Christian Kauter, CEO Affichage: «Wir wollen den Anteil des Auslandsgeschäfts innerhalb von drei Jahren auf über 20% steigern»
Von André Schäppi Moneycab: Affichage hat für das erste Halbjahr 2006 exzellente Ergebnisse in Bezug auf den Umsatzwachstum und die Profitabilität gezeigt. Wird das zweite Halbjahr ebenso erfreulich aussehen wie das erste?
Christian Kauter: Wir hatten ein sehr gutes erstes Halbjahr und dieser Trend hat sich auch im zweiten Halbjahr fortgesetzt.
Also ein so exzellentes Ergebnis wie im ersten Halbjahr?
Zahlen kann ich keine nennen, nur soviel: Es gab keine Veränderungen, auch keinen Einbruch und wir konnten von der positiven Marktentwicklung durchwegs profitieren.
Das Werbeumfeld in der Schweiz ist günstig: Das Jahr 2006 ist für den Sektor erfreulich verlaufen und hat endlich wieder spürbar steigende Werbeausgaben gebracht. Eine Entwicklung, die sich auch bei Affichage niedergeschlagen hat?
Ja, diese Entwicklung hat sich auch bei uns niedergeschlagen. Wir haben festgestellt, dass in einigen Bereichen der Werbebranche erst die zweite Jahreshälfte sehr gut verlaufen ist. Aber Affichage hat diesen Verlauf eigentlich schon im Frühjahr antizipiert.
Kenner gehen im Schweizer Plakatmarkt für die kommenden Jahre von einem Wachstum von zwei bis drei Prozent aus. Eine Ansicht, die Sie teilen?
Unsere Kundenkontakte lassen den Schluss zu: Das Medium liegt im Trend, weil unter anderem auch die Mobilität der Leute hat zugenommen hat. Wenn wir bereits die Bestellungseingänge dieses Jahr anschauen – obwohl das sicher noch ein wenig früh ist – kann man sagen, dass diese Wachstumsrate realistisch ist.
Affichage investiert, meist zusammen mit der französischen Firma JC Decaux, derzeit massiv in die aufstrebenden osteuropäischen Länder; das Wachstum betrug im ersten Halbjahr 2006 6.7%. Wie entwickeln sich diese Märkte und welche Erwartungen in Bezug auf das Wachstum haben Sie für die nächsten Jahre?
Die Entwicklungen sind unterschiedlich. Nicht alle Märkte wachsen gleich stark. Allgemein stellen wir aber fest, dass in diesen Ländern ein Nachholbedarf besteht beim Konsum und den Investitionen. Dazu kommt auch, dass verschiedene osteuropäische Länder jetzt in der EU sind oder kurz davorstehen, was erfahrungsgemäss noch einen Wachstumsschub auslöst. Deshalb gehen wir davon aus, dass diese Märkte nach wie vor ein gutes Potential für Wachstum haben. Während jedoch zum Beispiel Ungarn bereits eine leichte Sättigung zeigt, werden Serbien oder Rumänien noch sehr stark zulegen können.
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Gibt es bereits Pläne für neue Auslandsinvestitionen oder ist mit dem letztjährig getätigten Kauf der Metropolis-Media-Gruppe die Einkaufstour vorerst abgeschlossen?
Wir werden ganz sicher noch weitermachen. Wobei natürlich Metropolis für uns ein wichtiger Kauf war, weil wir damit in den Ländern Serbien, Kroatien und Slowenien eine starke Marktdominanz erreichen konnten. In den Ländern Kroatien und Slowenien wird es verstärkt um organisches Wachstum gehen. In Serbien werden wir uns – vor allem im Landesinneren – noch verstärkt mit Zukäufen beschäftigen, damit wir unser Netz vervollständigen können. Dasselbe gilt für Rumänien, wo wir ebenfalls noch zukaufen wollen.
Haben Sie dafür schon einen Zeithorizont?
Wir möchten unsere Aktivitäten in den beiden genannten Ländern im Laufe von diesem und dem nächsten Jahr weiter stärken. Das Gleiche gilt auch für Griechenland und Bulgarien, wo wir noch ganz schwach vertreten sind. Daneben werden wir uns vemehrt an Ausschreibungen in verschienenen Länder beteiligen, aber auch im angrenzenden Ausland, um unsere Auslandsaktivitäten zu verstärken. So werden wir an der Ausschreibung für die Metro in Athen teilnehmen und ganz aktuell haben wir im wirtschaftlich interessanten Südtirol den Zuschlag für 430 Busfahrtenhallen erhalten.
