Andreas Waespi, CEO Bank Coop
von Patrick Gunti
Herr Waespi, Bruttogewinn um 6,2 % auf 133,8 Mio. Fr. gesteigert, Betriebsergebnis um 6,1 % auf 106,4 Mio. Fr. und der Jahresgewinn sogar um 19,4 % auf 81,5 Mio. Fr. – ein weiteres Rekordjahr liegt hinter der Bank Coop. Welches waren die wichtigsten Ertragspfeiler?
Der wichtigste Ertragspfeiler mit einem Anteil von 66% am Betriebsertrag bildet das Zinsengeschäft. Der Zinserfolg ist im Vergleich zum Vorjahr um 4,5% gestiegen. Dieses Ergebnis ist bei dem spürbar härteren Wettbewerb im Zinsdifferenzgeschäft und einer weiter sinkenden Marge besonders erfreulich. Den markantesten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr wies das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft auf, das sich um 7,9% erhöht hat und 27% des Betriebsertrags umfasst. Hier haben wir uns vor allem bei den Erträgen aus dem Fondsgeschäft und der Vermögensverwaltung beträchtlich steigern können.
Im besonders umkämpften Hypothekarmarkt hat die Bank Coop erstmals die 10 Mrd. Fr.- Grenze geknackt. Wie werten Sie das Ergebnis?
Die Bank Coop ist im letzten Jahr stärker gewachsen als der Markt und hat weitere Marktanteile dazugewonnen. Der Zuwachs von CHF 680 Mio., was einer Steigerung von 7,3% gegenüber dem Vorjahr entspricht, zeigt, dass die Bank Coop ihre Position als Schweizer Vertriebsbank weiter ausbaut.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Hypothekarmarktes und der Hypothekarzinsen?
Die konjunkturellen Unsicherheiten in der Schweiz haben 2008 sicherlich zugenommen. Wir gehen davon aus, dass sich die Entwicklung beim Hypothekargeschäft verlangsamen wird. Wir rechnen mit stabilen Zinsverhältnissen.
Die von der Bank Coop verwalteten Vermögen sind 2007 um 788 Mio. Fr. angewachsen. Entspricht das Resultat Ihren Erwartungen?
Wir hatten ein Wachstum der verwalteten Kundenvermögen von CHF 500 Mio. budgetiert. Das Resultat liegt somit über unseren Erwartungen. Zurückzuführen ist dieses positive Ergebnis auf die ausgezeichnete Akqusitionsleistung unserer Beraterinnen und Berater sowie die im Marktvergleich attraktiven Zinsen der Bank Coop.
Wie werten Sie das Geschäftsjahr und das Umfeld insgesamt?
Für das Geschäftsjahr 2007 haben wir ein neues Rekordergebnis erzielt. Aus unserer Sicht war dieses Jahr somit sehr erfolgreich. Mit der Ausrichtung auf den Schweizer Markt und unserer nachhaltig orientierten Wachstumspolitik verfügen wir über eine solide Basis. Aber natürlich haben auch wir die wirtschaftlichen Entwicklungen des zweiten Halbjahres zu spüren bekommen.
Die Kreditkrise hat die zweite Hälfte 2007 geprägt, die Grossbanken haben massive Abschreibungen tätigen müssen. Wie sehen Sie diese Ereignisse, welche Folgen werden sie längerfristig haben?
Die Grossbanken haben aufgrund ihrer internationalen Tätigkeit und ihrer breit diversifizierten Tätigkeiten automatisch höhere Chancen aber auch Risiken. Die negativen Entwicklungen des letzten Halbjahres haben einen erheblichen Einfluss auf die Jahresabschlüsse dieser Banken und somit auch auf die Steuererträge der Bankendomizile. Welche längerfristigen Folgen auf den Finanzplatz Schweiz und damit auch auf die Bank Coop als national tätiges Institut zu erwarten sind, lässt sich heute noch nicht abschätzen.
Hat die Kreditkrise auch direkte Auswirkungen auf die Bank Coop, registrieren Sie einen Zulauf von verunsicherten Kunden der Grossbanken?
Ein Zulauf von verunsicherten Kunden der Grossbanken ist spürbar. Wir haben aber auch vor der Kreditkrise Kunden der Grossbanken gewinnen können. Wichtig ist für uns, die Anzahl an qualitativ guten Kunden weiter zu steigern. Hier haben wir eindeutig Fortschritte erzielt.
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Anfang Jahr ist die 2007 angekündigte Zusammenarbeit zwischen der Bank Coop und Nationale Suisse gestartet. Welche Ziele verfolgen Sie damit?
Ziel dieser Kooperation ist für beide Partner, einen Mehrwert für die Kunden zu schaffen. Kunden sollen Bank- und Versicherungsleistungen aus einer Hand beziehen können. Zudem wollen wir die Marktpräsenz in der Schweiz weiter ausbauen und zusätzliches Ertragspotenzial generieren.
Trotz vielen Beispielen, die nicht funktioniert haben, rückt das Thema «Allfinanz» wieder ins Zentrum. Warum wird das Modell Bank Coop/Nationale Suisse funktionieren?
