Air: Pocket Symphony. Asiatisches Blind Date ohne Folgen
on Helmuth Fuchs Nicolas Godin (Gesang, Gitarre) und Jean Benoit Dunckel (Gesang, Keyboard) gehören zu den Wunderkindern der Elektroszene. Ätherische Klangwolken, minimalistische Texte von streckenweise betörender Poesie und bewundernder, da bewusster, Sinnlosigkeit und Leichtigkeit. Spätestens nachdem sie für Charlotte Gainsbourgs Album «5.55» die gesamte Musik komponierten und Dunckel unter dem Namen «Darkel» ein Soloalbum hervorbrachte, nahm sie auch ein breites Publikum wahr. Zwingende Begegnung ohne bleibende Erleuchtung Vorfreude auf das nächste Date
Die minimalistische Musik, die kühle Formensprache, die Posie in den Texten, der Weg einer Begegnung mit der japanischen Kultur war geradezu zwingend. Mit «Pocket Symphony» hat diese Begegnung nun stattgefunden. Als Zuhörer erinnert das Ergebnis irgendwie an ein Blind Date, das ein seltsames Gefühl hinterlässt. Nicht so, dass man das Gegenüber nie mehr sehen möchte, aber irgendwie hat man sie sich doch anders, ja sagen wir’s doch, attraktiver, vorgestellt. Milchglasähnlich durchsichtige grafische Sprache, Opendisc mit Specials auf der cool gestalteten Webseite, Alles toll, aber wie es so schön heisst in «Left Bank»: «I can’t hold the sun». Und von Air wissen wir, dass sie in ihren besten Momenten die Sonne mit Links zum Glühen bringen und mit ihr lächelnd jonglieren.
Die Verwendung japanischer Instrumente (Koto, eine mit Seide bespannte Zither und Shamisen, ein dreisaitiges Zupfinstrument) lassen in den Stücken «One hell of a party» und «Mer du japon» zwar einen Hauch von Asien entstehen, aber zwingend ist das Ganze nicht. Mehr Cover-Up denn echte Auseinandersetzung. Die «Pocket Symphony» wurde genau als solche konzipiert. Nach Durchhören der Hosentaschen-Symphonie überlegt man sich, welche Songs auf den MP3-Player geladen werden. In diesem Moment der Wahrheit merkt man, dass Air die durch ihr bisheriges Werk hoch gelegten Ansprüche nut teilweise erfüllen konnten, trotz der Gastauftritte von Jarvis Cocker von Pulp («One hell of a party») und Neil Hannon von The Divine Comedy («Somewhere between waking and sleeping»). Also mal die Telefonnummer notieren, aber eigentlich freuen wir uns schon auf das nächste Date.
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