Deutsche Wirtschaft wächst von Jahrzehnt zu Jahrzehnt langsamer
Seit der Wiedervereinigung halbierte sich die Wachstumsrate der deutschen Wirtschaft und lag im Schnitt der letzten zehn Jahre (1995- 2005) nur noch bei 1,3 Prozent. Das meldete das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden.
Entwicklung normal für bestimmtes Wohlstandsniveau
Volkswirte sehen mehrere Gründe dafür. Die Entwicklung sei normal für Industriestaaten, die ein bestimmtes Wohlstandsniveau erreicht haben, das nur noch schwer zu steigern sei. So waren in den 60er Jahren Traumwachstumsraten von mehr als fünf Prozent gang und gäbe. Allerdings sind damalige Zahlen wegen anderer Berechnungsmethoden nicht mehr exakt mit heutigen vergleichbar. Die Raten seit 1970 sind jetzt anhand moderner Methoden neu berechnet worden.
Fehlende Reformen – Überalterung
Derzeit bremsen in Deutschland nach gängiger Meinung fehlende Reformen und die Überalterung der Gesellschaft die Konjunktur. «Ein Prozent Bevölkerungswachstum jährlich würde ein Prozent mehr Wirtschaftswachstum schaffen», heisst es bei der Dresdner Bank/Allianz-Gruppe. So aber fehlten Arbeitskräfte.
2006: Höchstes Plus seit sechs Jahren erwartet
Nach der Wiedervereinigung habe die jahrelange Krise am Bau die gesamtdeutsche Wirtschaft geschwächt. «Auch der massive Transfer von Geldern in den Osten, die nicht in Investitionen sondern in die Sozialversicherungen und den Konsum gingen, dämpften das Wachstum», sagte Volkswirt Christoph Balz von der Commerzbank. Für 2006 erwarten die Experten mit einem Konjunkturwachstum von knapp zwei Prozent das höchste Plus seit sechs Jahren. (awp/mc/ar)