Peter Eggenberger, Grand Hotels Bad Ragaz: «Entschleunigung ist das grosse Thema»
von Tanja Hess
Moneycab: Als wir vor zwei Jahren miteinander das Gespräch hatten über die Grand Hotels Bad Ragaz, haben Sie eine Doppelfunktion innegehabt. Sie waren einerseits der Geschäftsführer der Grand Hotels Bad Ragaz und neben diesem schon sehr anspruchsvollen Job haben Sie interimistisch die Stelle des Hoteldirektoren besetzt. Stehen Sie heute immer noch unter dieser Doppelbelastung?
Peter Eggenberger: Nein, mit Riet Pfister habe ich die nötige Entlastung. Er führt seit nun mehr als einem Jahr die beiden Grand Hotels Quellenhof und Hof Ragaz mitsamt dem Wellnessbereich. Neben diesen beiden Hotels haben wir bekanntlich ein Medizinisches Zentrum, einen grossen Golfbereich mit zwei Plätzen, die Tamina Therme, ein Casino. Zudem führen wir die Führung Klinik Valens. In den beiden Hotels beschäftigen wir ca. 380 MitarbeiterInnen, gesamthaft gegen 1000.
Moneycab: Nachdem ich bei Ihnen logiert habe und man mich ausgezeichnet verwöhnt hat, zeigt sich mir ein Bild der Perfektion im Quellenhof. Besonders auffallend ist der gute Gästekontakt.
Peter Eggenberger: Eine gute Infrastruktur bietet in der heutigen Zeit eigentlich jedes Top-Hotel. Wir müssen dafür sorgen, dass sich unsere Gäste bei uns zu jeder Zeit und überall wohl fühlen. Das wollen wir mit einem freundlichen, hilfsbereiten und kompetenten Kontakt durch alle Mitarbeiter jederzeit sicherstellen. Das fängt bereits bei der Auswahl unserer Mitarbeiter an und geht mit gutem Kontakt, individueller Betreuung resp. Coaching sowie laufender Schulung weiter.
Moneycab: Wie haben sich die Übernachtungszahlen entwickelt?
Peter Eggenberger: Es gibt zwei Neuigkeiten diesbezüglich. Die gute Neuigkeit ist, dass wir im Jahre 2005 mehr Gäste im Hause hatten. Der Zuwachs der Ankünfte beträgt stolze 6.2%. Die weniger gute Neuigkeit ist, dass die Gäste etwas weniger lange blieben. Der Gast von heute kommt für eine Woche, früher kam er für 14 Tage oder gar drei Wochen. Heute bleibt unser Gast im Durchschnitt 4.28 Tage, letztes Jahr waren wir noch bei 4.5 Tagen. Wir brauchen also Jahr für Jahr mehr Gäste, um die sinkende Aufenthaltsdauer auszugleichen und dadurch die Anzahl der Logiernächte halten, resp. steigern zu könne.
Wir haben unsere Marketingaktivitäten, neben der Schweiz und Deutschland, in anderen Ländern verstärkt. Wir sind aktiv in Italien, Grossbritanien, USA, im nahen Osten und in Russland. Wir werden internationaler und sind weniger abhängig von unseren «Heimmärkten» Schweiz und Deutschland.
«Wirtschaftlichkeit und qualitatives Wachstum sind die Voraussetzung für den nachhaltigen Erfolg.» Peter Eggenberger, Grand Hotels Bad Ragaz
Moneycab: Sie bieten in beinahe allen Bereichen ein breites Angebot an. Wo setzen Sie den Fokus der Ausrichtung für die Zukunft?
Peter Eggenberger: Wir haben klare vier Gästesegmente. Wellness, Gesundheit, Golf, Business. Viele Gäste kommen zu uns wegen unserem schönen Spa. Zudem bieten wir einen «Real Spa» (Sana per aquam, also Gesundheit durch Wasser) dank unserem wohltuenden und erholsamen Thermalwasser. Dann kommen auch viele Gäste dank unserem kompetenten medizinischen Angebot und viele natürlich um zu Golfen. Laufend mehr Gäste kommen im Business-Bereich, wo sie oft ihren Aufenthalt (Meeting, Seminar) mit einem anderen Angebot kombinieren und bereichern.
«Es wird der Gesellschaft langsam bewusst, dass man nicht nur beschleunigen kann, die grosse Kunst liegt im Bereich der Entschleunigung.»
Wir bieten den umfassenden Service im Bereich medizinischer Check-up. Dann bauen wir auf, mit einem genau auf den Gast zugeschnittenen Programm. Wichtig ist, dass der Gast spürt, dass er sich was zuliebe tut. Dieser Gast der zu uns kommt für die Entschleunigung ist nicht krank, und will darum auch nicht als Patient behandelt werden. Er will Luxus und Ruhe.