Sowohl die Bank Coop als auch Nationale Suisse konzentrieren sich weiterhin auf ihr Kerngeschäft. Im Fokus der Kooperation stehen die Bedürfnisse der Kunden. Deshalb wollen wir gemeinsame Kombi-Produkte anbieten, welche sich jeweils auf ein ganz spezifisches Kundensegment ausrichten. Ab März werden die Kundinnen und Kunden beider Partner das erste Kombinationsprodukt nutzen können: eine Hypothek mit Risikoschutz. Wir sind überzeugt, mit diesem Modell Erfolg zu haben.
«Wichtig ist unserer Meinung nach, dass eine Marke «spürbar» wird und dies über alle Kanäle hinweg.» (Andreas Waespi, CEO Bank Coop)
Die Bank Coop hat im Mai 2007 in Wetzikon ihre erste Beraterbank eröffnet. Welche Erfahrungen konnten Sie bisher machen und ist ein Ausbau dieses Modells geplant?
Die Kunden erwarten heute von den Banken eine höhere Flexibilität. Beratungen ausserhalb der Öffnungszeiten, auch Samstags, werden immer mehr nachgefragt. Auch dass die Beratung in einer Bankfiliale stattfinden muss, ist heute nicht mehr zwingend. Deshalb beraten wir unsere Kunden dort, wo sie es wünschen. Das kann auch zu Hause oder am Arbeitsplatz sein. Unsere Erfahrungen zeigen, dass wir mit der Beraterbank einem echten Kundenbedürfnis entsprechen. Wir planen deshalb, pro Jahr ein bis zwei weitere Beraterbanken zu eröffnen.
Sie erneuern ihr Filialnetz und erhöhen die Kundenfreundlichkeit der Bank Coop. Welchen Stellenwert hat in Zeiten zunehmender Automation die Präsenz vor Ort?
Die Kunden erwarten heute, dass eine Bank ihre Dienstleistungen über verschiedene Kanäle anbietet. Sie wollen elektronische Dienstleistungen ebeno nutzen wie persönliche. Und dies möglichst bequem und einfach. Bis vor wenigen Jahren wurde noch vom Aussterben der Bankfilialen gesprochen, heute wird das Filialnetz vieler Banken wieder ausgebaut. Wichtig ist unserer Meinung nach, dass eine Marke «spürbar» wird und dies über alle Kanäle hinweg. Wenn dies gelingt, kann der Kunde eine langfristige Beziehung zu seiner Bank aufbauen.
Die BKB und die Bank Coop haben sich für die Migration auf die IT-Plattform von Avaloq entschieden. Was gab den Ausschlag für Avaloq?
Dem Entscheid ging eine gezielte Marktevaluation voraus. Avaloq erfüllte die Anforderungen, welche der Konzern an eine moderne IT definierte, am besten.
Wie ist das Projekt innerhalb des BKB-Konzerns organisiert und wann wird die Migration abgeschlossen sein?
Das Projektteam setzt sich aus Mitarbeitenden der Basler Kantonalbank und der Bank Coop zusammen und wird gemeinsam umgesetzt. Durch die Bündelung der Kräfte und des Know-hows beider Banken sind optimale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Migration geschaffen. Die Migration wird in zwei Schritten ablaufen. Im Oktober 2009 wird zunächst das Mutterhaus BKB auf Avaloq wechseln, per Ende 2010 folgt dann die Bank Coop.
Herr Waespi, besten Dank für die Beantwortung unserer Fragen.
Zum Unternehmen
Die Bank Coop AG ist eine gesamtschweizerisch tätige Bank. Sie offeriert alle wesentlichen Bankprodukte und Dienstleistungen für Privatkunden und KMU. Im Zentrum stehen die Kundinnen und Kunden mit ihren Bedürfnissen. Als kundennahe Bank legt die Bank Coop Wert auf faire Konditionen. Sie differenziert sich durch ein umfassendes Angebot an nachhaltigen Bankprodukten und Engagements zum sensiblen Ressourcenumgang zugunsten späterer Generationen. Mit der Dienstleistung «eva» bietet die Bank Coop zudem ein spezielles Angebot für Frauen. Seit 2000 hält die Basler Kantonalbank eine Mehrheitsbeteiligung an der Bank Coop. Zuvor war sie als «Genossenschaftliche Zentralbank» und von 1995 – 2000 als «Coop Bank» tätig. Die Bank Coop hat 33 Geschäftsstellen in der Schweiz und beschäftigt rund 750 Mitarbeitende. Präsident des Verwaltungsrats ist seit dem Jahr 2000 Dr. Willi Gerster. Ziel der Bank Coop ist es, in den nächsten Jahren weiter zu wachsen. Der Hauptsitz befindet sich in Basel. Als Aktiengesellschaft ist die Bank Coop an der SWX Swiss Exchange kotiert.
Zur Person:
Andreas Waespi (Jg. 1961) ist CEO der Bank Coop. Zuvor war er Mitglied der Geschäftsleitung der Basler Kantonalbank und leitete dort das Privatkundengeschäft. Zudem unterhält er zahlreiche Verwaltungsratsmandate im Finanzdienstleistungsbereich. Er ist eidg. dipl. Bankfachmann, Absolvent der Swiss Banking School und hat diverse internationale Management Ausbildungen abgeschlossen.