Ex-Citigroup-Chef Weill: Finanzkrise wird sich verschlimmern

Für die Krise machte er das leichtsinnige Verhalten zahlreicher Banken verantwortlich. «Einige haben die elementaren Grundlagen der Risikokontrolle ignoriert.» Explizit kritisierte Weill auch das System der Ratingagenturen. «Sie sollen den Käufer schützen und werden dafür vom Verkäufer bezahlt. Da sollte sich etwas ändern.» Um die Auswirkungen der Krise zu begrenzen, hält der Ex-Citigroup-Chef ein Eingreifen der Politik für erforderlich. Weill plädierte zudem für eine bessere Kontrolle der Finanzmärkte. «Die Branche braucht eine Aufsicht, die ein wirklich breites Wissen über alle Spieler in diesem Geschäft besitzt.»


Konsolidierung in Deutschland
In den nächsten Jahren rechnet Weill mit einer weiteren Konsolidierung in der Bankenbranche. Diese werde auch in Deutschland stattfinden. «Ich weiss nicht, ob Deutschland all diese Banken wirklich braucht», sagte er. Gerade die öffentlichen Banken seien nicht mehr zeitgemäss. Weill: «Das stimmt nicht mit dem überein, was in vielen anderen Teilen der Welt passiert.»


«Unser Modell funktioniert»
Weill wandte sich gegen eine mögliche Aufspaltung der Citigroup. «Die Marke ist stark und unser Modell funktioniert», sagte er. Grösse und Differenzierung des Geschäfts ermöglichten «phänomenale Chancen». Allerdings sei der gegenwärtige Zustand der Bank besorgniserregend. «Das tut mir wirklich weh», sagte Weill. Der ehemalige Chef der Citigroup zeigte sich optimistisch, dass das neue Management die anstehenden Probleme lösen werde. Über den Anfang November zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Charles Prince sagte Weill: «Er war meine Wahl, ich habe sie zu verantworten.» (awp/mc/gh)

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