SNB wird Leitzins laut Ökonomen vorerst nicht mehr erhöhen

Ökonomen erwarten vorerst kein weiteres Anziehen der Zinsschraube. «Es gibt keine Signale, dass die SNB am Donnerstag eine Zinserhöhung vornehmen wird», sagte Alois Bischofberger, scheidender Chefökonom der Grossbank Credit Suisse auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Auch die Ökonomen der Zürcher Kantonalbank und der UBS rechnen damit, dass die SNB zum ersten Mal seit Dezember 2005 auf eine Erhöhung verzichten wird.


Acht Quartale in Folge hatte die SNB ihr Zinszielband für den massgebenden Dreimonats-Libor jeweils um 0,25% Prozentpunkte angehoben. Damit dürfte das Zielband nun nach wie vor zwischen 2,25 und 3,25% belassen und der Libor in der Mitte bei 2,75% gehalten werden. Gegen eine Erhöhung spricht auch, dass der Libor am Mittwoch noch bei 2,78% notierte.


Schwierige Lage für die SNB
Die Lage für die SNB ist nicht einfach: «Einerseits ist die Inflationsrate vor allem wegen der höheren Energiepreise stark gestiegen, andererseits könnten sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten auf die Realwirtschaft auswirken», begründete UBS-Ökonom Felix Brill. Bereits nach der letzten Zinserhöhung im September hatte die SNB durchblicken lassen, dass eine Pause anstehen könnte. Im Hinblick auf die Geldpolitik der SNB im Jahr 2008 gehen die Meinungen der Ökonomen auseinander: Von 44 Analysten erwarten 21 einen Leitzins von 3,00% oder mehr, 18 sehen stabile Zinsen und 5 gehen sogar von mindestens einer Zinssenkung aus.


Nächste Erhöhung März oder Juni erwartet
«Wir rechnen je nach Situation auf den Finanzmärkten im März oder Juni wieder mit einer Erhöhung», sagte etwa ZKB-Ökonom David Marmet. Mit den vergangenen Erhöhungen von jeweils 0,25% Prozentpunkten hat sich die «Bank der Banken» von einem historisch tiefen Zinsniveau nach der Rezession von 2002/03 entfernen und eine Normalisierung herbeiführen wollen.


Erneuter Zinsschritt würde Franken kurzfristig stärken
Würde am Donnerstag wider erwarten ein erneuter Zinsschritt angekündigt, würde dies den Franken gemäss UBS-Ökonom Felix Brill kurzfristig stärken. Langfristig spielen für den Kurs andere Faktoren wie Carry-Trades eine wichtigere Rolle. Handelt die SNB gemäss Annahmen der Analysten, reagiert der Franken gelassen. «Der ausbleibende Zinsschritt ist in den Wechselkursen bereits integriert», sagte CS-Chefökonom Bischofberger.


Fed senkt Leitzins auf 4,25 %
Die US-Notenbank Fed hatte ihren Leitzins am Dienstag von 4,5 auf 4,25% gesenkt. Sie begründete dies mit der Krise im Immobiliensektor sowie abnehmenden Investitions- und Konsumausgaben. Analysten haben mit dieser Senkung gerechnet, da tiefere Zinsen die Konjunktur ankurbeln sollen. Die Europäische Zentralbank (EZB) liess ihren Leitzins vergangene Woche unverändert bei 4,0%. Allerdings führten die Auswirkungen der Kreditkrise dazu, dass auch die englische Notenbank erstmals seit mehr als zwei Jahren den Leitzins zurücknahm, und zwar um 0,25 auf 5,5%.


Das Hauptziel der schweizerischen Währungspolitik ist die Bekämpfung der Inflation. Diese stieg im November auf 1,8%, wofür aber der (externe) Ölpreis-Anstieg hauptverantwortlich ist. (awp/mc/pg)

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