Celesio: Prognose für Gesamtjahr bestätigt – Unsicherheit wegen Frankreich
«Wir können keine präzisere Aussage machen», sagte Unternehmenschef Fritz Oesterle der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX in Berlin. Es liesse sich bislang immer noch nicht einschätzen, wie sich angekündigte oder aktuelle Sparmassnahmen auf den Markt besonders in Deutschland und Frankreich auswirken werden. Dabei verwies er vor allem auf die Planungsunsicherheiten in Frankreich.
Sondersteuer auf Umsatz und Umsatzwachstum in Frankreich
Frankreich plane die sogenannte «Contribution exceptionnelle», eine Sondersteuer auf den Umsatz und das Umsatzwachstum der Grosshändler, anzuheben, erläuterte Oesterle. Momentan beträgt die Sondersteuer auf den Umsatz 1,9 Prozent und 1,9 plus 2,25, das heisst 4,15 Prozent, auf das Umsatzwachstum. Steigt beispielsweise der Umsatz eines Grosshändlers von 20 auf 30 Millionen Euro, so muss das Unternehmen auf 20 Millionen Euro 1,9 Prozent und auf zehn Millionen 4,15 Prozent an den Fiskus abführen. Für 2006 plant nun Frankreich, mit der «Contribution exceptionnelle» einmalig zusätzlich 50 Millionen Euro abzuschöpfen. Wie sich dies auf den Grosshandel auswirken werde, sei noch nicht abzusehen, sagte der Celesio-Chef. Die Sondersteuer wird allerdings nicht auf Produkte erhoben, die mehr als 150 Euro kosten. In Frankreich ist die Celesio-Tochter OCP im Grosshandel mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent Marktführer. Die direkten Konkurrenten sind Alliance Santé, Les CERP und Phoenix.
Mittelfristig gute Wachstumschancen
Celesio geht für das Gesamtjahr 2006 davon aus, dass der europäische Pharmamarkt auch 2006 in der Grössenordnung des Vorjahres um rund fünf Prozent wachsen wird. Der Celesio-Grosshandel soll organisch im Rahmen des vergleichbaren Marktes wachsen. Das Geschäft mit Apotheken soll voraussichtlich stärker als der Markt wachsen. Für Celesio-Services sieht das Unternehmen mittelfristig gute Wachstumschancen. Zweifelsfrei werde das Marktumfeld in der zweiten Hälfte des Jahres schwieriger, hiess es weiter. Trotzdem rechne der Celesio-Vorstand damit, dass das Vorsteuerergebnis in lokaler Währung auch 2006 stärker als der Umsatz steigen werde. Das Vorsteuerergebnis soll in lokaler Währung im mehrjährigen Durchschnitt zweistellig wachsen.
Mögliche Zulassung von Apothekenketten in Deutschland
Bei einer möglichen Zulassung von Apothekenketten in Deutschland hält sich Celesio einen eigenen Einstieg in den Markt offen. «Sollten Apothekenketten hier zu Lande zugelassen werden, dann müsste die Politik genaue Rahmenbedingungen vorgeben», sagte Oesterle der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX in Berlin.
Nachfrage ändert sich nicht – Bessere Verteilung
Unkontrollierte Ansiedlungen würde zu erheblichem Wildwuchs führen. Viele Apotheken würden sich in attraktiven Innenstadtlagen ansiedeln und auf dem Land gäbe es dann noch kaum Apotheken. Zudem ändere sich durch eine Zulassung von Apothekenketten nicht die Nachfrage nach Arzneimittel. Der gleichbleibende Umsatz müsse dann auf mehr Apotheken verteilt werden. Die Apotheken würden somit unrentabler werden.
Niederlassungsbeschränkung wie bei Ärzten
Daher schlägt Oesterle vor, dass etwas Ähnliches wie die Niederlassungsbeschränkung bei Ärzten einzuführen. Celesio selbst betreibt mehr als 2000 Apotheken im Ausland. So sei der Besitz von Apotheken in Grossbritannien oder Norwegen durch Gesetze geregelt. Generell sorgten Apothekenfilialen für mehr Wettbewerb und auch die Patienten hätten ihren Nutzen.
Gute Chancen für gesetzliche Änderung
Die Chancen für eine gesetzliche Änderung für das Betreiben von Apotheken beurteilt Osterle als nicht allzu schlecht. Zumal der saarländische Gesundheitsminister Josef Hecken (CDU) eines von acht Mitgliedern der engeren Verhandlungskommission zur Gesundheitsreform sei, sagte der Unternehmenschef. Hecken hatte im Saarland dem niederländischen Internet-Arzneimittelbetreiber DocMorris die Erlaubnis erteilt, die erste deutsche Filiale in Saarbrücken zu betreiben.
Erste DocMorris-Niederlassung in Deutschland
Der Arzneimittelhändler DocMorris hatte Anfang Juli in Saarbrücken seine erste Niederlassung in Deutschland eröffnet und damit heftige Kritik in der Apothekerschaft ausgelöst. Das Verwaltungsgericht Saarlouis hatte Anfang September allerdings einem Eilantrag dreier Saarbrücker Apotheker auf Schliessung der DocMorris Filiale in einer Vorab-Entscheidung stattgegeben. DocMorris hatte daraufhin seine Filiale geschlossen und angekündigt, alle «rechtlichen Mittel» gegen den Beschluss einzulegen. (awp/mc/ar)