Studien zur Mobilfunkstrahlung: Geldgeber hat Einfluss auf die Resultate

Studien, die ausschliesslich durch die Telekomindustrie finanziert sind, berichten seltener über gesundheitliche Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung als vergleichbare Studien, die von der öffentlichen Hand finanziert sind. Zu diesem Befund kommt eine Untersuchung des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern, wie diese am Donnerstag mitteilte. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift «Environmental Health Perspectives» veröffentlicht. Für ihre Untersuchung analysierten die Berner Wissenschafter systematisch Resultate und Qualität von 59 experimentellen Studien, die von 1995 bis 2005 in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Drei davon stammen aus der Schweiz; sie wurden gemeinsam von Industrie und öffentlicher Hand finanziert.


12 von 59 Studien gesponsort
Insgesamt waren 12 von 59 Studien ausschliesslich von der Industrie gesponsert, 11 von der öffentlichen Hand, 14 gemischt (öffentliche Hand und Industrie) und 22 legten nicht offen, wer die Studie bezahlte. Bei allen untersuchten Studien waren potenziell gesundheitsrelevante Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung auf Menschen untersucht worden, etwa Hirnströme, hormonelle Veränderungen, Blutdruck, Reaktionszeiten oder Gedächtnisleistungen.


Unterschiede in den Resultaten
Aussagen machen die Wissenschafter auch über die generelle Qualität der Studien: Die gemischtfinanzierten wiesen die höchste Qualität auf, die öffentlich finanzierten schnitten leicht besser ab als die rein von der Industrie bezahlten. Die Unterschiede in den Resultaten könnten jedoch nicht mit der Methodik bzw. der Studienqualität erklärt werden, sagte auf Anfrage Matthias Egger, Professor am Instituts für Sozial- und Präventivmedzin und Mitautor der Untersuchung. Sie müssten vielmehr auf die unterschiedliche Finanzierungsart zurückgeführt werden.


Einfluss der Geldgeber auf Resultate muss ausgeschlossen werden
Ob Mobilfunkstrahlung tatsächlich die Gesundheit beeinträchtige, sei nicht nachgewiesen und mit der vorliegenden Analyse auch nicht untersucht worden, betonte Egger. Im Hinblick auf die Aussagekraft wissenschaftlicher Studien stimmten die Resultate der Untersuchung aber bedenklich. Egger fordert, «dass bei industriefinanzierten Studien die Rahmenbedingungen so gesichert werden müssen, dass ein Einfluss der Geldgeber ausgeschlossen werden kann».


Positives Beispiel
Als mögliches positives Beispiel nannte Egger die an der ETH Zürich domizilierte «Forschungsstiftung Mobilkommunikation» (FSM). Die Stiftung wird von den drei Schweizer Mobilfunkanbietern Swisscom, Sunrise und Orange mitfizaniert, die Forschungsaufträge werden jedoch von einem unabhängigen Gremium vergeben. (awp/mc/gh)

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