Werner Dubach, Verwaltungsratspräsident Eichof-Gruppe: «In der Schweiz könnten wir jede Akquisition finanzieren»


Moneycab: Herr Dubach, Eichhof hat in der Vergangenheit mit Migros zusammengearbeitet. Mit der Übernahme von Denner wird Migros in diesem Kanal Alkohol (und damit auch Bier) anbieten können. Wird Ihre Zusammenarbeit damit nicht in Frage gestellt?


Werner Dubach : Nein, keineswegs. Es ist eher so, dass wir uns davon sogar Vorteile versprechen. Mit Denner haben wir ja bisher nur in der Zentralschweiz zusammengearbeitet und mit der Fusion mit Migros erhoffe ich mir zusätzlich zur erfolgreichen Zusammenarbeit im Migros-Kanal im Bereich alkoholfreie Biere und Panasche auch sehr gute Chancen für eine intensivere Kooperation mit Denner.


In einem stagnierenden Markt nimmt Eichhof den Mitbewerbern laufend Marktanteile ab. Denken Sie, dass Sie diesen Trend weiter fortsetzen können und wenn ja, in welchem Umfang?


Wir verfolgen ganz klar die Absicht, weiter Marktanteile zu gewinnen und haben uns zum Ziel gesetzt, mit Eichhof im Markenbiersegment mit fünf Prozent-Punkten deutlich schneller zu wachsen als unsere Mitbewerber.


Und weshalb sollen die Leute mehr Eichhof-Bier trinken?


Weil Eichhof gebraut mit frischem Quellwasser vom Pilatus ein positives Image hat! Die Leute wissen, woher das Eichhof-Bier kommt und wer dahinter steht.

Werden Sie dafür im Marketing und Verkauf mehr Finanzmittel benötigen?


Ja, im Marketing und Verkauf investieren wir massiv zusätzliche Mittel in unseren Expansionsgebieten Zürich, Basel, Mittelland und Bern. Mit der Akquisition des Biergeschäfts von Ziegelhof haben wir zudem einen sehr wichtigen Schritt gemacht, um die Vertriebsstruktur der Region Basel beschleunigt auszubauen.


Basel wird also mehr zulegen als der Durchschnitt?


Grosses Wachstumspotential haben wir noch in allen Regionen der Schweiz, vielleicht mit Ausnahme der Zentralschweiz, wo wir schon einen hohen Marktanteil besitzen. Auch im Tessin sind wir bereits sehr gut vertreten. Eichhof verfügt aber auch hier noch über grosses Potential, das wir zielstrebig ausschöpfen werden.


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Sie haben bei Ihren Aktivitäten die Westschweiz nicht erwähnt, in der Eichhof unter anderem die Kanäle der Migros nutzt. Ist die Westschweiz eher ein blinder Fleck?


Momentan haben wir den Wachstumsfokus primär auf die Deutschschweiz gelegt. Das ist eine Frage der Kapazität und der finanziellen Ressourcen. Die Westschweiz soll in den nächsten drei bis fünf Jahren verstärkt angegangen werden. Durch die intensive Zusammenarbeit mit der Migros und dem deutlich gesteigerten Bekanntheitsgrad der Marke Eichhof in der Westschweiz haben wir bereits eine gute Basis für ein späteres Wachstum auch im Bereich der alkoholhaltigen Biere gelegt.


Könnte das Zusammengehen mit einem weiteren grossen Bierbrauer – zum Beispiel der Brauerei Schützengarten – demnächst zur Diskussion stehen, um die Position der Eichhof-Gruppe in der Schweiz zu stärken?


Es ist unsere Absicht, das Wachstum in allen Tätigkeitsbereichen zu beschleunigen. Unsere mittelfristigen Umsatzziele können allerdings nicht allein durch eigenes Wachstum erreicht werden. Mit Akquisitionen haben wir auch die Chance, grössere Schritte vorwärts zu machen. Deshalb sind wir an Möglichkeiten für Kooperationen grundsätzlich interessiert und prüfen alle Optionen, die sich ergeben. Wir beschränken unsere Suche übrigens nicht auf Brauereien, sondern sind ebenso an Distributionskanälen, also auch an Getränkehändlern, interessiert.


Gibt es eine Beschränkung in der Akquisitionsgrösse?


(Lacht) Ja, den momentan gerüchteweise zum Verkauf stehenden amerikanischen Bierkonzern Anheuser Busch können wir uns kaum leisten. Aber in der Schweiz könnten wir jede Akquisition finanzieren. Das wäre für die finanzstarke Eichhof-Gruppe kein Problem.


