SNB: Heutiges Zinsniveau noch nicht hoch genug
Das sagte SNB-Präsident Jean-Pierre Roth der «Finanz und Wirtschaft» (Ausgabe 21.2.). «Wir nähern uns zwar diesem neutralen Punkt. Wo er dann tatsächlich liegen wird, hängt aber von der künftigen Inflationsprognose ab», so der Notenbankchef wörtlich. Ausschlag für die Zinserhöhungen gibt laut Roth die Dynamik der Inflationskurve. Und diese mache ‹weitere Massnahmen notwendig›.
Wirkung der bisherigen Zinserhöhungen
Mit der Wirkung der bisherigen Zinserhöhungen ist Roth allerdings zufrieden: «Hätten wir die Zinsen nicht bereits Mitte 2004 erhöht, wären wir heute mit einer explosiven konjunkturellen Situation konfrontiert». Das Normalisierungsmanöver sehe zwar auf den ersten Blick nicht spektakulär aus. Aber die Wirkung sei überzeugend: «Die Wirtschaft wächst kräftig, die Preisstabilität ist gesichert, die Aussichten sind gut.»
Kaum Gefahren für eine grössere Abschwächung der Konjunktur
Bezüglich Konjunktur sieht Roth kaum Gefahren für eine grössere Abschwächung. Man habe im Dezember darauf hingewiesen, dass dieses Jahr tiefere Wachstumsraten zu erwarten seien als 2006. Das erste Halbjahr dürfte dabei robust ausfallen, stärker als das zweite, meint der Notenbanker.
Devisenkurse im Widerspruch zu den fundamentalen Wirtschaftsdaten
Weiter hat Roth im Interview frühere Aussagen zur Frankenschwäche wiederholt: «Die Kurse am Devisenmarkt entwickeln sich im Widerspruch zu den fundamentalen Wirtschaftsdaten». Die Erfahrung zeige, dass solche Situationen fragil seien. «Kommt die Korrektur, fällt sie oft harsch aus und kann auch überschiessen», meint Roth. Seine Warnung laute daher: «Glauben Sie nicht einfach, dass das, was jetzt passiert, die einzige Realität ist.» Wenn heute die Volatilität sehr gering sei, heisse das nicht, dass die Währungsrisiken weiter bestünden. Gerade weil die Entwicklung so trügerisch ruhig sei, heisse es ‹doppelt vorsichtig sein›.
Rolle des Schweizer Frankens
Roth betont auch, dass der schwache Franken auf die Zinspolitik einen Einfluss haben kann: «Wir wissen, was für eine Rolle die Stärke des Frankens in der Inflationsbekämpfung gespielt hat. Die Bewegung in die andere Richtung könnte die gegenteilige Konsequenz haben.» (awp/mc/gh)