Cecile Hofer, Taylor Hofer Partners: «Wir dürfen unsere Position im Bildungsmarkt nicht überschätzen. Was heute gilt, wird nicht immer so bleiben. Weltweit wird in die Bildung investiert.»

Cecile Hofer, Taylor Hofer Partners: «Wir dürfen unsere Position im Bildungsmarkt nicht überschätzen. Was heute gilt, wird nicht immer so bleiben. Weltweit wird in die Bildung investiert.»

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Frau Hofer, nach dem Merger von Korn/Ferry und Ray&Berndtson im Jahre 1999 haben Sie zuerst unter dem Namen Swiss Pro International und ab 2004 unter dem Namen Taylor Hofer International einen Spin-Off für Executive Search gegründet und geleitet. Was waren damals Ihre Beweggründe, sich selbstständig zu machen und welches waren Ihre schwierigsten Entscheide, die Sie seither zu fällen hatten?


Cecile Hofer: Die Voraussetzungen für eine Selbständigkeit lagen auf der Hand. Der Mix für den Einstieg hat gepasst: Insbesondere die wichtige internationale Erfahrung, das starke Kontaktnetz und ein gut funktionierendes Team gaben den Ausschlag. Dadurch konnte ich mein unternehmerisches Risiko gut einschätzen. Ich habe gespürt, dass ich an der Kundenfront ein Potential aufgebaut habe, welches eine erfolgreiche eigene Positionierung im Markt zulässt.



«Frauen meiner Generation, die eine Karriere planen, müssen sich doppelt so hart beweisen wie ihre männlichen Kollegen.» Cecile Hofer, Taylor Hofer Partners


Als Unternehmer wird man konstant vor schwierige Entscheidungen gestellt. Der Markt verändert sich dauernd. Dieser ständige Wandel fordert uns, auch intern. Wir bauen unsere Practice-Bereiche fortlaufend aus, um den Marktbedürfnissen gerecht zu werden. Auch eine kritische Hinterfragung des eigenen Geschäftsmodells – gerade in sehr guten Zeiten – macht ein innovatives Unternehmertum aus. 


Frauen in Top-Positionen sind immer noch eine Seltenheit. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Gründe dafür, und was raten Sie Frauen, die Sie in Ihrer Arbeit betreuen, um an die Spitze zu kommen und sich da auch zu behaupten?


Frauen meiner Generation, die eine Karriere planen, müssen sich doppelt so hart beweisen wie ihre männlichen Kollegen. Das ist eine Tatsache. Aber die gesellschaftlich bedingten, klassischen Eintrittsbarrieren für Frauen verlieren zunehmend an Bedeutung. Auch Frauen organisieren sich heute in Wirtschaftsverbänden und Business-Vereinigungen. Die klassischen Rollenverteilungen werden sich zunehmend auflösen, auch wenn die Zeit noch nicht ganz reif dafür ist, wie die aktuelle politische Diskussion aufzeigt. Wichtig sind der Fokus auf die eigenen Fähigkeiten und ein starkes Selbstbewusstsein. Ich arbeite gerne in der (noch) männerdominanten Geschäftswelt und würde es sehr willkommen heissen, wenn mehr Frauen in diese Welt eintreten würden und ihre wichtigen Werte einbringen könnten. Frauen denken und kommunizieren tendenziell intuitiver als Männer, was vielen Unternehmen und deren Geschäftsmodellen gut tun würde.


In der Schweiz wird der Executive Search Markt dominiert von international tätigen Firmen wie Korn/Ferry, Egon Zehnder oder Spencer Stuart. Welche Position können Sie hier mit einem «Boutique»-Ansatz erreichen?


Wir sind smart und small. Die Kunden fordern mehr, vorallem mehr hohe Reaktionsfähigkeit, Flexibilität und schnelle – aber durchdachte – Entscheidungen. Da liegen wir mit unserem «Boutique»-Ansatz voll im Trend. Wir operieren bewusst nicht volumen-, sondern kundenorientiert. Wir fokussieren klar auf Kunden- und Marktnähe und wir verfügen über die essentielle Intuition für starke Lösungen.


In der Schweiz arbeiten Sie mit 12 Personen, generieren jedoch 90% des Umsatzes über Internationale Mandate. Wie arbeiten Sie im Ausland?


Die Welt ist klein geworden. Executive Search ist heute ein internationales Business. Ich bin oft unterwegs, vor allem in Asien, Middle East und im angelsächsischen Raum. Mit unseren Partnern rund um den Globus stehen wir in ständigem Kontakt. In unserem Head-Office, unserer Basisstation in Zollikon, verfügen wir über ein selbstsicheres und effizientes Research- und Beraterteam, das seine Aufgaben verantwortungsbewusst wahrnimmt.



«Immer entscheidender wird das Verständnis für andere Kulturen. Potentielle internationale Führungskräfte müssen die Fähigkeit entwickeln, fremde Kulturen zu verstehen und zu akzeptieren.»


In der Diskussion über die Höhe von Manager-Gehälter wird oft das Argument aufgeführt, dass man im internationalen Wettbewerb stehe. Wie wettbewerbsfähig sind aus Ihrer Sicht die Schweizer Manager, wie viele Top Manager werden an der Spitze von ausländischen Firmen platziert?


