Ernst & Young zieht Bericht über Berg fauler Kredite in China zurück

Der alarmierende Bericht von Anfang Mai ging von 358 Milliarden US-Dollar an Problemkrediten allein bei den vier grossen Staatsbanken aus. «Die Zahl lässt sich nicht halten», hiess es am Dienstag in einer Pressemitteilung, mit der sich die Wirtschaftsprüfer für den «fehlerhaften Bericht» entschuldigten. Ernst & Young stellte sich in der Mitteilung demonstrativ hinter die offizielle chinesische Schätzung von nur 133 Milliarden fauler Kredite für die vier Staatsbanken.


Für grossen Wirbel gesorgt
Der Bericht hatte vor den geplanten Börsengängen der Bank of China und der Industrial and Commercial Bank of China für grossen Wirbel gesorgt. Die Zentralbank in Peking nannte ihn «lächerlich und kaum zu verstehen». Er stehe im Widerspruch zu den eigenen Buchprüfungen von Ernst & Young bei der Industrial and Commercial Bank of China, was die Wirtschaftsprüfer indirekt einräumten. Der Bericht war Anfang Mai mit Kommentaren von zwei Partnern des Unternehmens unmittelbar vor Beginn der Werbetour der Bank of China für ihren Börsengang veröffentlicht worden, der nach Erwartungen mit zehn Milliarden US- Dollar weltweit der grösste seit sechs Jahren werden könnte. Die Schätzung war doppelt so hoch wie die aus einer früheren Ernst & Young-Studie von 2002, was mit besserem Zugang zu Informationen, neuer Kreditvergabe und der Erkenntnis begründet wurde, dass das Problem noch mehr Finanzinstitute betrifft. Insbesondere war wegen der aggressiven Kreditvergabe zwischen 2002 und 2004 vor einer «neuen Welle fauler Kredite» in Höhe von 225 Milliarden Dollar gewarnt worden.


Scharfe Kritik der Zentralbank in Peking
Obwohl der Bericht von Ernst & Young gross verbreitet worden war, hiess es nach der scharfen Kritik der Zentralbank in Peking plötzlich, er sei «nicht durch den normalen internen Prüfungs- und Billigungsprozess gelaufen». Beobachter spekulierten, ob die Wirtschaftsprüfer eventuell ihre Geschäfte in China in Gefahr gesehen und sich deswegen zum Rückzug entschieden haben.


In 140 Ländern vertreten
Ernst & Young ist weltweit in 140 Ländern vertreten und hat insgesamt rund 107 000 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern einen Umsatz von 16,9 Milliarden US-Dollar. (awp/mc/gh)a

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