Thomas W. Hofer, Managing Partner, Taylor Hofer Partners AG, Zürich und Dubai

von Gérard Al-Fil



 


Moneycab: Herr Hofer, Sie führen gemeinsam mit Ihrer Frau beide als Managing Partner die Executive Search Firm Taylor Hofer Partners seit vielen Jahren in Zürich. Anfang Januar haben Sie eine Niederlassung in Dubai gegründet. Was hat Sie zu diesem Schritt veranlasst?


 


Thomas W. Hofer: Wir betreuen bereits seit vier Jahren erfolgreich Mandate in Dubai und im Mittleren Osten. Dabei haben wir mehrere Schweizer Firmen bei der Expansion in die Region begleitet und beraten. Daraus hat sich ein gewisses Netzwerk ergeben. Nun haben wir haben einfach gesehen, dass wir mit einer Dependenz vor Ort mehr Möglichkeiten haben, dieses Netzwerk zu nutzen, um a) mehr Geschäft zu akquierien und b) auch neue lokale und regionale Mandate zu gewinnen.


 


Wie weit ziehen Sie von Dubai aus Ihren geografischen Radius?


 


In einer ersten Phase werden wir das Geschäft in Dubai und natürlich in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) insgesamt ausbauen. Darüber hinaus sind in unserem Kerngeschäft Financial Services neben Bahrain, Saudi-Arabien und Kuwait interessant. Wir sind in der Planung innerhalb des ersten Jahres drei bis vier lokale Mitarbeiter für unser Büro in Dubai einzeustellen. Unterstützt werden wir bereits von drei bis vier Mitarbeitern aus Zürich, die während Monaten oder auch mal für ein Jahr in Dubai tätig sind. Die Kapazitäten dazu sind vorhanden, da wir in Zürich ein etabliertes Team beschäftigen, von denen einige Mitarbeiter bereits in Mandate in Dubai eingebunden waren.


 


Inwieweit unterscheiden sich Ihre Dienstleistungen in Dubai von ihrem Service, den Sie in Zürich anbieten?


 


Wir machen da in Dubai keine Abstriche. Taylor Hofer Partners steht für Dienstleistungen im Executive Search, schwerpunktmässig für die Bereiche Financial Services und Konsumgüterindustrie. Darüber hinaus führen wir Leadership Development Programme für Kader durch und beraten ganze Management-Boards. Wir wollen nicht nur die selbe Bandbreite an Dienstleistungen in Dubai anbieten, sondern – was noch viel wichtiger ist – auch mit derselben Qualität unsere Kunden im Mittleren Osten betreuen, wie wir dies schon in Europa praktizieren. Deshalb planen wir auch ein gemischtes Team aus lokalen Spezialisten und erfahrenen Mitarbeitern, die den Markt in Europa schon betreut haben. 


 


Warum sollten sich also Kader, die eine Auslandskarriere in Betracht ziehen, nicht nur nach London und New York orientieren, sondern auch nach Dubai, Manama, Riad oder Kuwait City?


 


Ganz einfach aus dem Grund, weil die letztgenannten Standorte die Emerging Markets sind, die am stärksten wachsen. Bewerber finden hier ein Umfeld vor, in dem sie lernen, sich durchzusetzen. Das gilt sowohl für das Geschäfts- als auch für das Privatleben. Das Umfeld in den Golfstaaten ist noch nicht so strukturiert und überschaubar wie in den westlichen Finanzplätzen. Das fängt schon bei einer Haus- oder Wohnungssuche an und beim Kauf eines Wagens. Dubai ist ein Lehrplatz, auf dem Kader ihr Profil schärfen und sich weiter entwickeln können, wie an kaum einen anderen Standort.


 


Wie sieht es bei den Löhnen und Gehältern aus?


 


Die Packages sind wesentlich attraktiver als in Europa. Je nach Standort sind die Vergütungsarrangements 20 – 30% höher und sind augrund einiger Incentives wie Free Housing und Versicherungsleistungen zusätzlich attraktiv. Und nicht zuletzt ist der Lohn steuerfrei. Unter monetären Aspekten sollte man die arabische Golfregion gegenüber London oder New York vorziehen. In puncto Lifestyle ist die Region zudem durchaus für junge Familien attraktiv.


 


Welche Schlüsselqualifikationen muss also ein Bewerber für eine Kaderstelle im mittelöstlichen Bankenbereich mitbringen?


 


Ein MBA steht sicher über einem Universiätsabschluss, aber noch viel wichtiger sind die Soft Facts, sprich: Er oder sie braucht Einfühlungsvermögen, muss ständig über die kulturellen und religiösen Regeln lernen. Ein CEO kann im Board nicht mit dem Dampfhammer Dinge erzwingen, sondern muss aufgrund der unterschiedlichen Herkunft seiner Board-Kollegen viel mehr Fingerspitzengefühl walten lassen, als etwa ein CEO in Europa. Auf der Senior Management-Ebene ist auch mehr Geduld erforderlich. Nehmen Sie beispielsweise einen Senior Relationship Manager im Private Banking, der vielmehr Geduld beim Aufbau seines Kundenstammes investieren muss.