Es werden immer wieder Schweizer Manager als Topkader eingestellt. Die Schweizer verkörpern im internationalen Vergleich eine eher ruhigere und zurückhaltende Mentalität, was im Kadermarkt nicht unbedingt förderlich ist. Wer den Sprung zu globalen Unternehmen ins Ausland wagen will, muss hart an sich arbeiten, vor allem an seiner Selbstsicherheit.&


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Welche Qualitäten sind heute von einem Schweizer Manager gefordert, damit er sich im Ausland durchsetzen wird, und was raten Sie einer Führungskraft, die sich im Ausland weiter entwickeln will.


Weitsicht und Intuition sind ganz wichtige Faktoren. Immer entscheidender wird das Verständnis für andere Kulturen. Potentielle internationale Führungskräfte müssen die Fähigkeit entwickeln, fremde Kulturen zu verstehen und zu akzeptieren. Praktisch heisst das: die Welt erfahren und kennen lernen. Und das ist immer eine Gratwanderung. Denn Flexibilität und Anpassungsfähigkeit dürfen nie zulasten von Individualität und Charakterfestigkeit gehen.



«Wir dürfen unsere Position im Bildungsmarkt nicht überschätzen. Was heute gilt, wird nicht immer so bleiben. Weltweit wird in die Bildung investiert, auch in Ländern, an die wir nicht denken würden.»


Welche Märkte und Industrien sind zurzeit für Schweizer Führungskräfte am lukrativsten bezüglich Salär und Entwicklungschancen?


Für wirklich qualifizierte Führungskräfte stehen die Chancen in praktisch jeder Branche gut. Objektiv betrachtet stehen die Banken, und insbesondere das Private Banking, ganz oben. Und genau hier ist die Industrie mit lukrativen Angeboten gefordert, denn Topkader richten ihr persönliches Portfolio natürlich nach der höchsten Rentabilität.&


In der Schweiz betont man immer wieder, dass der einzige Rohstoff die gute (Aus-)Bildung ihrer Bewohner sei. Wie sehen Sie das Bildungsniveau und den Ausbildungsstandard der Schweizer Führungskräfte im internationalen Vergleich?


Wir dürfen unsere Position im Bildungsmarkt nicht überschätzen. Was heute gilt, wird nicht immer so bleiben. Weltweit wird in die Bildung investiert, auch in Ländern, an die wir nicht denken würden. Unsere Stärke, das Generalistentum, wird künftig weniger gefragt sein. Wir sind immer noch dabei, unsere Schwächen statt unsere Stärken zu stärken! Dort, wo wir gut sind, müssen wir aufbauen, damit wir unschlagbar werden. Die Amerikaner sind zum Mond geflogen, weil sie ihren besten Leuten die besten Ausbildungen und Rahmenbedingungen ermöglicht haben.


Als Frau und Mutter zweier Söhne haben Sie heute Ihr eigenes Unternehmen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion zu den Aussagen von Eva Herman um die Stellung der Frau und Mutter (Statt einem «fremdbestimmten Anspruch an die Frau, es gefälligst den Männern gleichzutun», forderte sie «das Recht auf die traditionelle Rolle als Frau und Mutter»)?


Im Grossen und Ganzen geniesse ich eine gute Balance zwischen Arbeit und Familienleben. Zuhause haben meine Kinder schon in frühen Jahren bestimmte Aufgaben und damit eine gewisse Verantwortung übernehmen müssen. Heute sind meine Kinder erwachsen und rückblickend muss ich zugeben, dass es in der Schweiz immer eine Herausforderung war, als Frau mit kleinen Kindern berufstätig zu sein. Vom Ausland her habe ich mich an Haushalthilfen gewöhnt, was in vielen Ländern eine ganz normale Sache ist. Arbeitende Mütter bedingen selbständige Kinder, was grundsätzlich nichts Verwerfliches ist. Ich bin jedoch der Meinung, dass jede Mutter selber entscheiden muss, ob sie arbeiten will oder nicht.


Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?


Dass die Erfüllung, Freude und Zufriedenheit, die mir meine Tätigkeit bislang gegeben hat, weiter anhält. Und mehr Mut und Unternehmergeist in der Schweiz.




Die Gesprächspartnerin
Cecile Hofer ist Vorsitzende und Gründungspartnerin der Taylor Hofer Partners in Zollikon/Zürich. Frau Hofer war vor der Gründung des eigenen Unternehmens massgeblich am Erfolg des Executive Search Bereiches bei Ray&Berndtson und Korn/Ferry International beteiligt. In ihrer Karriere arbeitete Cecile Hofer mehrere Jahre im asiatischen Raum und auch im Mittleren Osten.

Cecile Hofer betreut zahlreiche Unternehmen vor allem der Finanz- und Konsumgüterindustrie bei der Suche nach Führungskräften der obersten Ebene. Geboren und aufgewachsen in Deutschland, interessiert sich die Mutter von zwei Söhnen in ihrer Freizeit für wissenschaftliche Themen, Philosophie, asiatisches Design, Reisen und Wandern.

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