EU-Schluss: Freundlich – Milliarden-Anteilsverkauf in Zürich
Der Leitindex EuroSTOXX 50 gewann 0,88 Prozent auf 3.828,46 Punkte. Der STOXX 50, der auch schweizerische und britische Werte umfasst, stieg um 0,91 Prozent auf 3.209,09 Zähler. Der Euronext 100 legte um 0,80 Prozent auf 875,76 Punkte zu. In Paris rückte der CAC 40 um 0,89 Prozent auf 4.944,60 Punkte vor. Der Londoner FTSE 100 schloss 1,14 Prozent höher bei 6.014,80 Zählern.
Die zunehmende Hoffnung, dass mit Blick auf die Finanzkrise das Schlimmste überstanden sei, habe Markt freundliche Impulse gegeben, hiess es von Börsianern. Dazu komme die Hoffnung auf eine weitere Zinssenkung der US-Notenbank nach den schwachen Arbeitsmarktdaten am Freitag. Die Stimmung habe sich vor den am Donnerstag anstehenden Notenbanksitzungen der EZB und der Bank of England deutlich aufgehellt, sagten Börsianer.
Daneben heizten Berichte von Übernahmen die Stimmung in einigen Branchen an: In Zürich gewannen Nestle-Aktien nach einem milliardenschweren Anteilsverkauf 0,98 Prozent auf 516,50 Schweizer Franken. Der Lebensmittelkonzern verkauft für 11 Milliarden US-Dollar ein Viertel seiner Beteiligung an dem auf Augenheilkunde spezialisierten US-Pharmakonzern Alcon an Novartis. Der Eigentümerwechsel wurde am Markt für beide Unternehmen grundsätzlich positiv aufgenommen. Mehrere Analysten sprachen von einem strategisch sinnvollen, aber teuren Geschäft. Die WestLB senkte ihre Bewertung für die Aktien von Novartis von «Add» auf «Hold». Die Novartis-Aktien büssten gegen den Trend 1,43 Prozent auf 51,65 Franken ein.
Kräftig nach oben ging es nach einem positiven Analystenkommentar auch für UBS-Aktien – die Anteilsscheine der Investmentbank sprangen um 5,80 Prozent auf 35,40 Franken an. Merrill Lynch hat die Papiere genau wie die Titel von Fortis auf seine «Europe 1 List» gesetzt. Es handele sich um Schlüsselwerte mit hohem Kurspotenzial für die kommenden Monate, hiess es zur Begründung. Aktien des belgischen Finanzkonzerns legten im Leitindex der Eurozone 2,44 Prozent auf 16,82 Euro zu.
In Paris zogen Aktien von L’Oreal um 2,09 Prozent auf 83,17 Euro an. Börsianer verwiesen auf «starke Umsatzzahlen» des schwedischen Wettbewerbers Oriflame Cosmetics als Impulsgeber. Oriflame habe zudem die Prognosen angehoben und indiziere damit eine anhaltend positive Nachfragesituation in Osteuropa und den Schwellenländern sowie die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem US-Abschwung. Zudem nähre der Verkauf der Alcon-Beteiligung von Nestle die Hoffnung, dass der Erlös für einen Ausbau der L’Oreal-Beteiligung von derzeit 28,22 Prozent genutzt werden könnte.
Auch Aktien von ArcelorMittal verteuerten sich nach neuen Nachrichten von der Übernahmefront um 2,39 Prozent auf 54,75 Euro. Der weltgrösste Stahlkocher hält nach Ende des Pflichtangebots 97,67 Prozent an der Tochter Inox Brasil (früher Acesita). Für die im Zuge der Offerte insgesamt 30 Millionen angebotenen Papiere hat der Konzern laut eigenen Angaben umgerechnet 1,66 Milliarden Dollar gezahlt.
Aktien von Air France-KLM stiegen nach Verkehrszahlen um 3,09 Prozent auf 19,70 Euro. Die Fluggesellschaft hat im März bei gesunkener Auslastung mehr Fluggäste und Fracht befördert als ein Jahr zuvor. Analysten von Collins Stewart bemerkten, die Titel würden mit einem nicht gerechtfertigten Abschlag von 30 Prozent zum Sektor gehandelt.
In London erhält das Bieterrennen um British Energy eine neue Wendung. Wie die Tageszeitungen «Financial Times» und «Wall Street Journal» am Montag berichten, loten RWE und auch Electricite de France (EdF) mit der britischen Centrica Möglichkeiten einer gemeinsamen Offerte aus. Die Gespräche befänden sich in einem frühen Stadium und könnten noch scheitern. Mitte März hatte British Energy Übernahmegespräche bestätigt, sich aber zu Details nicht weiter geäussert. Die Papiere des Atomkraftwerks-Betreibers schlossen mit einem leichten Plus vom 0,35 Prozent auf 713,36 Pence. Centrica stiegen unterdessen um 4,04 Prozent auf 315,25 Pence. Aktien von EDF verloren an der Pariser Börse 1,70 Prozent auf 59,52 Euro.
Daneben gaben insbesondere die schwer gewichteten Minenwerte dem britischen Leitindex Auftrieb. Goldman Sachs hatte die Einstufung für den Sektor von «Neutral» auf «Attractive» angehoben. Kazakhmys führten die Branchenbewegung mit plus 6,66 Prozent auf 1.697,00 Pence an. Anglo American stiegen 3,95 Prozent auf 3.287,00 Pence, nachdem die Experten die Titel auf ihre «Conviction Buy List» gesetzt hatten. Vedanta gewannen nach einer Hochstufung von «Neutral» auf «Buy» 4,86 Prozent auf 2.285,00 Pence. Zudem profitierten die Aktien nach Meinung von Börsianern von den weiter gestiegenen Rohstoffpreise.
Zudem beschäftige an der Londoner Börse der neue Schritt in der Übernahmeschlacht um Friends Provident. Die Private-Equity-Grupp JC Flowers hatte um Verhandlungen über ihr Angebot von 150 Pence je Aktie gebeten, das der Versicherer in der vergangenen Woche als zu niedrig abgewiesen hatte. In einem Statement teilte der Finanzinvestor mit, dass er mehr vertrauliche Informationen benötige. Nach Einschätzung von Börsianern unterstreiche die Erklärung das Interesse von JC Flowers und erhöhe den Druck auf das Management von Friends Provident, konstruktiv zu antworten. Die Titel des Versicherers legten 2,32 Prozent auf 137,00 Pence zu. (awp/mc/ps)