Sehen Sie, früher habe ich meinen Vater belächelt, als er jeweils ein Nickerchen machte über Mittag. Heute bin ich stolz drauf, dass ich mich so weit aus den Zwängen reissen kann und mir den Power-Nap über Mittag leisten kann. In diesem Umdenken bin ich nicht alleine, wer die Kraft der Entschleunigung kennt, der schätzt sie. Die Entschleunigung ist lernbar, lernen kann man sie bei uns. Dafür haben wir neben vielen Angeboten von Yoga bis Pilates auch die Hilfe eines Psychiaters im Angebot, denn es darf nicht unterschätzt werden, wie schwierig das Unterfangen ist.
Moneycab: Entschleunigung tönt gut. Es ist einleuchtend, dass man nicht mit dem Auto mit 120 km/h in die Garage fahren kann. Haben Sie weitere Informationen vor?
Peter Eggenberger: Ja. Wir haben grosse Pläne. Neben einem zusätzlichen Hotel, einem neuen medizinischen Zentrum, wollen wir unsere Tamina Therme erneuern. Die Gäste in der öffentlichen Therme sollen zum wohltuendem Thermalwasser auch in den Genuss von Saunalandschaften und Dampfbädern kommen. Was wir alles genau in einem neuen Hotel machen werden, ist noch verfrüht zu sagen.
Moneycab: Ist der neue Gast, wie Sie ihn beschrieben haben auch ein Golfer?
Peter Eggenberger: Durchaus. Golf gehört zu den Sportarten, bei denen es nicht darum geht, dass der Puls hochgetrieben wird. Der Ausgleich von sportlicher Betätigung und Müssiggang für die Seele sind viel wichtiger. Mit unserem neuen Golfplatzangebot kommen wir diesem Bedürfnis nach. Der 18 Loch Golfplatz liegt in einer sehr schönen, alten, historischen Landschaft. Hier hat die Seele Auslauf. Aber auch die neue 9 Loch Anlage bietet dem Gast alles was er braucht. Da der Gast Abwechslung schätzt, suchen wir mit benachbarten Golfplätzen, zum Beispiel dem im Entstehen begriffenen Platz in Gams einen Austausch. Unsere Gäste schätzen die Landschaften des Alpenrheins sehr. Bei unserem neuen Golfplatz kann man noch Mitglied werden. Die Neumitgliedschaften laufen hervorragend. Wir haben noch keinen Monat spielen können und schon haben wir 300 Mitglieder in der neuen Anlage. Die Eintrittsgebühr kostet 5000 CHF. Die Nachfrage hat also unsere Planung bestätigt.
Moneycab: Sie haben als lose Blätterfolge die Druckfahne für den neuen Geschäftsbericht 2005 vor sich. Wie war der Abschluss?
Peter Eggenberger: Wir sind sehr zufrieden. Wir haben die Auslastung wieder steigern können und sehr gute 79,1% erzielt. Auch die Restaurants, die Äbtestube mit ihren 17 GaultMillau Punkten läuft gut. Das Casino hat wiederum gut gearbeitet. Es hat sich gezeigt, dass die gute Betreuung des Kunden nachhaltig gewirkt hat. Natürlich sind auch die gute Erreichbarkeit und die Nähe zur Autobahn massgebend für das Casino. Auch die Strategie des Hotelbereichs hat sich bewährt. Die Nähe zu Zürich ist ein Vorteil für kürzere Aufenthalte. Man kann schnell zu uns kommen und dann wirklich Entschleunigen. Wir möchten dem Gast die Sicherheit guter Leistung geben. Wir wollen keine Verwässerung im Angebot oder Service. Wir wissen, dass es auf den hohen Standard ankommt. Die Zufriedenheit des Gastes hängt nicht von den gesparten 100 Franken in der Schlussrechnung des Urlaubs ab. Massgebend für die Zufriedenheit ist ein voller Service, dem man immer vertrauen kann. Zusammengefasst lässt sich sagen, wir können der Zukunft positiv ins Auge sehen.
Peter Eggenberger: Und jetzt zum Schluss habe ich noch eine Frage an Sie. Was hat Ihnen denn nun nicht gefallen bei uns? Es wäre für uns sehr hilfreich, wenn Sie mir dies vielleicht auch im nachhinein noch sagen würden, damit wir weiter optimieren können.
Moneycab: Tja, was soll ich da sagen? Es kommt mir wirklich nichts in den Sinn. Aber sollte ich beim Schreiben des Interviews oder der Reportage noch etwas finden, was verbessert werden sollte, dann werde ich mich bei Ihnen per Mail melden.
(Bis heute ist mir noch nichts eingefallen, was Anlass zu einem Mail gegeben hätte. Es gibt nichts, was nicht perfekt wäre.)
Der Gesprächspartner
Verantwortlich für die Gesamtleitung der Unternehmergruppe. In seiner Funktion ist er auch Präsident des Verwaltungsrates der Casino Bad Ragaz AG sowie Mitglied des Stiftungsrats der Klinik Valens. Zuvor führte er die Division Restaurants Schweiz von Mövenpick. Darauf hatte er die Gesamtleitung von Jelmoli Zürich inne. Er verfügt über eine Kaufmännische Ausbildung, welche er durch Weiterbildung in der Unternehmensführung und im Marketing ergänzte.
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Wir kennen uns persönlich aus der Mövepick Zeit!
Mit freundlichen Grüßen
Carlo Keller