Swissair-Prozess: Ex-Verwaltungsrat Mühlemann weist Vorwürfe zurück
«Die von der Staatsanwaltschaft gegen mich erhobenen Vorwürfe sind absolut haltlos», sagte Mühlemann vor dem Bezirksgericht Bülach. Die Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich beschuldigt Mühlemann und die anderen Verwaltungsräte der Gläubigerschädigung durch Vermögensminderung sowie der ungetreuen Geschäftsbesorgung.
Den Gläubigern Schaden zugefügt
Mit der Bündelung gesunder Geschäftsteile unter die Subholding der SAirLines seien der Muttergesellschaft Vermögenswerte in Milliardenhöhe entzogen worden. Damit sei den Gläubigern ein Schaden von 1,177 Mrd CHF zugefügt worden, behauptet die Anklage. Auch durch die Zahlung von 150 Mio EUR an die marode belgische Fluggesellschaft Sabena seien die Gläubiger der SAirGroup geschädigt worden.
Verwaltungsrat habe kein Wahl gehabt
Der Verwaltungsrat habe keine andere Wahl gehabt, als die Restrukturierung der SAirLines durch die SAirGroup sowie die Rekapitalisierung der Sabena durchzuführen, sagte Mühlemann in einer persönlichen Stellungnahme: «Hätten wir das nicht gemacht, hätte dies unabsehbare negative Folgen für die Gläubiger gehabt.»
Rekapitalisierung Sabena sei nötig gewesen
Die Rekapitalisierung Sabena sei nötig gewesen, um sich alle Optionen offen zu halten, auch im Hinblick auf einen geordneten Ausstieg aus der belgischen Airline. Bei ihren Entscheiden hätten sich die Verwaltungsräte ausschliesslich an den Interessen der SAirGroup orientiert, sagte Mühlemann, der von 1995 bis Oktober 2001 im VR sass.
Vom Recht zur Aussageverweigerung Gebrauch gemacht
Zum umfangreichen Fragekatalog von Gerichtspräsident Andreas Fischer wollte er nicht Stellung nehmen: «Ich möchte von meinem Recht zur Aussageverweigerung Gebrauch machen. Ich kann nicht abschätzen, was meine Aussagen in den gegen mich hängigen Zivilklagen bedeuten würden.» Auch zu den Fragen der Staatsanwaltschaft schwieg der ehemalige Credit-Suisse-Chef. Damit schlug Mühlemann die gleiche Strategie ein, wie zuvor sechs weitere mitangeklagte Verwaltungsräte.
Belgien habe mit Platzung der Bilateralen gedroht
Lediglich Ex-Verwaltungsrat Thomas Schmidheiny, die ehemaligen Vewaltungsratspräsidenten und Konzernchefs Mario Corti und Eric Honegger wie auch Ex-Konzernchef Philippe Bruggisser hatten die Fragen des Gerichts beantwortet. Sie sagten, die Zahlung an die Sabena sei unter dem Druck Belgiens erfolgt, die bilateralen Verträge der Schweiz mit der EU platzen zu lassen.
Kein grosse Andrang bei Mühlemann
Im Gegensatz zu den Bruggisser und Corti zog Mühlemann am Freitag kein grosses Publikum an. Lediglich etwa 100 Zuhörer, darunter viele Jugendliche, kamen in die grosse Bülacher Stadthalle.
Persönliche Befragungen sind zu Ende
Zeitpunkt der Urteile noch unklar
Wann die Urteile erfolgen, könne er noch nicht sagen, sagte Gerichtspräsident Fischer der Nachrichtenagentur SDA: «Wir werden uns bemühen, möglichst speditiv zu sein.» Die Urteile würden den Angeklagten mündlich und öffentlich in der Stadthalle Bülachs verkündet. (awp/mc/ab)