Nutzen und Zierde: von der Schönheit historischer Gärten in der Schweiz
von Tanja Hess
An regnerischen Tagen lockt die Lektüre des Buches. An sonnigen Tagen lohnt sich dann die Reise in die grüne Vergangenheit. Voller Informationen und Wissen ist das Buch «Nutzen und Zierde» dem kulturbewanderten Leser und Spaziergänger ein guter Begleiter. Im Zentrum stehen nicht Dahlien und Astern oder Betunien und Geranien, nein, es sind die Grundideen der Gartengestaltung, die grossen Visionen der Vergangenheit, die weit mehr über das Thema erzählen als der Gärtner weiss. Die Schweiz hat sehr viel zu bieten in diesem Themenbereich, die Lektüre wirft ein neues Bild auf die Gartengestaltung der Schweiz und ist reich mit kulturellen Zeugen bebildert.
Im Garten sind vier Flüsse
Der Leser wird mit der grossen Geschichte des Gartens empfangen. Der historische Hintergrund beginnt beim Schöpfungsmythos und endet beim Nutzgarten. Der Klosterplan von St. Gallen war einst die Idealvorstellung der Welt, verkleinert und in der Anlagenplanung für Klöster gespiegelt. Der Klosterplan war nicht ein Entwurf für das Kloster in St. Gallen, es war der Versuch eines universalen Plans für alle Klöster der Welt zu entwerfen.
Die Gartengeschichte tummelt sich zwischen Lust und Labsal, Fluch und Mühsal
Manche Bilder scheinen der Zeit zu entstammen «als das Wünschen noch geholfen hat» und damit ist der Zauber des Märchens gemeint. Am Beispiel der Anlage Ortenstein im untersten Teil des Domleschgs, einer Burganlage auf einer zum Rhein hin jäh abfallenden Felswand, wird ein grosses Stück Geschichte erzählt. Einerseits hatte die Anlage Bosketten, Wasserspiele und Gewächshäuser, welche der Repräsentation galten. Dann sind aber auch die Gemüsegärten dazugekommen, welche den Speiseplan der Schlossbewohner zu bereichern hatten.
Die Schweiz am Nerv des Lebens
Seit es paradiesische Gärten gibt haben Gärtner seltene Pflänzlein samt den Würzelchen ausgegraben und ihren Müttern und Geliebten geschenkt. Auf diese Weise ist manche Pflanze schon weit gereist und hat sich ausgebreitet. Über die Pässe der Alpen sind nicht nur Pflanzen, Samen und Stecklinge gekommen, auch grosse Ideen von fürstlichen Ländern und königlichen Gärten haben die Macht der Aristokratie der Schweiz geziert. Über Villengärten und Schlossgärten gibt es viel zu erfahren und zu sehen. Doch auch die öffentlichen Anlagen entlang den Promenaden der Mittellandseen haben durchaus einen majestätischen Einfluss erlebt. Der Blick auf diese Gärten lohnt sich, ist doch viel mehr zu entdecken, wenn die Ideen dahinter verständlich sind.
Herausgegeben von Brigitt Sigel, Catherine Waeber und Katharina Medici-Mal ISBN 3-85881-182-3 CHF 98.? | ? 65.? | AG Wettingen, ehemaliges Zisterzienserkloster |