Swisscom expandiert in Italien – Kaufangebot an Fastweb
Der Kaufpreis beträgt maximal 3,7 Mrd EUR oder umgerechnet rund 6 Mrd CHF. Fastweb ist der zweitgrösste Festnetzbetreiber Italiens und führender Anbieter von Sprach-, Daten- und Video-Angeboten über Internet, wie Swisscom in einem Communiqué vom Montag schreibt. Swisscom habe dem Verwaltungsrat von Fastweb ein freundliches öffentliches Übernahmeangebot unterbreitet, um 100% der Aktien von Fastweb zu erwerben.
Swisscom offeriert 47 EUR je Aktie
Swisscom offeriert 47 EUR je Fastweb-Aktie. Damit das Angebot zustande kommt, will Swisscom mindestens 50% plus eine Fastweb-Aktie erhalten. Swisscom wird die Transaktion mittels Fremdkapital und der Veräusserung eigener Aktien finanzieren. Diese Aktien hatte das Unternehmen im Jahr 2006 im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms erworben. Sie haben nach heutigem Stand einen Wert von 2,2 Mrd CHF.
Gesamtfinanzierungsbedarf auf 7,8 Mrd CHF veranschlagt
Den Gesamtfinanzierungsbedarf für Fastweb veranschlagt die Swisscom inklusive der Refinanzierung bestehender Schulden der Italiener auf 7,8 Mrd CHF. Der restliche Finanzierungsbedarf betrage somit 5,6 Mrd CHF, die Verschuldungslimite legte der Bundesrat nach dem Scheitern des Eircom-Deals beim 1,5-fachen Wert des EBITDA fest. Das ergibt zurzeit 6 Mrd CHF.
Langfristige Beteiligung geplant
Nach einer erfolgreichen Übernahme der Fastweb plane Swisscom vorerst keine weiteren Auslandakquisitionen. Swisscom plane «eine langfristige Beteiligung», sagte Swisscom- Chef Carsten Schloter am Montag auf einer Telefonkonferenz. Fastweb werde auch nach der Übernahme selbstständig bleiben. Auch für die 3’224 Angestellten werden der Einstieg der Swisscom keine Folgen haben.
Fastweb-VR diskutiert das Angebot
Der Fastweb-Verwaltungsrat wollte am Montag das Angebot diskutieren. Schloter sagte, er sei zuversichtlich, dass Fastweb das Angebot als freundlich taxiere. Swisscom konnte bereits mit Zustimmung des Verwaltungsrates von Fastweb eine Geschäftsprüfung durchführen.
Breitbandmarkt mit hohem Wachstumspotenzial
Italien sei einer der attraktivsten Breitbandmärkte in Europa mit einem sehr hohen Wachstumspotenzial in den nächsten Jahren. Fastweb ist mit über einer Million Kunden das technologisch führende Breitband-Telekommunikationsunternehmen in Italien. 2006 erzielte Fastweb einen Umsatz von 1,26 Mrd EUR und einen Betriebsgewinn (EBITDA) von 424,6 Mio EUR.
Ein «Meisterwerk italienischen Unternehmertums»
Positiver Gewinneinfluss ab 2009
Mit der Transaktion dürften sich Umsatz und EBITDA der Swisscom um jeweils rund ein Fünftel erhöhen. Der Zukauf werde ab 2009 einen positiven Einfluss auf den Gewinn pro Aktie haben, bereits ab 2008 dürfte die Akquisition den Free Cash Flow positiv beeinflussen.
Keine Holpersteine vom Bundesrat
Der Bundesrat dürfte der Swisscom bei der nun geplanten Fastweb-Übernahme keine Steine in den Weg legen. Die Swisscom-Spitze habe sich versichert, dass der Fastweb-Kauf innerhalb der Leitplanken liegt, die der Bundesrat als Hauptaktionär dem Unternehmen auferlegt hat. «Der Bundesrat hat uns versichert, dass wir die Vorschriften einhalten», sagte Schloter.
Übernahme eines ausländischen Grundversorgers untersagt
Der Hauptaktionär, die Eidgenossenschaft, hatte der Swisscom vor gut einem Jahr grundsätzlich die Übernahme eines ausländischen Grundversorgers untersagt. Der Bundesrat verhinderte damit die Übernahme der irischen Eircom, welche die damals noch von Jens Alder geleitete Swisscom ins Auge gefasst hatte.
Änderung der Ausschüttungspolitik
Nach Abschluss der Transaktion ändert Swisscom ihre Ausschüttungspolitik: Das Unternehmen wird mit Ausnahme eines Sonderrückkaufs von 500 Mio CHF im Jahr 2008 keine Aktienrückkäufe mehr tätigen, sondern ihre bisherige Ausschüttungspolitik in eine reine Dividendenpolitik umwandeln. Die Jahresdividende soll weiterhin etwa die Hälfte des Reingewinns betragen und wird den Swisscom-Aktionären somit eine attraktive Rendite sichern. (awp/mc/ab)