Swiss: Arbeitsstreit eskaliert – Bislang 75 Flüge annulliert
Der Streik begann am Morgen um 5.30 Uhr. Dazu aufgerufen hatte die Gewerkschaft Swiss Pilots. Nach deren Angaben beteiligten sich mehr als 100 der 210 bei der Gewerkschaft eingeschriebenen Piloten am Streik. Insgesamt beschäftigt die Swiss-Tochter für das Europa-Geschäft, die Swiss European, 284 Piloten.
Bestreikt wird ausschliesslich die aus 24 Maschinen bestehende Avro-Flotte der Swiss European, die von ehemaligen Crossair-Piloten geflogen wird. Die restlichen Europaflüge und die Langstreckenflotte sind laut Swiss vom Streik nicht betroffen. Von der Avro-Jumbolino-Flotte werden rund 50 Prozent der Europaflüge der Swiss getätigt. Für Dienstag waren 149 Flüge mit solchen Maschinen geplant. Bis am Dienstagnachmittag waren laut Swiss 122 Flüge mit rund 7’700 Passagieren betroffen. Im Durchschnitt befördert die Swiss European täglich rund 8`500 Passagiere. Die Swiss versucht den Schaden in Grenzen zu halten. Die Airline will Flüge über Partner-Airlines durchführen lassen.
Kostenlose Umbuchungen
Zudem bietet die Airline eine kostenlose Umbuchung an. Alternativ können Flugscheine für alle vom Streik direkt betroffenen Flüge ohne Gebühren erstattet werden. Zudem wurden Passagiere auf andere Fluggesellschaften umgebucht, für kürzere Distanzen wurden sie auch auf Züge oder Busse verwiesen. Für die Flugpassagiere hat Swiss eine Hotline eingerichtet (044 564 17 47). Der Call Center musste bis 9.30 Uhr 1200 Anfragen beantworten.
Swiss droht mit Konsequenzen
Die Gewerkschaft Swiss Pilots der früheren Crossair-Piloten hatte der Airline ein Ultimatum bis Montagabend gestellt, um ihre «Diskriminierung» gegenüber Ex-Swissair-Piloten zu beenden. Für Swiss ist der Streik der Europa-Piloten indes völlig überraschend gekommen. Mit dem Streik habe man nicht gerechnet, sagte Manfred Brennwald, operativer Chef von Swiss und Verwaltungsratspräsident von Swiss European, vor den Medien in Zürich. Man habe das Ultimatum der Piloten nicht ungenutzt verstreichen lassen, sondern es bis Montagabend beantwortet. Die streikenden Piloten rief die Swiss auf, bis 18 Uhr zur Arbeit zurückzukehren. Ansonsten drohten ihnen Konsequenzen.
Kampf um Gleichbehandlung mit ehemaligen Swissair-Piloten
Seit der Gründung der Swiss vor knapp fünf Jahren kämpfen die ehemaligen Crossair-Piloten um die Gleichbehandlung mit den Europapiloten der ehemaligen Swissair. Obwohl ein Schiedsgericht diese Diskriminierung im Sommer 2003 feststellte, hat Swiss laut Swiss Pilots den Missstand bis heute nicht behoben.
kapers kritisiert Swiss-Management
Verständnis für die streikenden Piloten zeigte der Verband des Kabinenpersonals kapers. Die Beweggründe, die zur Arbeitsniederlegung geführt hätten, seien nachvollziehbar. Es sei bedauerlich, dass es «der Swiss bis heute nicht gelungen ist, mit dieser Personalkategorie endlich eine vernünftige Lösung auf sozialpartnerschaftlicher Basis zu finden», schreibt kapers in einer Mitteilung vom Dienstag. Der Streik der Avro-Piloten zeige, «wie wenig Verständnis seitens des Swiss-Managements für die Anliegen des Personals vorhanden» sei. Denn auch beim Kabinenpersonal stehe es mit der Stimmung nicht zum Besten. (awp/mc/pg)