verwurzelung von Eichhof und die typische Schweizer Marke Eichhof eine wichtige Rolle in unserem kombinierten Portfolio spielen werden», erklärte Didier Debrosse, Präsident des Westeuropa-Geschäfts von Heineken.


Lange Tradition
Eichhof hatte sich in den vergangenen Jahren oft als letzte unabhängige Schweizer Grossbrauerei gebrüstet. 16 Jahre nach Auflösung des Schweizer Bierkartells streicht nun auch die 1834 von Johann Baptist Guggenbühler gegründete Brauerei die Segel. Heineken offeriert für die Getränkesparte nach Abzug der Schulden 278,5 Mio CHF oder 1657.30 CHF je Aktie. Der Preis entspreche einer attraktiven Prämie von 45% des Wertes, den eine Studie (Fairness Opinion) der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC) festgestellt habe. Der Verwaltungsrat von Eichhof empfiehlt den Aktionären, das Angebot anzunehmen. Werner Dubach als Hauptaktionär und Präsident von Eichhof trat bei dem Entscheid in den Ausstand. Die Hauptaktionäre sowie die Eichhof Holding haben bereits zugesichert, ihre Pakete von knapp 49% des Aktienkapitals anzudienen.


Noch einige Hürden
Heineken will das öffentliche Übernahmeangebot am 7. Mai lancieren. Die Transaktion soll im dritten Quartal 2008 abgeschlossen werden. Allerdings müssen die Eichhof Aktionäre den Verkauf an einer ausserordentlichen Generalversammlung am 18. Juni zuerst noch genehmigen. Auch ist die Zustimmung der Wettbewerbskommission (Weko) erforderlich. Eine weitere Bedingung von Heineken ist, dass ihr mindestens 66,67% der Aktien angedient werden. Heineken will die Übernahme aus bestehenden Kreditlinien finanzieren, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Als exklusiver Finanzberater fungiert die Credit Suisse. Die Niederländer erwarten ab 2009 eine Ertrags- und ab 2010 eine Wertsteigerung durch die Eichhof-Getränkesparte.


Näher an Carlsberg
Mit Eichhof will Heineken die Position als Nummer zwei im Schweizer Markt nach Carlsberg (Feldschlösschen) stärken. Der Marktanteil soll von 13 auf 23% steigen, Carlsberg kommt auf rund 40%. Bislang unterhält Heineken in der Schweiz eine Brauerei am Standort Chur. Zum bisherigen Markenportfolio zählen Heineken, Amstel, Calanda, Haldengut, Ittinger, Klosterbräu sowie mehrere Spezialbiere.


Marktanteil von rund 10 Prozent
Mit einer Produktionskapazität von 400 000 Hektolitern und einem Inlandabsatz von rund 361 000 Hektolitern im Jahr 2007 hält Eichhof einen Marktanteil von rund 10% am Schweizer Biermarkt. Auf alkoholfreie Getränke und Wein entfallen 45% des Gesamtabsatzes. Im Geschäftsjahr 2006/07 (per Ende September) steigerte Eichhof den Gewinn um 16,6% auf 18,3 Mio CHF. Der Bruttoumsatz stieg um 4,7% auf 308,9 Mio CHF. Die Getränkesparte wies einen Umsatz von 169,8 Mio und einen Gewinn von 13,6 Mio CHF aus. Datacolor kam bei einem Umsatz von 87,5 Mio CHF auf 6,9 Mio CHF Gewinn.


Aktie hebt ab
Die Eichhof-Aktie legte nach Bekanntgabe des Kaufangebots stark zu. Bis um 10.40 Uhr gewinnt der Titel bei relativ hohen Volumen um 18,5% auf 2370 CHF zu. Der Gesamtmarkt (SPI) verliert derweil 0,56%. Vontobel-Analystin Claudia Lenz kommentierte, die Aufspaltung und der Verkauf der Getränkesparte sei mit Blick auf die Konsolidierung im globalen Biermarkt und der zunehmenden Konzentration im Detailhandel ein sinnvoller Schritt. Allerdings verschwinde damit auch die letzte Schweizer Brauerei von der Schweizer Börse SWX. (awp/mc/ps)

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