Swisscom macht mit weniger Umsatz mehr Gewinn
Verantwortlich für den steilen Gewinnanstieg seien geringere Abschreibungen, ein höheres Finanzergebnis und der Wegfall des Verlustes der einstigen Tochter Debitel, teilte die Swisscom am Mittwoch mit. Die Beteiligung in Deutschland hatte im Vorjahr noch ein Loch von 243 Mio CHF in die Kasse gerissen. Der Umsatzrückgang schmolz dagegen, weil das Geschäft International Carrier Services an den belgischen Telekomkonzern Belgacom verkauft wurde.
Preissenkungen drücken das Resultat
Auch der Preiskrieg drückte auf das Resultat: So hatte die Swisscom die Gebühren für Anrufe gesenkt, die andere Telekomanbieter für Anrufe auf Swisscom-Handys bezahlen müssen. Dies kostete die Swisscom 279 Mio CHF Umsatz. Zudem gaben die Preise im Festnetz um 6,6% und im Mobilfunk um 10% nach. Dagegen konnte die Swisscom bei der Auslagerung von IT, im Breitbandinternet und beim mobilen Datenverkehr zulegen. Insgesamt konnte der Umsatzrückgang nicht vollständig durch Kosteneinsparungen kompensiert werden. Deshalb sank der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) um 4,9% auf 4,171 Mrd CHF.
Analystenerwartungen leicht übertroffen
Mit diesen Resultaten hat die Swisscom die Erwartungen der Analysten leicht übertroffen, die im Schnitt mit einem Umsatz von 9,67 Mrd CHF und einem Reingewinn von 2 Mrd CHF gerechnet hatten. In diesem Jahr plant die Swisscom einen Aktienrückkauf in Höhe von 2,25 Mrd CHF. Zudem wird eine Dividende von 907 Mio CHF ausbezahlt. Insgesamt würden die Aktionäre von Ausschüttungen im Umfange von über 3 Mrd CHF profitieren. Nachdem der Bundesrat die Swisscom bei der Expansion ins Ausland zurückgepfiffen hatte, gab der Konzern nun die Grundpfeiler seiner neuen Strategie bekannt.
Swisscom will bei Multimedia «Gas geben»
Die Swisscom will vermehrt bei Multimediadiensten Gas geben. Dies beinhalte Anwendungen in der Telekommunikation, IT, Medien und Unterhaltung, die immer näher zusammenrückten, hiess es. Einzelne Produkte würden vermehrt zu Gesamtangeboten gebündelt. Zudem will die Swisscom bei den Geschäftskunden expandieren. Es gelte, internationalen Konzernen mit Hilfe von Kooperationen Dienstleistungen aus einer Hand anzubieten. Auch wolle man in Bereiche vordringen, die nahe beim heutigen Kerngeschäft seien und sich unter dem Einfluss der Digitalisierung und des zunehmenden Breitbandinternets stark verändern würden, wie beispielsweise die Telemedizin. Die erfolgreiche Umsetzung der Strategie bedinge eine engere Zusammenarbeit der Gruppengesellschaften.
Sesselrücken im Management
Dabei kommt es zum Sesselrücken im Topmanagement. Nach dem Abgang von Konzernchef Jens Alder Ende Januar gibt der neue Swisscom-Chef Carsten Schloter die Leitung des Mobilfunks an Adrian Bult weiter. Bult war bisher fürs Festnetz verantwortlich. Sein Nachfolger beim Festnetz werde Finanzchef Ueli Dietiker, der seinerseits sein Amt an Mario Rossi abtritt, der bislang Finanzchef von Swisscom Fixnet war. Urs Schaeppi wird neuer Leiter des Geschäftskundensparte Swisscom Solutions. Der bisherige Verantwortliche des nun erfolgreich restrukturierten Bereichs, René Fischer verlasse den Konzern.
EBITDA von 4 Milliarden Franken für 2006 erwartet
Für 2006 erwartet die Swisscom einen Umsatz von 9,5 Mrd CHF und einen EBITDA von 4 Mrd CHF. Hauptgrund für den Rückgang des Betriebsergebnisses seien die tieferen Terminierungsgebühren im Mobilfunk, die das Ergebnis 2006 nun im ganzen Jahr belasten würden. 2005 war dies erst während sieben Monaten der Fall gewesen. Der anhaltende Preisdruck im Festnetz und Mobilfunk solle auch dieses Jahr durch Wachstum in anderen Bereichen aufgefangen werden.
(awp/mc/hfu)