Martin Bölsterli, CEO Infranor Inter

Von Christa Spoerle


Moneycab: Herr Bölsterli, wird der neue CEO bis Ende April bekannt sein oder müssen Sie zeitweise eine Doppelfunktion als CEO und Verwaltungsratspräsident übernehmen?


Martin Bölsterli: Vermutlich wird  für einige Monate eine Doppelfunktion unumgänglich sein. Nicht, weil wir die Doppelfunktion lieber beibehalten möchte, sondern weil der Übergang etwas länger dauert.



«Wir wollen das  Ziel eines Umsatzes von etwa 150 Mio. Franken  bis 2010 erreichen, und zwar sowohl durch  organisches wie durch akquisitorisches  Wachstum.» Martin Bölsterli, CEO Infranor Inter


Sie haben sich mit 100 -200 Mio. Franken Umsatz und einer operativen Marge von 10 Prozent ambitiöse mittelfristige Ziele gesetzt, wie wollen sie diese erreichen und bis wann?


Wir wollen das  Ziel eines Umsatzes von etwa 150 Mio. Franken  bis 2010 erreichen, und zwar sowohl durch  organisches wie durch akquisitorisches  Wachstum. Etwa 30 Mio. Franken sollen durch organisches Wachstum erreicht werden.


In welchen Bereichen planen sie vor allem Akquisitionen, Infranor oder Cybelec und mit welchem Ziel? 


Wir prüfen im Prinzip Akquisitionen in beiden Bereichen. Bei Cybelec suchen wir nach ähnlich gelagerten Betrieben oder nach komplementären Bereichen. Cybelec beschäftigt sich mit der Steuerung zum Biegen von Blechen. Nun werfen wir auch noch einen Blick auf andere Blechbearbeitungsmethoden wie beispielsweise Stanzen oder Schneiden.  Dies können wir zum Teil auch aus eigener Kraft erreichen, deshalb ist bei Akquisitionen vor allem der Blick auf neue Märkte oder Technologien gerichtet. Beispielsweise haben wir nach der Übernahme von Fast neue Produkte  – die Fastware – lanciert, die sich mit der sehr anspruchsvolle Steuerung von mehrachsigen Werkzeugmaschinen beschäftigen. Da streben wir auch eine Ausdehnung an.


Bei der Infranor Division geht es einerseits um die Erweiterung der Produktionskapazitäten, eventuell auch um günstigere Produktionsstandorte, andererseits um komplementäre Produkte. Damit wir uns als branchenunabhängiger Anbieter auf dem Gebiet der Servotechnologie erweitern können. Allerdings ist die Auswahl hier klein und deshalb braucht sie Zeit. 
 
In welcher Grössenordnung sollen die Zukäufe ausfallen?


Bis 2010 wollen wir etwa 50 Umsatzmillionen akquirieren. Wann diese Mittel eingesetzt werden, ist  ganz von der Situation abhängig.


In welchen Regionen planen Sie eine Expansion?


Der Schwerpunkt liegt im deutschsprachigen Raum, kann aber auch Italien und andere angrenzenden Länder betreffen. Infranor ist in den asiatischen Märkten noch nicht sehr aktiv  und könnte sich auch eine Expansion nach Korea, Taiwan, Singapur oder Indien vorstellen.


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Für das Geschäftsjahr 2006/07 haben Sie eine Dividende über der Zielgrösse der Ausschüttungsquote von einem  Drittel  ausgeschüttet, war das eine Ausnahme?


Wir sind der Auffassung, dass es eines bestimmten Dividendenbetrags bedarf, um attraktiv zu sein. Es ist noch nicht sicher, ob wir die Dividende anheben werden, wenn der Gewinn im Geschäftsjahr 2007/08 höher ausfällt. Es ist noch zu früh, um zu sagen, was zum Abschlusszeitpunkt am sinnvollsten ist.



«Perrot Duval ist als Investor und nicht in erster Linie unternehmerisch tätig und versucht deshalb,  ihre Anlagen zu optimieren. Eine Reduktion ist ins Auge gefasst, wenn der Zeitpunkt stimmt.»


Die Aktien der Infranor besitzen einen geringen Free Float, bleiben Sie trotzdem an der Börse?

Dies ist Sache der Perrot Duval. Und  wie diese sich in den letzten Jahren geäussert hat, denkt sie wohl nicht an einen Rückzug der Infranor von der Börse.


Perrot Duval besitzt alleine 78,5 Prozent der Infranor Aktien, ist eine Reduktion  dieses Anteils geplant?


Wenn der Preis und  die Opportunitäten stimmen, darf man durchaus mit einer Reduktion des Anteils rechnen. Perrot Duval ist als Investor und nicht in erster Linie unternehmerisch tätig und versucht deshalb,  ihre Anlagen zu optimieren. Eine Reduktion ist ins Auge gefasst, wenn der Zeitpunkt stimmt, sei es durch einen Verkauf oder ein Abseitsstehen bei einer Kapitalerhöhung.


Ist ihre Kapitaldecke angesichts der Expansionspläne adäquat?


Nein, die Kapitalisierung ist das nicht. Aber wir gehen synchron vor, werden also ohne konkrete Pläne kein zusätzliches Kapital aufnehmen. Wenn wir gute Projekte vorweisen können, dann können wir deren Finanzierung auch erst dann problemlos vornehmen. In Frage kommen der Kapitalmarkt, Banken oder Private Equity mit Stossrichtung Kapitalerhöhung.


Sind Sie mit der Kursentwicklung der Aktien zufrieden?


Der Kurs wird einerseits durch die Ertragskraft der Infranor bestimmt. Hier haben wir einen Einfluss. Andererseits ist der Kurs vom allgemeinen Gang an der Börse beeinflusst. Diesem sind wir ausgesetzt wie alle anderen. In dieser Beziehung hat sich unser Kurs recht gut gehalten.




Der Gesprächspartner
Martin Bölsterli ist seit 1998 Vizepräsident und Delegierter des Verwaltungsrats der Infranor Inter AG. Er ist diplomierter Maschineningenieur ETH mit Vertiefung in Betriebswissenschaften. Bölsterli übte während seiner bisherigen beruflichen Karriere leitende Funktionen in grösseren Unternehmen der schweizerischen Maschinenindustrie im In- und Ausland aus, und zwar bei den Firmen Maag-Zahnräder AG, Bühler-Uzwil und Heberlein. Zudem ist er Verwaltungsrat in nicht kotierten Gesellschaften.


Das Unternehmen
Die Infranor Inter AG ist auf die Automation von Maschinen und Anlagen spezialisiert. Kernkompetenz sind Servosysteme und übergeordnete elektronische Steuerungen. Die Produkte werden in der verschiedenen Branchen, wie zum Beispiel dem Werkzeugmaschinenbau, der Verpackungs- oder Nahrungsmittelindustrie,  eingesetzt. Infranor erzielte im Geschäftsjahr 2006/07 mit rund 300 Beschäftigten einen Gruppenumsatz von 72 Mio. Franken.

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