SAP tritt nach starkem Quartal auf Euphoriebremse – Aktie verliert

Der Weltmarktführer bei Anwendungssoftware bestätigte zwar seine Wachstumserwartung für 2006 sowie das Ziel für die operative Marge, hält das Erreichen des oberen Endes der Prognosespanne für wenig wahrscheinlich. Für das kommende Jahr wollte SAP-Chef Henning Kagermann zudem die bisherige Prognose für die operative Marge nicht bestätigen. Wegen einer Reihe neuer Produkte sei es zu früh, jetzt detaillierte Prognosen für 2007 abzugeben, sagte Kagermann am Donnerstagnachmittag bei einer Analystenkonferenz.

Erreichen der oberen Spanne wenig wahrscheinlich
Bislang hatte der Oracle-Konkurrent für das kommende Jahr bei der operativen Marge vor Sonderposten einen Anstieg auf 30 Prozent in Aussicht gestellt. Im laufenden Jahr geht SAP bei der operativen Marge weiter von einem Anstieg auf 28,8 bis 29,3 (Vorjahr: 28,3) Prozent aus, hält das Erreichen der oberen Spanne aber für wenig wahrscheinlich. Die SAP-Aktie gab am Donnerstag trotz besser als erwartet ausgefallener Quartalszahlen deutlich nach und war mit eine m Abschlag mehr als drei Prozent einer der schwächsten Wert im EuroSTOXX 50 .

SAP setzt weiter auf Wachstum
Kagermann betonte bei der Analystenkonferenz, dass SAP weiter auf Wachstum setzt und er auch weiter mit einer hohen Nachfrage nach Anwendungssoftware rechnet. SAP werde dabei weiter alles tun, um an diesem Wachstum überproportional teilzuhaben. Nach Aussagen des SAP-Vorstands Leo Apotheker gewann der deutsche Hersteller rund 85 Prozent der Ausschreibungen, bei denen er in direkter Konkurrenz zum wichtigsten Konkurrenten Oracle stand. Während der US-Hersteller vor allem auf Übernahmen setzt, um im Segment für Anwendungssoftware den Abstand zu SAP verringern, setzt Kagermann auf neue Produkte.

Wieder auf Erfolgsspur
Zwischen Juli und September kehrte SAP nach einem etwas schwächeren zweiten Quartal wieder auf die Erfolgsspur zurück. Der für das künftige Gesamtwachstum wichtige Lizenzumsatz stieg im dritten Quartal um 17 Prozent auf 691 Millionen Euro. Von dpa-AFX befragte Experten hatten mit 665 Millionen Euro gerechnet. 2006 rechnet SAP bei der von Experten viel beachteten Grösse weiter mit einem Plus von 15 bis 17 Prozent auf mindestens 3,2 Milliarden Euro, wobei «es weniger wahrscheinlich» ist, dass obere Ende der Spanne zu erreichen. Der operative Gewinn vor Sonderposten legte um 17 Prozent auf 606 (Prognose: 592) Millionen Euro zu.

«Outperformer»-Einstufung bestätigt
LRP-Experte Thomas Hoffmann sieht SAP nach den Zahlen zum dritten Quartal wieder auf Kurs. Die Vermutung, dass die schwache Entwicklung im Vorquartal nur ein temporäres Problem darstellte, sei bestätigt worden, schrieb der Analyst. Er bestätigte seine «Outperformer»-Einstufung sowie das Kursziel von 185 Euro. Nach Einschätzung der Privatbank Merck Finck lieferte SAP «überzeugende» Zahlen ab. Der Impuls für das Wachstum der Lizenzumsätze gehe erneut von den USA aus.

In allen Regionen zugelegt
Der Überschuss stieg um 16 Prozent auf 388 (Prognose: 334) Millionen Euro, während der Gesamtumsatz um elf Prozent auf 2,245 (Prognose: 2,23) Milliarden Euro kletterte. SAP konnte im dritten Quartal in allen Regionen deutlich zulegen. In den USA – dem wichtigsten Markt – stieg der Lizenzumsatz um 15 Prozent auf 228 Millionen Euro. Auch in der Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) konnte SAP zweistellig wachsen. Hier stieg der Lizenzerlös um 14 Prozent auf 301 Millionen Euro.

«Beeindruckende Erfolgsquote gegenüber Mitbewerbern»
«Wir hatten ein erfolgreiches drittes Quartal mit einer beeindruckenden Erfolgsquote gegenüber Mitbewerbern und zweistelligen Wachstumsraten bei den Softwarelizenzumsätzen in allen Regionen», sagte Kagermann. «Währungsbereinigt verzeichneten wir elf Quartale in Folge zweistellige Wachstumsraten bei Softwarelizenzumsätzen.» Im zweiten Quartal hatte SAP den Markt allerdings mit einem in Euro gemessenen einstelligen Plus beim Lizenzumsatz enttäuscht.

Optimistischer bei erwartetem Gewinn je Aktie vor Sonderposten
Wegen einer überraschend geringen Steuerquote ist SAP beim erwarteten Gewinn je Aktie vor Sonderposten etwas optimistischer. Der Proforma-Gewinn je Aktie werde leicht über der bisher angepeilten Spanne von 5,80 bis 6,00 (Vorjahr : 5,01) Euro liegen. Mit diesem Schritt hatten zahlreiche Experten gerechnet. SAP kaufte im dritten Quartal deutlich weniger eigene Anteile zurück als zuletzt, kündigte aber weitere Aktienrückkäufe an.

Mitarbeiterzahl steigt weiter an
Seit Beginn des Jahres stieg die Zahl der Vollzeitstellen weltweit um knapp 2.600 auf etwa 38.500. In Deutschland stellte SAP in den ersten neun Monaten 145 neue Mitarbeiter ein. Das Ziel von Vorstandschef Kagermann ist es, im Jahr 2006 zwischen 350 und 700 zusätzliche Arbeitsplätze im heimischen Markt zu schaffen. «Die 350 haben wir noch im Auge», sagte Deutschland-Chef Michael Kleinemeier. «Der Markt ist aber nicht leicht.» Das Wachstum hierzulande blieb im dritten Quartal deutlich hinter dem Gesamtwachstum zurück. (awp/mc/ar)

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