 


Im Private Banking haben Schweizer Banker sicher einen Vorteil gegenüber anderen westlichen Expats. Beim Islamic Banking, das gerade zum Mainstream heranreift, hat sich die Schweiz mit wenigen Ausnahmen in eine Zuschauerrolle begeben und klammert sich immer noch ans Bankengeheimnis, anstatt neue Wege zu gehen. Wann wachen die Banken in Zürich und Genf auf?


 


Das kann ich gar nicht so beantworten. Die englischen Banken haben den Trend im Islamic Finance sicher früher erkannt, aufgrund einer historisch engeren Anbindung an die Golfregion und weil die muslimische Bevölkerung in Grossbritannien schnell wächst. Banker aus Schweiz sollten sich auf jeden Fall mit der Scharia-Finance auseindersetzten, um ihre Karriereoptionen in Dubai zu steigern.


 


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Die Fluktuation auf der Top-Management-Ebene ist hoch in der Golfregion. Steffen Schubert, der die internationale Börse von Dubai aufbaute, trat nach zwei Jahren ab. James Hogan, Ex-CEO der Gulf Air nach drei Jahren, André Dosé in der gleichen Funktion nach nicht einmal sechs Monaten, um nur einige Beispiele zu nennen. Woran liegt das?


 


Obwohl ich die Fälle nicht im Einzelnen beurteilen kann, so sind es aus meiner Sicht eben doch die kulturellen Hürden, die übersehen werden. Die Komplexität der Zusammenarbeit mit dem Board, mit dem Verwaltungsrat und mit anderen wichtigen Entscheidungsträgern, können das «make or break» bedeuten.


 


Muss der Bewerber oder die Bewerberin Arabisch sprechen können?


 


Nein, in Dubai ist Englisch völlig üblich in der Geschäftswelt. Schon allein, weil 80% der 1.4 Millionen Einwohner Dubais Expatriates sind. Obgleich arabische Sprachkenntnisse sicher von Vorteil wären.


 


Haben Frauen ähnlich gute Chancen in Dubai?


 


Ja, wir beobachten vermehrt, dass Frauen Führungspositionen bekleiden, gerade im Bankenbereich. Eine Frau steht in diesem Teil der Welt vor denselben Herausforderungen wie in Europa. Sie muss mehr leisten als ein Mann, um in der Unternehmenshierarchie aufzusteigen. In Dubai sind die Fortschritte aber unübersehbar: 45% der Bankangstellten sind inzwischen weiblich.


 


In den letzten beiden Jahren sind viele Ihrer internationale Mitbewerber ebenfalls nach Dubai expandiert. Herrscht auf dem Gebiet des Executive Search hier nicht schon ein intensiver Wettbewerb?


 


Wir respektieren natürlich den Wettbewerb, sehen uns aber auch durch das Feedback der vergangenen Jahre in unserer USP bestätigt. Taylor Hofer Partners steht für einen persönlichen und wirksamen Service. Die grösseren Unternehmen in unserem Segment sind oftmals zu schwerfällig und in Ihrer Beratung sehr standardisiert, daher wenig individuell.


 


Sie haben sich für eine Dependenz in der Freihandeslszone am Flughafen DAFZA entschieden. Hätte es für Sie nicht mehr Sinn gemacht, ein Büro im Dubai International Financial Centre (DIFC) zu eröffnen?


 


In der DAFZA geht der Lizenzierungsprozess wesentlich schneller als im DIFC, wo pro Monat etwa zehn neue Firmen eine Filiale eröffnen. Es ist aber auch so, dass unser Geschäft viel mit Diskretion zu tun hat. Im DIFC sind über 500 Firmen ansässig, davon 165 Finanzdienstleister. Ein Kandidat für eine Kaderstelle könnte dort nicht unbehelligt unser Büro aufsuchen. Er steht dort quasi unter Beobachtung des Finanzplatzes Dubai. In der DAFZA dagegen hat es ein buntes Gemisch an Firmen und Konzernen aus fast jeder Branche.


 


Herr Hofer, der Chairman der Genfer Bank Union Bancaire Privée (UBP), Edgar de Picciotto, sagte bei der Eröfnung der UBP-Branch im Qatar Financial Centre am 24. November 2006, wenn er jungen Mitarbeitern einen Rat für die Karriereplanung auf den Weg geben müsste, dann würde der lauten: «Go East my son!» Würden Sie dies so unterschreiben?


 


Absolut.


 





Der Gesprächspartner:


 


Thomas W. Hofer ist Managing Partner von Taylor Hofer Partners in Dubai und Zürich. Seit 1988 ist er erfolgreich in der Suche von Führungskräften für multinationale sowie nationale Kunden tätig und betreut anspruchsvolle Mandate auf Management- und Vorstandsebene vor allem in den Bereichen Consumer Goods, dem Dienstleistungssektor sowie in der Finanzindustrie.


Durch seine langjährige Zusammenarbeit mit grossen globalen Organisationen verfügt Herr Hofer über einen ausgezeichneten Erfahrungshintergrund im internationalen Executive Search sowie auch in Bezug auf generelle Fragen zur Unternehmensentwicklung.



Vor seiner Tätigkeit im Executive Search war Herr Hofer als Chief Operating Officer der Zehnder Gruppe und anderen Unternehmen in der internationalen Textilindustrie tätig. 


Bis 2005 diente er als Infanterieoberst und Regimentskommandant in der Schweizer Armee. Herr Hofer ist heute «Freeman» der City of London und Mitglied einer Londoner Livery Company.

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