Abacus kauft Arco Software – Schlag gegen Sage
Die St. Galler Abacus übernimmt zu einem nicht genannten Betrag den kleinen Zürcher Hersteller Arco Software. Arco stellt mit sieben Mitarbeitenden die gleichnamige KMU ERP-Lösung her. Vertrieben wird die Lösung, die viele Kunden im Umfeld der Bauwirtschaft (Heizung, Maler, Planer, Sanitär, Handel) hat, über ein Netz von schweizweit über 20 Partnern. Entlassungen wird es bei Arco auf Grund der Übernahme keine geben, so Abacus-Sprecher Claudio Hintermann. Abacus habe für die Entwickler von Arco sehr wohl Verwendung. Arco wird mit der jetzigen Zusammensetzung und Führung bestehen bleiben und der bisherige Alleinaktionär Reto Camenzind wird Geschäftsführer. Mit ein Grund für die Übernahme war auch das recht gut ausgebaute Partnernetz von Arco, das man nun für Abacus gewinnen will.
Ein Schlag gegen Sage
Als Finanzlösung hat Arco bisher Sage Sesam empfohlen. Alternativ haben die Oberrieder auch die Finanz- und Lohnmodule von Sage Simultan unter eigenem Namen angeboten. Die meisten der Arco-Partner vertreiben ebenfalls die Lösungen von Sage. Mit der Übernahme von Arco Software durch den Sage-Konkurrenten Abacus dürfte sich dies in absehbarer Zeit ändern. Kein Geheimnis ist es schliesslich, dass sich Sage mit Margenkürzungen, Vertragskündigungen und der direkten Betreuung von Kunden nicht nur Freunde schuf.
Als ersten Schritt werde man nun Schnittstellen zu Abacus schaffen, sagt Hintermann. Später dann sollen die Funktionalitäten der Lösungen von Arco auf der Abacus-Plattform weiter entwickelt werden. Abacus vertreibt mit AbaBau bereits eine Lösung für das Bauhauptgewerbe – während sich auf der Arco-Referenzliste eher Firmen aus dem Baunebengewerbe finden. Die Übernahme von Arco Software dokumentiere, dass Abacus bereit ist, stark in Lösungen für die Bauwirtschaft zu investieren, so Hintermann.
Wunschpartner gefunden
«Mit Abacus haben wir den Wunschpartner gefunden, da ihre Lösung bereits den Grossteil der von uns benötigten Funktionen erfüllt und sich mit unserem Know-how weitere Branchenspezifika schnell realisieren lassen. Das führt dazu, dass wir unseren Kunden in Bälde eine technisch hochwertige und funktional sogar weitergehende Lösung offerieren werden,» wird Arco-Chef Camenzind in einer Pressemitteilung von heute zitiert.
Zudem besitzt Arco eine Lösung für Dienstleister, mit der sich Service- und Wartungsprozesse auf mobilen Endgeräten abbilden lassen. An dieser Lösung ist Abacus ebenfalls sehr interessiert. Sie soll weiter entwickelt werden, wobei Arco zusätzliche Aufgaben aus St. Gallen übernimmt.
Kritische Grösse für Software-Hersteller wächst
Der Verkauf von Arco Software an Abacus ist typisch und untypisch zu gleich. «Normal» ist, dass ein kleiner Software-Hersteller sich in die Arme eines grösseren wirft, da die Investitionen für die Weiterentwicklung einer Software bei gleichzeitiger Betreung der bestehenden Kunden laufend gewachsen sind. Die «kritische Masse» von Herstellern von Business-Software ist damit stark gewachsen. «Untypisch» ist, dass der Käufer nicht ein Multi ist, wie dies letzte Woche bei Pro-Concept, die an Sage verkauft wurde, der Fall war, sondern ein stark auf den Schweizer Markt fokussiertes Unternehmen wie Abacus. (Inside-IT/mc)
(Interessenbindung: Abacus ist als «Gold Sponsor» ein wichtiger Werbekunde des Inside-IT- Verlags Huron AG)