Arcelor und Mittal Steel müssen mit Bilanz 2005 Farbe bekennen
Nachdem der Branchengigant Mittal am Mittwoch erhebliche Gewinnrückgänge für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentierte, folgt an diesem Donnerstag der Rivale Arcelor mit voraussichtlichen Ergebniszuwächsen. Die drängende Frage an Arcelor-Chef Guy Dollé wird dabei aber sein, wie er den feindlichen Übernahmeversuch von Weltmarktführer Mittal abwehren will. Ein rettender «weisser Ritter», der Arcelor zur Seite springen könnte, ist noch immer nicht in Sicht. In den vergangenen Tagen schossen eine Reihe von Spekulationen ins Kraut, wie sich Arcelor der ungewollten Umarmung entziehen könnte.
Abwehrszenarien von Zukauf bis Verkauf denkbar
Danach könnte Arcelor selbst den Akquisitionspfad beschreiten, um den Wert des Unternehmens in die Höhe zu treiben. Spekuliert wird sowohl über einen Kauf eines Stahlkochers aus der Ukraine wie auch über die amerikanische US Steel . Denkbar sei auch ein schneller Verkauf der Sparte rostfreier Stahl oder eine Kooperation in dem Bereich, meinen die Analysten der Société Générale. Das Unternehmen würde dann an Attraktivität für Mittal verlieren. Arcelor selbst hält sich zu seiner Abwehrstrategie bedeckt. Allerdings drängt die Zeit: Mittal-Chef Lakshmi Mittal äusserte sich am Mittwoch zufrieden über Gespräche mit Investoren von Arcelor.
Mittal ist erfreut über die Akzeptanz ihrer Offerte
«Wir sind erfreut über die sehr positive Akzeptanz unserer Offerte.» Fondsmanager bestätigten dies. Der Marktführer werde seine Offerte wohl aber aufstocken müssen, sagte ein Fondsexperte. Mittal will 18,6 Milliarden Euro vor allem in eigenen Aktien für Arcelor zahlen. Auf Fragen nach einer möglichen Erhöhung des Angebots antwortete Mittal am Mittwoch allerdings mit einem klaren «Nein». Arcelor wird nach Einschätzung von Analysten am Donnerstag einen Ergebniszuwachs bekannt geben und sich damit gegen den allgemeinen Branchentrend stemmen.
Gewinn von 3,04 Milliarden erwartet
Im Durchschnitt rechnen sie mit einem Gewinnplus auf 3,04 Milliarden Euro nach 2,3 Milliarden ein Jahr zuvor. Auch der Umsatz soll kräftig um knapp zwei Milliarden Euro zulegen. «In Anbetracht der Übernahmeofferte von Mittal werden die Zahlen voraussichtlich aber noch über den Erwartungen liegen», erwarten Branchenbeobachter. Der Industriezweig profitiert weiter von den immer noch hohen Stahlpreisen, allerdings machen die steigenden Kosten vor allem für Eisenerz und Energie den Unternehmen zu schaffen. Mittal bekam dies zu spüren. So sank der Gewinn des Arcelor-Rivalen im vergangenen Jahr bei einem deutlich höheren Umsatz von 4,7 Milliarden Dollar auf 3,4 Milliarden Dollar (2,83 Mrd Euro). Nach Ansicht von Lakshmi Mittal untermauert das Ergebnis dennoch die Übernahmeambitionen: «Die Stahlmärkte brauchen starke, wachsende Unternehmen, die weltweit tätig sein können», sagt er.
(awp/mc/hfu)