Kirchnermuseum Davos: Die Teppiche von Dieter Roth und Ingrid Wiener

Zwischen 1974 und 1998 entstanden in Zusammenarbeit mit der Wiener Künstlerin Ingrid Wiener – und anfänglich noch mit Valie Export – auch fünf gewebte Teppiche. Diese aussergewöhnliche Zusammenarbeit wurde bislang in keiner Präsentation oder Publikation gesondert vorgestellt und gewürdigt.





Das Kirchner Museum Davos führt nun erstmals alle Teppiche in einer Aus-stellung zusammen und zeigt auch die zahlreichen unterschiedlichen Materia-lien, die untrennbar zu dem 24 Jahre überspannenden Projekt gehören: die benutzte Stoffserviette eines Londoner Restaurants, Polaroids, Zeichnungen von Gegenständen,
Orten oder Mustern, Entwürfe, Briefe, Faxe, Videobriefe, den sogenannten «flachen Abfall» wie Ver-packungsmaterial, Quittungen und Zustandsfotos und schliesslich die Katalogbücher, in denen die Künstler alles Material dokumentierten und teil-weise mit Texten versahen. Die Teppiche tragen unterschiedliche Bedeutungen in sich: Sie sind Konzept und Umsetzung, Idee und Interpretation, sie umgreifen das Leben und die Gegenstände des persönlichen Alltags, sie machen Kommunikation anschaulich, sind Erzählungen, gewebte Zeit, Zeugen eines künstlerischen Prozesses und Bilder gemeinschaftlicher Kreativität.







Zeitgleich zeigt das Kirchner Museum Davos fünfzig Jahre früher konzipierte Teppiche und Stickereien, die Ernst Ludwig Kirchner entwarf und von Lise Gujer und anderen Davoser Frauen umsetzen liess. In der Gegen-überstellung mit den Roth-Wiener-Teppichen stellt sich nicht zuletzt die Frage nach Modellen künstlerischer Zusammenarbeit und dem spannungsreichen und vielseitigen Verhältnis von Konzept und Interpretation.

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