Swiss Life verkauft Banca del Gottardo an Generali-Tochter BSI

Swiss Life ist mit dem am Mittwoch angekündigten Verkauf der Gotthard Bank rund dreieinhalb Jahre nach dem ersten Versuch die seit langem gewünschte Trennung geglückt. Somit kann sich Swiss Life wieder auf das Versicherungsgeschäft konzentrieren.


Fokus auf Geschäft mit finanzieller Vorsorge
«Wir sind zusammen mit der Bank zum Schluss gekommen, dass Swiss Life für die nächsten Entwicklungsschritte nicht die beste Eigentümerin der Bank ist», wird Swiss-Life-Konzernchef Rolf Dörig in der Mitteilung vom Mittwoch zitiert. Swiss Life beabsichtige, die Investitionen auf das Geschäft mit der finanziellen Vorsorge zu fokussieren und dort die Marktposition weiter zu verbessern.


Die 1,875 Mrd CHF, die Generali zahlt, setzen sich zusammen aus dem Kaufpreis von 1,775 Mrd CHF und der 2008 fälligen Dividende der Bank für das Geschäftsjahr 2007 in Höhe von 100 Mio CHF. Der Preis wird allenfalls auf Basis der Zahlen zum Jahresende bezüglich verwalteten Vermögen und Eigenkapital noch angepasst. Analysten hatten schon länger damit gerechnet, dass Swiss Life seine Gottardo-Bank verkaufen wird. In Branchenkreisen wurde ein Verkaufspreis von etwa 1,7 Mrd CHF erwartet.


«Offen für Übernahmen»
Im ersten Halbjahr 2008 erwartet Swiss Life aus dem Verkauf einen Gewinnbeitrag nach Steuern in Höhe von rund 600 Mio CHF. Mit dem Erlös werde Swiss Life künftiges Wachstum finanzieren. Swiss Life sei «offen für Übernahmen», sagte Konzernchef Rolf Dörig in einem Interview mit dem Nachrichtensender DRS 4 News. Konkreter wollte er sich aber nicht äussern. Weitere Informationen stellte er für den Investor’s Day vom 4. Dezember in Aussicht.


Neue Kraft im Bankensektor
Die aus dem Zusammenschluss von BSI und Banca del Gottardo entstehende Bank stosse mit verwalteten Vermögen von rund 100 Mrd CHF zu den führenden Schweizer Private-Banking-Instituten vor, hiess es weiter. Leiter der neuen Einheit wird BSI-Chef Alfredo Gysi. Rolf Aeberli, Chef der Banco del Gottardo, werde nach der bis Mitte 2008 geplanten Fusion «nach einer neuen Herausforderung Ausschau halten», hiess es in einer gemeinsamen Mitteilung der BSI und der Banca del Gottardo.


Zusammenschluss führt zu Stellenabbau
Der Zusammenschluss wird wegen Doppelspurigkeiten zu einem Stellenabbau führen. Das Ausmass wurde zunächst nicht beziffert. BSI beschäftigte vergangenes Jahr 1’540 Personen, die Gotthardbank 987. Der Abbau soll über Frühpensionierungen, natürliche Fluktuation, die interne Besetzung heute offener Stellen und das anvisierte Wachstum realisiert werden.


Schlussstrich gezogen
Mit dem Verkauf geht für die Swiss Life ein kostspieliges Abenteuer zu Ende. 1999 – im Zuge der damals weit verbreiteten Allfinanz-Phantasien – hatte die damalige Rentenanstalt die Banca del Gottardo für insgesamt 2,4 Mrd CHF gekauft. Nachdem die Strategie einer Verschmelzung von Bank- und Versicherungsdienstleistungen gescheitert war, suchte Swiss Life einen neuen Eigentümer für die Bank. Im Februar 2004 aber scheiterten die Verhandlungen mit einem Konsortium rund um die UniCredito Italia an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Swiss Life beschloss kurz darauf, die Banco del Gottardo zu behalten, aus dem Versicherungsgeschäft herauszulösen und unter das Dach einer Holding zu bringen. Die Holding übernahm den Vermögensverwalter damals für 1,34 Mrd CHF.


Aktie mit Gewinnmitnahmen
B is um 12.05 büssen die Swiss Life Titel 3,1% auf 316 CHF ein, während der Gesamtmarkt (SMI) 0,39% verliert. Da sich die Gerüchte um einen Verkauf der Banktochter bereits am Montagnachmittag verdichtet hatten und die Aktien gestern bis Handelsschluss kräftig zulegten (+5,3%), sind die heutigen Verluste bei Swiss Life Gewinnmitnahmen zuzuschreiben.


Analysten begrüssten den Verkauf und bewerteten den Preis als attraktiv. Die Bank habe ohnehin nie richtig zur Gruppe gepasst, so die Begründung von ZKB-Analyst Georg Marti. Gemäss Marc Effgen von Helvea, sind die Synergien zwischen der Versicherung und der Bank sowieso immer schon limitiert gewesen. (awp/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar