BHP Billiton erhöht Gebot im Rio-Tinto-Übernahmepoker

Beim Zusammenschluss könnte nach Angaben von BHP das weltweit führende Unternehmen für natürliche Rohstoffe entstehen. Da Rio Tinto seit vergangener Woche mit Chinalco und Alcoa einen neuen Grossaktionär an Bord hat, halten Branchenkenner es für möglich, dass ein Bieterwettstreit um den in Grossbritannien, Australien und den USA beheimateten Rio-Tinto-Konzern entbrennen könnte.


Ursprüngliches Angebot «mehrere Baseballstadien entfernt»
Das erste Kaufangebot hatte BHP im vergangenen November abgegeben und den Aktionären für jede Rio-Tinto-Aktie drei seiner eigenen angeboten. Damals hatte Rio Tinto das Angebot als «mehrere Baseballstadien entfernt» vom Wert des Konzerns bezeichnet und abgelehnt. Mit der Offerte vom Mittwoch (Ortszeit) hat das in Melbourne beheimatete Unternehmen den Einsatz erhöht und bietet nun 3,4 Aktien für jeden Rio-Tinto-Anteil. Dies entspricht einem Angebotswert von 147,4 Milliarden US-Dollar. Damit bietet BHP 45 Prozent mehr als bei seinem ersten Angebot aus dem vergangenen Herbst.


Presse: Mögliches Gegenangebot aus China
Während Rio Tinto am Mittwoch mitteilte, dass der Konzern das Angebot gründlich prüfen werde und seine Aktionäre bat, solange abzuwarten, könnte der seit kurzem an Rio Tinto beteiligte staatliche chinesische Aluminium-Produzent Chinalco laut einem Pressebericht ein Gegenangebot starten. Das Unternehmen könnte intervenieren und auf das erhöhte Angebot mit einem eigenen Gebot reagieren, berichtet die britische Tageszeitung «The Times» und beruft sich dabei auf Unternehmenskreise. Zuletzt liess Chinalco wissen, dass es die weitere Entwicklung um Rio Tinto genau beobachten werde.


Strategisches Investment?
Chinalco ist zusammen mit dem Aluminiumkonzern Alcoa mit neun Prozent an Rio Tinto beteiligt. Vergangene Woche hatten die beiden Konzerne zwölf Prozent der an der Londoner Börse notierten Rio-Tinto-Anteile für rund 14 Milliarden Dollar erworben. Da Rio Tinto zusätzlich in Australien notiert ist, liegt der Gesamtanteil am Unternehmen dennoch bei neun Prozent. Noch am Montag hatte der Chinalco-Chef Xiao Yaqing gesagt, es handele sich bei der Rio-Tinto-Beteiligung um ein strategisches Investment, Chinalco plane keinen Ausbau der Beteiligung.


BHP will mindestens 50 Prozent
Mit seinem Angebot möchte BHP Billiton mindestens 50 Prozent der Rio-Tinto-Anteile erwerben. «Wir haben die 50 Prozent-Hürde gewählt, um den Rio-Tinto-Aktionären zu demonstrieren, dass wir es mit unserem Angebot ernst meinen», sagte BHP-Chef Marius Kloppers. Dennoch wolle BHP die volle Kontrolle über Rio Tinto erlangen.


BHP-Papiere verlieren 6 Prozent
Nach dem Bekanntwerden des Angebots fielen die Aktien von BHP an der Londoner Börse um fast sechs Prozent. Zuletzt notierten sie im Leitindex FTSE-100 mit minus 4,7 Prozent bei 1.522 Pence. Der Konzern hatte zudem am Vortag seine Geschäftszahlen für das erste Geschäftshalbjahr veröffentlicht und einen geringeren Nettogewinn als von Analysten erwartet mitgeteilt. Aktien von Rio Tinto stiegen dagegen leicht um 0,22 Prozent auf 5.446 Pence.


Milliardenschwere Synergien
Mit der Offerte vom Mittwoch hält BHP eine Frist des britischen Takeover Panels ein, wonach der Konzern bis zum 6. Februar ein verbindliches Angebot vorlegen muss. Nach Schätzungen von BHP kann die Übernahme innerhalb von sieben Jahren nach Abschluss des Kaufs jährliche Synergien in Höhe von 3,7 Milliarden US-Dollar für den Gewinn vor Zinsen und Steuern und Abschreibungen (EBITDA) bringen. (awp/mc/ps)

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