Ist die von Eichhof bis dato verfolgte Strategie, die auf Selbständigkeit und den erfolgreichen Ausbau der beiden Hauptgeschäfte ausgerichtet ist, nach wie vor gültig?


Das ist die Strategie, die wir weiterhin verfolgen und die, wie die guten Resultate der letzten Jahre zeigen, sich auch als richtig erwiesen hat. In den letzten Jahren haben wir unser Immobilien-Portfolio noch wesentlich aktiver bewirtschaftet. Dazu gehören die Entwicklung ehemaliger Industriebauten sowie das eben fertig gestellte Wohn- und Geschäftshaus an bester Lage am Pilatusplatz in Luzern. Die Absicht ist die Stärkung und Rentabilisierung des bestehenden Immobilien-Portfolios.


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Stichwort Farbmetrik: Ihr Mitbewerber X-Rite ist scheinbar mit der Integration von Amazys beschäftigt, denn der Umsatz stieg nur unwesentlich. Profitieren Sie von dieser Situation?


Das ist möglicherweise so. Aber, und das ist für uns wichtiger: Wir investieren mit unserer im Farbmetrikbereich tätigen Tochtergesellschaft Datacolor ebenfalls zusätzlich massiv in neue Produkte sowie in Marketing- und Verkaufsaktivitäten. Wir werden das grosse Potential nutzen und unsere starke Marktposition in verschiedenen Anwendungsbereichen deutlich ausbauen. Um die optimale Unternehmensgrösse zu erreichen, sind Akquisitionen – wie in den letzten Jahren in neue Farbmetrik-Technologien – auch hier durchwegs ein Thema. Mit dem heutigen Umsatz von rund CHF 90 Mio. verfügt die weltweit tätige Datacolor noch über grosses Wachstumspotential.


Und welchen Umsatz streben Sie an?


Wir wollen in den nächsten drei bis vier Jahren den Umsatz der Datacolor in etwa verdoppeln. Zu diesem Zweck haben wir einen Verantwortlichen für Business Development eingestellt, der systematisch Akquisitionsmöglichkeiten prüft.


Welches sind denn die Bereiche, in denen Datacolor stärker wachsen kann?


Im Automobilbereich sehen wir sehr grosse Chancen. Wir sind mit verschiedenen Automobilherstellern an der Entwicklung von Farbmesssystemen, die die Farbfestlegung und Kontrolle in der Wertschöpfungskette sicherstellen. In der Farbmetrik ist die ganze Automobilbranche global gesehen noch weniger weit entwickelt als andere Industrien.


Herr Dubach, Sie sind 63. Wie sieht es mit Ihrer Zukunft als Verwaltungsratspräsident aus?


Ich habe immer noch grossen Spass an meiner Aufgabe und Energie für dieses Amt. Deshalb kann und möchte ich als Präsident der Eichhof Gruppe noch mehrere Jahre Impulse geben.






Zur Person
Werner Dubach, geboren 1943, ist Schweizer und Vater von zwei Töchtern. Er ist Dipl. Ing. Chem. ETH Zürich und hat zusätzlich einen MBA. Ab 1970 Technischer Leiter bei der Brauerei Eichhof, war er bis 1981 als Direktor der Brauerei tätig. Seit 1981 CEO und Delegierter des Verwaltungsrats. Seit 1998 hält Dubach als Präsident des Verwaltungsrats und CEO der Eichhof Holding die Zügel in der Hand.


Zum Unternehmen
Die Luzerner Eichhof-Gruppe erzielt mit gut 700 Mitarbeitenden einen Bruttoumsatz von rund CHF 300 Millionen. Davon stammen rund zwei Drittel aus der Getränkedivision und knapp ein Drittel aus der Farbdivision. Eichhof ist die bedeutendste unabhängige Schweizer Brauerei. Mit der in New Jersey, USA, beheimateten Datacolor zählt die Eichhof-Gruppe im internationalen Farbmetrikmarkt zu den führenden Anbietern von Lösungen zur Farbmessung, Farbmanagement sowie zur Farbkalibrierung von Computergeräten wie Monitoren und Druckern. Datacolor verfügt über Produktionsstätten in den USA und in China sowie über ein weltweites Vertriebs-, Support- und Servicenetzwerk. Eichhof ist an der Schweizer Börse kotiert.

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