Das Auslandgeschäft macht aktuell 11 Prozent des Umsatzes aus. Wie soll sich der Anteil in Bezug auf den Gesamtumsatz in den nächsten Jahren entwickeln?
Es ist unser Ziel, den Anteil innerhalb der nächsten drei Jahre auf über 20 Prozent zu erhöhen, wir streben also quasi eine Verdoppelung von diesen 11 Prozent an. Allerdings wollen wir das nicht «à tout Prix» erreichen. Wir sind also nicht bereit, Firmen zu kaufen, von denen wir wissen, dass das Sanierungsfälle sind oder die unsere Zielsetzungen bezüglich Rentabilität nicht erreichen können.
Welche Entwicklungen werden den Schweizer Markt für Aussenwerbung in den nächsten Jahren prägen?
Es ist für mich ganz klar, dass Dienstleistungen, wie wir sie im Zusammenhang mit der Forschung unserer Swiss Poster Research via GPS anbieten, zu einem absoluten Muss werden. Was man sicher auch sagen kann, dass die neuen Produkte, wie zum Beispiel die Rolling Stars, also Plakatkästen, in denen die Sujets wechseln, sich immer mehr durchsetzen werden. Auch die qualitativ hochstehende digitale Werbung wird sich in den nächsten Jahren immer mehr bemerkbar machen. Man wird in der Aussenwerbung sicher auch vermehrt mit Interaktivität arbeiten. Interaktivität zwischen beispielsweise dem Handy und den Plakaten. Ein Beispiel dazu ist die Kampagne «Wählen Sie eine neue Hauptstadt». Auf der anderen Seite wird sich aber unsere Branche mit der Frage von Werbeverboten – vor allem in der Tabak- und Alkoholwerbung – stark auseinandersetzen müssen. Deshalb versuchen wir, neue Produkte aufs Plakat zu holen, um daraus entstehende Einbussen zu kompensieren. Und da sind wir in Bezug auf die Kreativität schon auch gefordert.
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E-Boards sind vermutlich relativ teure Investitionen. Lohnt es sich überhaupt, hier noch mehr zu machen?
Es ist richtig, diese Investitionen sind hoch. Anteilsmässig sind E-Boards, die wir jetzt seit vier Jahren führen, auch noch kein grosses Geschäft. Trotzdem ist es aber ein kostendeckendes Geschäft, auch wenn man gewisse Randbedingungen berücksichtigen muss: Man darf die Standorte beispielsweise nur so wählen, dass hohe Kontaktchancen damit verbunden sind, wie etwa in Bahnhöfen. Mit E-Boards geht es für uns einerseits darum, dass wir nur qualitativ hochstehende Produkte anbieten wollen. Deshalb sind die Investitionen entsprechend höher. Zweitens sind wir in diesem Bereich momentan in einem Entwicklungsprozess. Und da ist es auch wichtig, dass man von Anfang an dabei ist und die Entwicklungen mitprägt und Erfahrungen sammeln kann.
Sie werden dieses Jahr 60. Bereits Zeit, um sich nach einem Nachfolger umzuschauen?
Im Vordergrund steht für mich im Moment klar die Stärkung unserer Position in der Schweiz und insbesondere der Ausbau im Ausland. Daneben geht es für mich darum, auch die Strategie des Verwaltungsrates durchzusetzen, weiterhin als unabhängiges Unternehmen tätig sein zu können. Deshalb steht die Suche nach einem Nachfolger im Moment im eher im Hintergrund.
Und wie sieht es mit einem späteren Wechsel ins Präsidium des Verwaltungsrats aus?
Das im Moment kein Thema, da ja letztes Jahr ein neuer VRP gewählt wurde. Zudem fühle ich mich in meiner jetzigen Position durchwegs ausgefüllt. Die Frage dürfte aber zu einem späteren Zeitpunkt aktuell werden und auch dementsprechend diskutiert werden.
Zur Person
1974-77 Arbeitgeberverband der Schweizer Druckindustrie
1977-86 Bundesamt für Aussenwirtschaft, 1. Botschaftssekretär in Washington DC, Stabschef Uruguay-Runde
1987-97 Generalsekretär FDP Schweiz
seit 1997 Affichage stv. Generaldirektor der APG in die Affichage Gruppe
seit 2000 CEO der Affichage Gruppe
Das Unternehmen
Die APG als älteste und umsatzstärkste Beteiligung ist im Jahr 1900 als Aktiengesellschaft in Genf gegründet worden. Ihre Papiere waren seit 1904 an der Börse Genf und seit 1992 auch an der Börse Zürich kotiert.